Bei der Forschung von Steffen Künn geht es viel um Produktivität und Effizienz. Er ist nämlich Arbeitsökonom an der Universität Maastricht. Aus Studien mit Callcenter-Mitarbeitern und Investmentbankern weiß er, dass diese Menschen bei einer großen Feinstaubbelastung weniger arbeiten. Aber warum? Könnte es sein, dass Feinstaub nicht nur körperlich schadet, sondern auch direkt beim Denken stört? Das wollte er mit Kollegen herausfinden.
"Naja, da sind wir sind wir schnell an die Grenzen geraten des empirisch machbaren, in dem Sinne: Wie misst man unsere Produktivität? Wie misst man die Produktivität eines Managers? Das ist empirisch nicht einfach."
Es gibt eben kaum ein objektives Maß dafür, wie gut jemand Denkarbeit leistet. Die Forscher mussten sich ein anderes Studienobjekt suchen. So kamen sie auf Schachspieler.
"Wir sind durch Brainstorming darauf gekommen. Schach ist ein Spiel, dafür braucht man keine körperliche Anstrengung. Das ist eine rein kognitive Tätigkeit. Wir messen die Denkleistung."
"Wir sind durch Brainstorming darauf gekommen. Schach ist ein Spiel, dafür braucht man keine körperliche Anstrengung. Das ist eine rein kognitive Tätigkeit. Wir messen die Denkleistung."
600 Schachpartien wurden untersucht
Für die Messung haben sie sich ein Schachturinier in Köln vorgenommen. Sie untersuchten die Daten aus drei Jahren, insgesamt 21 Spieltage, knapp 600 Partien, 30.000 Schachzüge. Die Qualität jedes einzelnen Zuges ließen sie von einem Schachcomputer bewerten. So konnten sie ermitteln, wie oft die Spieler Fehler begingen. Fehlte noch die Luftqualität.
"Glücklicherweise hat der Veranstalter von diesen Turnieren zugestimmt, dass wir dort Sensoren aufstellen können, die verschiedene Werte der Luftqualität in dem Raum messen. Wie zum Beispiel: Feinstaub-Konzentration, CO2, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, aber auch Geräusche und andere Luftqualitätsmaße."
"Glücklicherweise hat der Veranstalter von diesen Turnieren zugestimmt, dass wir dort Sensoren aufstellen können, die verschiedene Werte der Luftqualität in dem Raum messen. Wie zum Beispiel: Feinstaub-Konzentration, CO2, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, aber auch Geräusche und andere Luftqualitätsmaße."
Nachdem die Forscher andere Störfaktoren wie Lärm oder Verkehr ausgeschlossen hatten, sahen sie in ihren Daten: Bei hohen Feinstaubwerten begingen die Spieler tatsächlich mehr Fehler. In Zahlen heißt das: Stieg die Feinstaubbelastung um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter – was in Städten durchaus vorkommt – dann stieg gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit der einzelnen Spieler, einen Fehler zu begehen, im Schnitt um 26 Prozent."Was schon ein sehr starker Effekt ist in unserer Stichprobe."
Effekt von Feinstaub auf kognitive Leistungsfähigkeit
Feinstaub scheint also tatsächlich beim Denken zu stören. Oder wie der Wissenschaftler sagen würde:
"Es gibt einen Effekt von Feinstaub auf unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Man muss dazu sagen: Wir reden hier über moderate Levels, also solche, die in jeder mittelgroßen Stadt in Deutschland oder Spanien, Niederlande oder wo auch immer jeden Tag erreicht werden."
Für den Einzelnen ist das natürlich eine interessante Information, aber so wirklich viel kann man damit nicht anfangen: Wie soll man sich dem Feinstaub schon entziehen? Aber Steffen Künn interessiert sich als Arbeitsökonom, wie gesagt, für Produktivität und Effizienz. Was könnte das Ergebnis, wenn man es ein bisschen größer denkt, für die Arbeitswelt bedeuten?
"Es gibt einen Effekt von Feinstaub auf unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Man muss dazu sagen: Wir reden hier über moderate Levels, also solche, die in jeder mittelgroßen Stadt in Deutschland oder Spanien, Niederlande oder wo auch immer jeden Tag erreicht werden."
Für den Einzelnen ist das natürlich eine interessante Information, aber so wirklich viel kann man damit nicht anfangen: Wie soll man sich dem Feinstaub schon entziehen? Aber Steffen Künn interessiert sich als Arbeitsökonom, wie gesagt, für Produktivität und Effizienz. Was könnte das Ergebnis, wenn man es ein bisschen größer denkt, für die Arbeitswelt bedeuten?
"Im Moment sind deutsche Städte oder Unternehmen so organisiert, dass die meisten Zentralen – Unternehmenszentralen – in Stadtzentren angesiedelt sind, wo auch die höchste Luftverschmutzung gemessen wird. Wenn man jetzt sagen würde: Okay, wir glauben, dass unsere Mitarbeiter genauso beansprucht wären wie die Kognition des Schachspielers, könnte man überdenken, ob es der richtige Platz ist für meine Arbeitnehmer, die Stadtzentren."
Denkarbeit nur noch im Grünen? Das wäre vielleicht eine extreme Schlussfolgerung aus der Studie. Das Ergebnis zeigt aber in jedem Fall, dass Arbeitgeber ein direktes wirtschaftliches Interesse daran haben könnten, ihre Mitarbeiter möglichst saubere Luft atmen zu lassen.