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Luftverkehr
Das Comeback des Riesenfliegers A380

Nachdem die Flugbranche monatelang im Corona-Stillstand dämmerte, steigen nun die Passagierzahlen sprunghaft an - und der eigentlich eingemottete Riesenflieger A380 erlebt ein Comeback. Klimapolitisch sinnvoll ist sein Einsatz nicht und nachhaltiger wird das Fliegen dadurch auch nicht.

Von Brigitte Scholtes |
Der Airbus A380-861 A388 mit der Sonderlackierung Dubai Expo Livery der Fluglinie Emirates startet vom Flughafen Hamburg Airport
Der Airbus A380-861 (A388) mit der Sonderlackierung Dubai Expo Livery der Fluglinie Emirates (imago / Kevin Hackert )
Egal, wo der A380 landete, Aufmerksamkeit war dem größten je gebauten Verkehrsflugzeug immer sicher. Bis zu 853 Fluggäste finden in den beiden Passagierdecks Platz, viele von ihnen auch in der First- oder Businessclass. Doch ein so großes Flugzeug war in der Coronakrise nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Die Folge - der Superjumbo wurde eingemottet oder gar auf den Flugzeugfriedhof geschickt.
Seit einigen Tagen aber fliegen die ersten wieder. Emirates landete vor zehn Tagen wieder vom Heimatflughafen Dubai kommend in Düsseldorf. Bis zum Jahresende will die Fluggesellschaft, größter Abnehmer des Modells, seine Flotte sogar auf 118 Flugzeuge dieses Typs ausbauen. Die letzten beiden je gebauten A380 nimmt es bis Dezember entgegen. Dann will man 27 Städte anfliegen. Singapur Airlines will den A380 vom 18. November an wieder Richtung London einsetzen. Auch die australische Qantas und Qatar Airways planen schon wieder mit dem Super-Jumbo.

"Einfach was Großes reinschmeißen"

Den Grund für das wiedererwachende Interesse, erklärt Heinrich Großbongardt, Luftfahrtexperte von Expertise. "Das liegt ja ein bisschen an der Struktur der Nachfrage, die so nicht zwingend zu erwarten war. Was man im Augenblick sieht, ist, dass das Geschäftsreisesegment sehr viel stärker anzieht und man da bei einigen Fluggesellschaften sieht, dass sie zu wenig Sitze auf einzelnen Strecken haben und da einfach was Großes reinschmeißen müssen."
Die Corona-Beschränkungen im Luftverkehr sind in den vergangenen Wochen immer stärker gelockert worden. Vom 8. November an dürfen auch wieder geimpft Fluggäste aus Europa in die Vereinigten Staaten reisen. Und gerade für diese Strecken ist die Nachfrage riesig. Auch British Airways rüstet sich dafür, indem es den Super-Jumbo vom kommenden Montag an zunächst auf Kurzstrecken innerhalb Europas einsetzt.

Training für die Piloten

"Wirtschaftlich sinnvoll ist es ganz sicherlich nicht, von London nach Madrid und nach Frankfurt mit der A380 zu fliegen. Da geht es aber um etwas anderes. Ganz generell hat die Branche das Problem, dass die Piloten aus dem Training sind. Und man setzt die A380 ein, damit die Piloten, die die Flieger dann später wieder betreiben sollen, dass die wieder fit werden, dass die möglichst viele Starts und Landungen erst einmal mit dem Flugzeug machen."
Wirtschaftlich sei der A380 eigentlich ein Flop und nachhaltig ist er auch nicht, sagt Stefan Schöppner, Luftfahrtanalyst der Commerzbank. "Im Moment ist es ganz kurzfristig ökonomisch sinnvoll, weil eben andere Flugzeuge jetzt nicht verfügbar sind, wenn die Nachfrage sehr schnell hin- und herschwankt, wie das im Moment noch ist. Aber wenn Corona vorbei ist und wir wieder auf einen stetigeren Pfad kommen, dann wird der A380 an Reiz verlieren. Der A380 hat sich einfach ein bisschen überlebt. Der hat vier Triebwerke, das heißt da läuft durch vier Triebwerke Kerosin durch. Das verursacht hohe Kosten und auch hohen Schadstoffausstoß."

Vierstrahler sind Auslaufmodelle

Und das passt nicht in die Bemühungen der Branche um klimafreundlicheres Fliegen. "Und in unserer Langstreckenflotte reduzieren wir vor allem den Anteil der Vierstrahler. Er sinkt auf unter 15 Prozent", kündigte Lufthansa-Chef Carsten Spohr erst im Frühjahr an. "Diese Flugzeuge werden ersetzt durch Langstreckenmodelle der neuesten Generation. Insgesamt wird durch die beschleunigte Flottenmodernisierung der CO2-Ausstoß pro Sitzkilometer auf der Langstrecke bis Mitte des Jahrzehnts um circa 15 Prozent sinken."
Deshalb schickte Lufthansa auch Mitte September das letzte seiner 14 A380-Flugzeuge aus Frankfurt zum spanischen Flugplatz Teruel. Dort sind die Parkgebühren niedriger als in Frankfurt, und das südliche Klima gilt als schonend für die stillgelegte Technik. Hält die Kranich-Linie sich also doch noch ein Hintertürchen offen für eine Reaktivierung? Commerzbank-Experte Schöppner glaubt das nicht: "Das Flugzeug ist zwar sehr attraktiv bei den Passagieren, es ist bequem und fliegt ruhig, aber der Preis ist zu hoch. Das verursacht zu viel Schadstoffausstoß auf der einen Seite und auf der anderen Seite, es lohnt sich nur, wenn das Flugzeug sehr gut ausgelastet ist. Und das ist fraglich, wenn die Leute nicht mehr über große Hubs fliegen wollen und umsteigen wollen, sondern möglichst direkt von einem Flughafen zum anderen Flughafen als Ziel kommen wollen."
Fraglich ist auch, wie lange der A380 noch im Einsatz ist. Einige der Fluggesellschaften planen dies bis 2024. Emirates möchte ihn nach eigenem Bekunden noch die nächsten beiden Jahrzehnte fliegen.