Nach dem Chaos-Sommer 2018 an deutschen Flughäfen droht nun auch dieser Sommer für Ferienflugreisende ungemütlich zu werden.
"Als Ufo sind wir die Veränderungen des Lufthansa-Konzerns immer konstruktiv mitgegangen. Das ist ein Weg, den wir konsequent weitergehen möchten. Allerdings: Wenn ein Arbeitgeber abschließend Verhandlungen beendet, dann sind sie gescheitert. Und wenn man reinschaut ins Geschichtsbuch – was passiert wenn Verhandlungen scheitern? Dann stehen dort Arbeitskämpfe",
sagt Daniel Flohr, Tarif-Vorstand der Flugbegleitergewerkschaft Ufo. Ab Montag will die Gewerkschaft bei den Lufthansa-Billigflugtöchtern Eurowings und Germanwings Urabstimmungen durchführen. Das Ergebnis soll in gut zwei Wochen feststehen, dann will die Gewerkschaft die Eurowings und Germanwings bestreiken. Und die Auseinandersetzung könnte sich hinziehen, meint Ufo-Chefin Sylvia De la Cruz:
Der Konflikt schwelt seit Monaten
"Wir machen das ja nicht zum Selbstzweck, um zu gucken, wie gut das funktioniert und die Republik in Wallung zu bringen, sondern um wieder an den Verhandlungstisch zurückzukommen und Ergebnisse zu erzielen. Wenn der Lufthansa-Konzern seine Haltung überdenkt und wir an einen Verhandlungstisch kommen, dann kann das kurz sein. Wenn das aber nicht geschieht, wovon wir ausgehen müssen, dann kann sich das über einen langen Zeitraum erstrecken und sehr massiv werden."
Hintergrund der festgefahrenen Situation sind Tarifverträge, die bereits 2017 im Rahmen einer Schlichtung zu Stande kamen. In den vergangenen zwei Jahren hatte man die Details erarbeitet und niedergeschrieben, es fehlten quasi nur noch die Unterschriften. In den vergangenen Monaten hatte Ufo interne Schwierigkeiten, in deren Verlauf viele Vorstände der Gewerkschaft zurückgetreten waren. Deswegen erkennt die Lufthansa die Gewerkschaft nicht mehr als verhandlungsfähigen Partner an. Die Gewerkschaft ihrerseits wirft dem Konzern vor, systematisch die Mitbestimmung zu unterwandern.
"Wir haben genau diesen Konflikt, der sich dann heute zuspitzt, das ist am Ende ja nur die Spitze des Eisbergs. Es ist die Zuspitzung einer Strategie, die sagt, ich möchte mit den Gewerkschaften und der Mitbestimmung nicht mehr arbeiten; ich möchte die Tarifverträge, die mir nicht gefallen, loswerden",
Lufthansa stark unter Druck
sagt Daniel Flohr. Derzeit kämpft die Lufthansa in der Tat mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In dieser Woche musste sie ihre Gewinnprognose senken, weil hohe Kerosinpreise und die harte Konkurrenz durch Billigflieger dem Konzern das Leben schwer machen. Deswegen kämen Streiks zur Unzeit. Andererseits dürfte die Fluglinie daran interessiert sein, die Kosten wo es geht zu senken – und da wären Tarifverträge im Zweifel hinderlich. Jedenfalls meint die Lufthansa, dass es zur Zeit gar keine Streiks geben könne, da es weder offene Tarifverträge noch Forderungen gebe. Das hat das Unternehmen heute in Reaktion auf die Streikankündigung bekannt gegeben.
Forderungen allerdings will die Gewerkschaft mit Blick auf den gesamten Lufthansa-Konzern in den nächsten Wochen erarbeiten. In Folge hält sie dann noch in diesem Sommer auch die Ausweitung von Streiks auf die gesamte Lufthansa für möglich und wahrscheinlich. Keine gute Nachricht für flugreisende Urlauber. Sollten beide Seiten nicht zueinander finden, ist es möglich, dass ein weiterer Chaos-Sommer bevorsteht:
"Auf Ihre Frage: Auf einen Chaos-Sommer werden wir uns einstellen müssen, wenn es keine Veränderung in der Position der Lufthansa gibt."