Trotz des Pilotenstreiks bei der Lufthansa und ihrer Tochter Germanwings hat es am Morgen auf den Flughäfen in Deutschland kein Chaos gegeben. "Aktuell läuft alles im geregelten Maße, die Leute wurden gut informiert, alles ruhig derzeit im Terminal", sagte ein Sprecher des Frankfurter Flughafens. "Es sind wenige Leute, die ohne Vorkenntnisse hierher kamen." Auch ein Sprecher des Münchener Flughafens sagte, es sei sehr ruhig am Flughafen, die Reisenden seien gut informiert.
Die Lufthansa hat wegen des Streiks von 5.400 Kapitänen und Co-Piloten den größten Teil ihres Flugprogramms bis inklusive Freitag abgesagt. Rund 425.000 Passagiere sind von den etwa 3.800 Flugstreichungen betroffen. Ein großer Teil der Flüge sollte auf andere Verkehrsmittel oder andere Termine umgebucht werden. Fluggäste müssten aber damit rechnen, dass sie wegen des befürchteten Ansturms erst nach den drei Streiktagen eine alternative Flugverbindung erhielten, sagte Korrespondentin Anke Petermann im Deutschlandfunk.
Auch bei der Lufthansa-Tochter Germanwings fallen mehr als die Hälfte der 1.332 geplanten Flüge aus. Der verbleibende Rest wird von der nicht bestreikten Gesellschaft Eurowings geflogen.
Konfrontationskurs zwischen Cockpit und Lufthansa
Die streikenden Lufthansa-Piloten lehnen die Angebote der Konzernleitung weiter ab. Markus Wahl von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit sprach am Morgen am Flughafen Frankfurt von einer "Mogelpackung". "Nach außen hin gibt sich Lufthansa gesprächsbereit", sagte Wahl. Die Angebote seien aber immer die gleichen. "Für uns ist Lufthansa klar der Wolf im Schafspelz."
Für Oster-Urlauber gibt es Entwarnung: Wahl bestätigte, dass die Piloten nach dem Ende des Streiks am Freitag bis nach den Osterferien nicht noch einmal die Arbeit niederlegen werden.
Die Lufthansa hält eine zügige Einigung für unwahrscheinlich. Das sagte Konzernsprecherin Barbara Schädler am Frankfurter Flughafen. "Wir sind ständig gesprächsbereit. Wir glauben, dass wir Angebote vorgelegt haben, auf deren Basis man miteinander sprechen kann", sagte Schädler.
Lufthansa: Riesige Verluste
Die Drehkreuz-Flughäfen München und Frankfurt bereiten sich trotz der frühen Warnungen darauf vor, dass Transitreisende ohne Schengen-Visum in den Transitbereichen stranden könnten. Auch die meisten Frachtflüge der ebenfalls bestreikten Lufthansa Cargo wurden abgesagt. Lufthansa bezifferte die vom Streik ausgelösten Verluste auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Anlass des Streiks sind die von Lufthansa einseitig gekündigten Übergangsrenten, die den Piloten bislang ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf ermöglichten.
Dobrindt fordert rasche Einigung
Wegen der enormen Auswirkungen wächst die Kritik an dem Ausstand. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) rief die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft zu einer schnellen Einigung auf. "Jeder Tag mit Streik schränkt die Mobilität Hunderttausender Menschen ein. Das heißt, eine schnelle Lösung des Konflikts ist geboten und ist auch im Interesse der Tarifparteien", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung.
Der Vizechef der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Fuchs (CDU), sagte, der Streik sei "absolut unverantwortlich". Er bringe die Lufthansa in ernste Schwierigkeiten und nehme eine halbe Million Fluggäste als Geiseln. "Bei Leuten, die in einigen Fällen so viel verdienen wie die Kanzlerin, habe ich dafür wenig Verständnis", sagte Fuchs.