Das Bewusstsein ist da im Vorstand der Lufthansa, dass es so nicht weitergehen kann am Himmel. Finanzvorstand Ulrik Svensson erzählte etwa, seine Tochter habe mit einer Gruppe von Schweden ins polnische Krakau reisen wollen, eigentlich mit dem Zug. Doch das hätte bei mühsamerer und längerer Reise zehnmal so viel gekostet wie eine Flugreise. Ein Beispiel von vielen für die Wahl, die täglich viele Reisende treffen. Da müsse sich etwas ändern, weiß auch der Manager:
"Ich glaube nicht, dass das im Hinblick auf die CO2-Belastung nachhaltig ist. Am Ende wird Fliegen teurer werden in der ein oder anderen Form. Das diskutieren wir intensiv. Das Segment der Geschäftsreisenden, die etwa nach London fliegen, wird davon nicht betroffen sein, das sind zwar absolut weniger Passagiere, aber es ist unsere Hauptkundengruppe."
Wachstum nur noch im einstelligen Prozentbereich
Immerhin: Nach dem Chaos-Sommer im letzten Jahr, als es zu zahlreichen Verspätungen und Flugausfällen kam, richtet sich Lufthansa für das gesamte Jahr auf ein geringeres Wachstum im nur noch einstelligen Prozentbereich ein, das aber vor allem bei den Netzwerklinien, also Lufthansa selbst, Austrian Airlines und Swiss, sagte Svensson:
"Das bedeutet, dass wir bei den Netzwerklinien um etwa vier Prozent wachsen werden, bei Eurowings haben wir entschieden, unsere Wachstumspläne auf null zu reduzieren. Das geschieht auch wegen der anhaltenden Engpässe im europäischen Luftverkehr."
Eurowings leidet vor allem unter dem Preiskampf im Billigsegment der Luftfahrt. Doch eigentlich will Lufthansa ja wachsen, das bestätigte auch Svensson heute nochmals. Die Buchungen zeigten jedenfalls, dass schon das zweite Quartal besser werde.
Nachhaltige Kraftstoffe seien kaum verfügbar
Es sind also zunächst vor allem geschäftliche Gründe, warum eine große Fluggesellschaft wie Lufthansa womöglich nur vorübergehend die Kapazitäten drosselt. Allerdings zwingt auch das teurere Kerosin zum Handeln. Die gestiegenen Treibstoffkosten waren ein wesentlicher Grund für das Minus von 336 Millionen Euro im ersten Quartal. Lufthansa habe zwischen 2011 und 2017 auch Biokerosin erprobt. Doch auch das sei noch nicht eine wirkliche Alternative, weil nachhaltige Kraftstoffe kaum verfügbar seien, heißt es im Unternehmen. Stefan Gössling, Klimawissenschaftler der schwedischen Universität Lund, ist ohnehin skeptisch, denn es sei nicht bekannt, wie nachhaltig diese seien und aus welchen Quellen sie stammten.
Systematisch Flugzeugflotten erneuern
Auch solche Projekte treibt Lufthansa voran, plant etwa synthetisches Kerosin aus Windenergie zu beziehen, das in Schleswig-Holstein produziert werden soll.
Gössling gibt aber auch zu bedenken, dass der Anteil der Treibstoffkosten, nur knapp ein Drittel der gesamten operativen Kosten ausmache:
"Das ist einfach offensichtlich immer noch zu gering, um wirklich systematisch Flugzeugflotten zu erneuern. Dann ist natürlich auch die Frage, um wieviel effizienter diese Flugzeugmodelle dann wirklich sind."
So hat Lufthansa zwar erst Mitte März entschieden, 40 zweistrahlige Langstreckenflugzeuge zu bestellen zum Listenpreis von insgesamt zwölf Milliarden Dollar. Die fliegen effizienter und belasten die Umwelt weniger als die alten vierstrahligen Jets.