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Lufthansa strukturiert um

Die Lufthansa will künftig Billigfliegern wie Ryanair oder Easyjet das Wasser abgraben. Deshalb wertet Deutschlands größte Fluggesellschaft ihre Tochter Germanwings auf und überlasst ihr künftig alle Flugverbindungen in Europa abseits der großen Drehkreuze Frankfurt am Main und München.

Von Barbara Schmidt-Mattern |
    Die Lufthansa will künftig Billigfliegern wie Ryanair oder Easyjet das Wasser abgraben. Deshalb wertet Deutschlands größte Fluggesellschaft ihre Billigtochter Germanwings auf und überlasst ihr künftig alle Flugverbindungen in Europa abseits der großen Drehkreuze Frankfurt am Main und München.

    Germanwings heißt künftig "die neue Germanwings". Was banal klingt, ist in Wahrheit eine gravierende Umstrukturierung, die die Lufthansa bei ihrer Billig-Tochter vornimmt. Schon allein dieses Etikett gefällt dem Management der Kranich-Linie nicht. Unter dem Motto "günstig, aber nicht billig" wird Germanwings ab Juli 2013 deshalb drei statt bisher zwei Tarife anbieten: Best, Smart und Basic. Damit gesellt sich zu den bekannten Economy und Business-Plätzen eine dritte, sozusagen mittelgute Platzkategorie. Die Angebote unterscheiden sich unter anderem durch Sitzgröße, Essensangebot und natürlich im Preis. Als Grund für die Veränderungen nennt Lufthansa-Vorstands-Chef Christoph Franz den wachsenden Konkurrenz- und damit Kostendruck im Luftverkehr, gerade durch Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair:

    "Er wird natürlich verstärkt, wenn man sich anschaut, wie teuer das Kerosin ist. Wenn Sie sich das mal in Euro umrechnen, haben wir heute mit den höchsten, historisch jemals erzielten Kerosinpreis. Und wir haben angesichts der großen Kapazität im Markt dann eben auch die Herausforderung, diesen hohen Preis auch an den Kunden weiterzuwälzen, was uns eben nur teilweise gelingt."

    Germanwings wird künftig das gesamte Angebot auf kleineren Flughäfen wie Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Köln und Stuttgart übernehmen – alle Flüge in Deutschland und Europa werden dann von ihr abgewickelt. Allerdings verbleiben die Verbindungen zu den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München auch künftig bei der Lufthansa. Dahinter steckt auch die Sorge, die besonders anspruchsvolle und markenorientierte Kundenklientel nicht zu verprellen. Möglich sei die Umstrukturierung allerdings nur, wenn auch das Personal die Veränderungen mittrage. Christoph Franz:

    "Und deswegen steht natürlich auch die Frage der Aufstellung, der Größe und des Wachstumspotenzials einer Germanwings unter dem Vorbehalt, dass wir auch mit unseren Tarifpartner Einigkeit erzielen. Mit anderen Worten: Auch die Tarifpartner müssen hier ihren Beitrag zum Erfolg leisten."

    Erst vor wenigen Monaten hatte Lufthansa nach langen Streiks der Flugbegleiter neue Tarife mit der Gewerkschaft UFO ausgehandelt – doch jetzt drohen wegen möglichen längeren Arbeitszeiten und damit schlechterer Bezahlung neue Auseinandersetzungen, wenn ein Teil der Belegschaft statt bei Lufthansa bei Germanwings arbeitet. Oberstes Ziel, so betonte Lufthansa-Vorstandsmitglied Carsten Spohr, sei jedoch, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Im dezentralen Bereich verzeichnet die Fluglinie derzeit jedes Jahr dreistellige Millionenverluste. Dagegen helfe jetzt nur der folgende Dreisatz:

    "Wir haben in der Passage in Summe einen Umsatz von 17 Milliarden Euro. Und davon werden in Zukunft ungefähr zehn Prozent von der Germanwings erbracht. Von den 70 Millionen Passagieren, die wir pro Jahr haben, wird die Germanwings ungefähr 20 Prozent befördern ab nächstes Jahr. Und von unseren 280 (unverständlich)-Flugzeugen wird ungefähr ein Drittel bei der Germanwings operieren."

    Unterm Strich ist die neue Germanwings eine Art Billig-Linie mit mehr Beinfreiheit – und vor allem der Versuch, die Lufthansa wieder profitabel zu machen.