Um Null Uhr geht der Streik los, aber Germanwings will den Schaden so gering wie möglich halten. Morgen und am Freitag bis 23:59 Uhr hatte die Lufthansa-Tochter mit ihren 86 Flugzeugen etwa 900 Verbindungen geplant. Germanwings hofft, die Hälfte oder sogar etwas mehr trotz des Streiks anbieten zu können. Die 23 allerdings meist kleineren Flugzeuge der Germanwings-Tochter Eurowings spielen dabei eine Rolle. Germanwings-Sprecher Heinz Joachim Schöttes:
"Einmal fliegt ja die Eurowings, eine Tochtergesellschaft der Germanwings, in unserem Auftrag. Das heißt, die Flüge finden auf jeden Fall statt. Dann werden Managementpiloten von uns eingesetzt. Diese werden auch fliegen. Und wir werden Maschinen anderer Fluggesellschaften einchartern, also mieten, um damit unsere Gäste befördern zu können."
Vor allem will Germanwings Flüge aus dem Ausland nach Deutschland stattfinden lassen. Im Inland, so eine Begründung, gebe es ja die Möglichkeit, auf die Bahn zu wechseln. Flugkarten für andere Gesellschaften stellt Germanwings nicht aus. Nur auf andere Unternehmen des Lufthansakonzerns, also etwa auf Swiss und AUA, können Germanwings-Kunden während des Streiks ausweichen. Genaueres wird aus dem Sonderflugplan hervorgehen, der am Nachmittag auf der Internetseite von Germanwings veröffentlicht werden soll.
Germanwings - wichtige Säule des Konzerns
Die Gesellschaft ist zu einer wichtigen Säule des Lufthansakonzerns geworden, fungiert längst nicht mehr nur als Charterflieger zu touristischen Zielen. Wegen der Konkurrenz der Billigfluglinien hat die Lufthansa bei Germanwings seit vorigem Jahr den gesamten dezentralen innerdeutschen und innereuropäischen Flugverkehr konzentriert, den Verkehr also, der nicht von oder nach Frankfurt oder München geht. Größte Basis von Germanwings ist Düsseldorf, dann die Heimatbasis Köln/Bonn und Berlin/Tegel. Auch die Flughäfen Dortmund, Hamburg, Hannover und Stuttgart werden den Streik zu spüren bekommen.
Das unternehmerische Konzept mit Germanwings lief bislang so gut, dass die Lufthansa Germanwings auf Europa ausdehnen und in eine neue Eurowings umfirmieren will. Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr Ende vorigen Jahres:
"Wir haben schon im Sommer gesagt: Wir wollen die Nummer drei im Punkt-zu-Punkt-Verkehr in Europa werden. Und hier ist Eurowings, wie wir glauben, der Markenname, der das halten kann, was er auch verspricht."
Das Problem aus Sicht der Piloten: Eurowings zahlt schlechter. Diese unternehmerische Entscheidung lässt sich zwar nicht bestreiken. Die Pilotengewerkschaft Cockpit, so ihr Vorstandsmitglied Markus Wahl, habe die neue Unternehmensstruktur aber natürlich im Hinterkopf:
"Nein, wir wollen mit diesem Streik nicht verkappt mitbestimmen. Allerdings ist es natürlich schon so, dass es dieses Drohszenario, das im Hintergrund von Lufthansa immer wieder aufgemacht wird, dieses Unter-Druck-Setzen mit Arbeitsplatzsicherheit natürlich auch nicht zur Befriedung beiträgt.
Streitpunkt: Übergangsversorgung
Offiziell ist größter Streitpunkt zwischen Lufthansa und der Pilotengewerkschaft immer noch die sogenannte Übergangsversorgung. Die rund 5.400 Flugzeugführer des Lufthansa-Konzerns können bislang mit 55 Jahren aufhören. Bis zum gesetzlichen Renteneintritt zahlt die Lufthansa 60 Prozent des letzten Gehalts. Im Schnitt gehen die Piloten zwar erst mit 59 Jahren in Pension. Lufthansa will dieses Alter auf 61 erhöhen. Und neu eingestellte Piloten sollen sich an der nach Meinung von Lufthansa zu teuren Übergangsversorgung finanziell beteiligen.
Die Piloten sind dagegen. Seit April haben die Piloten die Fluggesellschaft zehnmal bestreikt. Lufthansa hat den eigenen Streikschaden auf bisher 200 Millionen Euro beziffert.