Ein schweres Jahr liegt hinter der Lufthansa. Am schlimmsten war dabei sicher der Absturz der Germanwings-Maschine im März, offenbar verursacht durch einen depressiven Piloten. 150 Menschen kamen dabei ums Leben. Das aber bleibt hoffentlich ein Einzelfall. Immer noch aber ist trotz zahlreicher Streiks der Konflikt mit den Piloten und den Flugbegleitern nicht gelöst. Und deshalb dürfte auch 2016 ein schweres Jahr werden. Es geht um viel, sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr:
"Die deutschen Airlines machen ihre Hausaufgaben um Luftverkehr Made in Germany auch in Zukunft erhalten zu können. Und bei diesen Anstrengungen, die Airlines in Deutschland, unseren Luftverkehr auch zukunftsfähig zu machen, gibt es Widerstände. Und wo nötig, gilt es diese Widerstände zu überwinden."
Internationaler Wettbewerb drückt Stimmung
Die Kosten sind zu hoch, um auf Dauer im internationalen Wettbewerb bestehen zu können: Da sind die Golf-Airlines auf der einen Seite, die zu günstigeren Preisen mehr Luxus und Service bieten als Lufthansa und die Billigflieger auf der anderen Seite. Der Vorstand steht also unter Druck, sagt Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank:
"Es muss oberste Priorität bleiben, eine Antwort auf die günstigeren Kostenstrukturen der Wettbewerber zu finden."
Piloten und Flugbegleiter geht das Umsteuern bei der Lufthansa zu weit, die mit Eurowings eine eigene Billigfluglinie aufbaut, um der Konkurrenz besser die Stirn bieten zu können. Lufthansa dürfte zwar vor allem dank niedriger Kerosinpreise für 2015 einen Rekordgewinn von bis zu 1,95 Milliarden Euro einfliegen. Aber der Druck bleibt, sagt Spohr:
"Selbst dieser Gewinn - der höchste in der Geschichte - reicht nicht aus, um die technologisch notwendigen Investitionen, die wir tätigen könnten, um Lärm und Emissionen zu reduzieren, im vollen Umfang zu finanzieren."
Tarifstreitigkeiten gehen 2016 weiter
Die Mitarbeiter sehen grundsätzlich ein, dass umgesteuert werden muss. Am ehesten noch das Bodenpersonal: Für die mit 33.000 Mitarbeitern größte Beschäftigtengruppe im Unternehmen hat die Gewerkschaft Verdi Ende November einer Neuregelung der Altersvorsorge zugestimmt. Bettina Volkens, im Lufthansa-Vorstand für Personal und Recht zuständig, zeigte sich erleichtert:
"Ich bin sehr froh, dass wir es gemeinsam mit der Verdi geschafft haben, unsere Altersversorgungssysteme zu reformieren. Und das für die größte Mitarbeitergruppe von Lufthansa."
Denn dagegen sträuben sich die Pilotenvereinigung Cockpit und die Flugbegleitergewerkschaft Ufo noch. Man hat sich gegenseitig hochgeschaukelt und heftig attackiert. Das kannte man früher in der Lufthansa nicht, sagt Guido Hoymann, Analyst des Bankhauses Metzler, aber das nicht nur zum Vorteil der Lufthansa gewesen:
"Konsens scheint zu besonders ineffizienten Strukturen und vor allem ineffizienten Kostenstrukturen geführt zu haben."
Immerhin schaltete sich im November endlich Vorstandschef Spohr in die Auseinandersetzungen ein. Anfang Dezember trafen sich Vertreter der drei Mitarbeitergruppen dann mit dem Vorstand zum Jobgipfel. Seither herrscht zumindest nach außen hin Ruhe. Ufo und Lufthansa werden sich Mitte Januar unter Leitung von Matthias Platzeck, dem früheren brandenburgischen Regierungschef, zu einer zweiten Schlichtung treffen. Die Piloten verhandeln ebenfalls weiter.
Aber 2016 muss eine Einigung zustande kommen. Wenn nicht, wenn es also weitere Streiks geben sollte, dann drohen nicht nur die Kunden abzuwandern. Ein Scheitern dürfte auch Vorstandschef Carsten Spohr angelastet werden. Auch für ihn könnte 2016 also zum Schicksalsjahr werden.