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Lufthansa-Pilotenstreik
Streik-Routine an den Flughäfen

Trotz des Ausfalls von Hunderten Flügen: Der neue Pilotenstreik bei der Lufthansa hat an den deutschen Flughäfen kein Chaos verursacht. Die Airline konnte ihre Fluggäste rechtzeitig vorwarnen. Viele von ihnen wurden auf andere Fluggesellschaften umgebucht, andere konnten ihre Reise hingegen nicht antreten.

    An einem Flugschalter der Lufthansa in Frankfurt am Main ist auf dem Display zu lesen: "Serviceschalter für annulierte Flüge ab 5 Uhr." Vor dem Schalter sind unscharf Fluggäste zu erkennen; dahinter sitzen zwei Service-Angestellte der Lufthansa.
    Die Lufthansa gibt sich trotz der neuen Ausstände gelassen. (dpa / Christoph Schmidt)
    Rund 750 von etwa 1.400 Flügen auf den Kurz- und Mittelstrecken fielen heute nach Lufthansa-Angaben aus. Etwa 80.000 Passagiere konnten ihre Reise nicht antreten oder mussten umgebucht werden. Und morgen kommen weitere Ausfälle hinzu: Die Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" hatte in der vergangenen Nacht den Druck erhöht und erklärt, dass dann die Langstrecken und Frachtflüge bestreikt würden.
    Am stärksten betroffen war das Drehkreuz Frankfurt am Main. Dort gab es 480 Flugabsagen. In München wurden rund 270 Flüge gestrichen, auch in Stuttgart fielen Verbindungen aus. In Hannover legte auch das Sicherheitspersonal zeitweise die Arbeit nieder. Zu dem Warnstreik hatte die Gewerkschaft Verdi aufgerufen.
    Lufthansa gelassen
    Die Lufthansa gab sich trotz der für morgen angekündigten neuen Ausstände gelassen: "Wir haben jetzt schon viel Erfahrung mit Streiks und werden auch dies bewältigen", sagte eine Sprecherin. Hilfreich ist den Angaben zufolge das große Partnernetz mit anderen Airlines, das viele Umbuchungen ermöglicht.
    Noch im Laufe des Tages soll ein Ersatzflugplan für morgen herausgegeben werden; die Fluggäste werden über mögliche Änderungen informiert. Nach Lufthansa-Angaben fallen am Donnerstag 84 von 153 Langstreckenflügen aus; betroffen sind rund 18.000 Fluggäste. Bei der Frachttochter Lufthansa Cargo soll es keine Streichungen geben.
    Gewerkschaft: "Nicht mit Samthandschuhen"
    Die Pilotengewerkschaft schloss weitere Arbeitsniederlegungen nicht aus: "Wir haben nicht das Gefühl, dass wir mit Samthandschuhen weiterkommen", sagte ein Sprecher. Die Lufthansa warf der Vereinigung Cockpit mangelnde Kompromissbereitschaft vor. Anstatt an tragfähigen Lösungen zu arbeiten, füge die Gewerkschaft den Lufthansa-Kunden weltweit Schaden zu.
    Für die Lufthansa ist es bereits die zwölfte Streikrunde innerhalb eines Jahres. Das Unternehmen will die Altersgrenze von 55 Jahren für den vorzeitigen Ruhestand von Piloten anheben. Das lehnt die Gewerkschaft ab. Außerdem geht es um die künftige Vergütung und die Altersvorsorge.
    (mg/tj)