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Lufthansa-Pilotenstreik
Internationaler Imageschaden

Nicht nur die Lufthansa verliert durch den Pilotenstreik dreistellige Millionensummen und verärgert wichtige Stammkunden internationaler Konzerne. Auch das Image des Luft-Drehkreuzes Frankfurt am Main leidet unter dem verbissenen Arbeitskampf. Immer mehr Kunden suchen jetzt alternative Reisemöglichkeiten im Ausland.

Von Ludger Fittkau | 02.12.2014
    Eine Maschine der Lufthansa ist am 29.09.2014 am Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen) nahe eines Stoppschilds im Landeanflug.
    Aus Sicht der ausländischen Passagiere ist der Streik ein großes Ärgernis: Sie hätten sich schnellere Informationen gewünscht, um ihre Reisepläne anders gestalten zu können. Viele buchen jetzt im Ausland, um an ihr Ziel zu kommen. (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    "We want to go to Finland. But in the morning we get the message, that the flight is cancelled."
    Äußerlich ist Mervi Hassinnen ruhig. Eine zurückhaltende Finnin mit ihrem Mann in der langen Schlange vor dem Lufthansa-Schalter in Terminal 1, an dem Tickets umgetauscht werden können. Doch im Gespräch zeigt sich schnell: Mervi Hassinnen ist wie die meisten internationalen Fluggäste im Rhein-Main-Flughafen ziemlich genervt. Denn eigentlich wird sie morgen früh 300 Kilometer von Helsinki entfernt in der ostfinnischen Stadt Varkaus pünktlich an ihrem Arbeitsplatz erwartet:
    "In was supposed to go to work at seven o clock wednesday morning. But let's see what happened."
    Muppaavaiapu Anand sitzt an einem Bistrotisch im "Café Tangente" in der Abflughalle des Terminal 1 und verspeist ein Sandwich, das er für einen Essens-Gutschein der Lufthansa bekommen hat. Der indische IBM-Manager ist nach einem zwanzigstündigen Flug in Frankfurt am Main gestrandet, weil sein Weiterflug ins polnische Katowice gestrichen ist.
    Schlechte Informationspolitik
    Auch die Bahn kann er nicht nehmen, weil Lufthansa sein Gepäck nicht ausladen kann. Niemand habe ihn in Indien darüber informiert, dass die Lufthansa-Piloten in Deutschland streiken werden, erklärt der IT-Experte. Schon jetzt ist klar: Er wird wohl erst 36 Stunden später als geplant in Polen eintreffen, wo er wichtige geschäftliche Termine hat. Der wirtschaftliche Schaden, der dadurch für sein Unternehmen entsteht, ist enorm, betont Muppavaiapu Anand:
    "Und ich bin ja nicht allein. Es sind Hunderte und Tausende von Passagieren weltweit, auf die sich dieser Streik auswirkt. Ich kenne die Gründe nicht, die dahinter stecken. Es kann ja sein, dass es gute Gründe gibt, diesen Arbeitskampf zu führen. Aber aus der Sicht der Passagiere ist es ein großes Ärgernis, denn sie hätten besser informiert werden müssen, um ihre Zeitpläne anders gestalten zu können."
    Womöglich bleibender Imageschaden
    Jörg Handwerg ist der Sprecher der Pilotengewerkschaft Cockpit, die den Streik ausgerufen hat. Im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens drückt er sein Bedauern darüber aus, dass wichtige Kunden wie der indische IBM-Manager nicht schon vor ihrem Abflug im Heimatland über den Arbeitskampf in formiert werden konnten:
    "Es kommt darauf an, wann die Leute abgeflogen sind, ob sie überhaupt über Mobilgeräte verfügen, ob sie Internet-Zugang haben. Natürlich ist es schwieriger, die Leute im Ausland zu erreichen."
    Dass die inzwischen neunte Streikrunde gerade dem internationalen Luft-Drehkreuz Frankfurt am Main einen womöglich bleibenden Imageschaden zufügen kann, ist der Piloten-Gewerkschaft genauso bewusst wie dem Lufthansa- Management. Gerade internationale Geschäftsreisende, die viel fliegen müssen, suchen inzwischen immer häufiger nach Flugrouten, mit denen sie deutsche Flughäfen vermeiden können, wenn es geht. Auch Muppaavaiapu Anand macht sich jetzt mit den Flugmöglichkeiten in Polen vertraut.
    "Sie haben mir jetzt einen Flug von hier nach Warschau angeboten, über Warschau soll es nach Katowice gehen. Ich benutze jetzt eine andere Route."