Lange schon klagt die deutsche Luftverkehrsbranche über Nachteile vor allem gegenüber ihren Wettbewerbern im Nahen und Mittleren Osten. Deshalb fordert der BdL, der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, jetzt konkrete Projekte von Bund und Ländern, um diesen und künftigen Herausforderungen zu begegnen. Ein wichtiger Punkt auf der Wunschliste sind die Nachtflugoptionen, die müsse man dringend festlegen, sagte Stefan Schulte, Vorstandschef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport:
"Es kann nicht sein, dass die Betriebszeiten an deutschen Flughäfen Standort für Standort weiter eingeschränkt werden, während Wettbewerber, auch staatlich unterstützt immer weiter rund um die Uhr fliegen dürfen. Das heißt, wir werden eine Mindestzahl an auch Nachtflügen brauchen, um den Mindestbedarf decken zu können, sowohl in der Fracht wie auch bei den Passagieren."
Dabei gehe es ihm nicht darum, die Vereinbarungen für Frankfurt infrage zu stellen. Welche Flughäfen da vor allem gemeint sind, dazu Klaus-Peter Siegloch, Präsident des Branchenverbandes:
"Das bezieht sich vor allem auf den Frachtflug, wenn wir jetzt an Köln und an Leipzig denken, die großen Frachtdrehscheiben, dann ist ein Nachtflug zwingend, weil sonst das ganze Geschäftsmodell dieser Frachtdrehscheiben gar nicht funktionieren wird."
Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge will der Bund offenbar mehr Verantwortung für die Flughafenplanung übernehmen, und das gelte auch für die wichtigen Drehkreuze Frankfurt und München. Die deutsche und europäische Wettbewerbsfähigkeit müsse gestärkt werden, sagte auch Lufthansa-Chef Christoph Franz, und das gehe nur mit gemeinsamen Rahmenbedingungen und Wettbewerbsaufsicht:
"Alle einseitigen und somit wettbewerbsverzerrenden Eingriffe müssen so schnell wie möglich abgeschafft werden und dürfen grundsätzlich nur standortübergreifend eingeführt werden. Das betrifft dann ganz konkret Themen wie die Luftverkehrssteuer, die eben ganz überwiegend von den deutschen Fluggesellschaften getragen wird. Aber es betrifft auch darüber hinaus gehend den EU-Alleingang beim Emissionshandel, der die europäischen Airlines im globalen Wettbewerb zusätzlich schwächt."
Der Emissionshandel solle bis 2020 ausgesetzt werden, fordert der BdL. Denn die europäischen Luftfahrtgesellschaften litten nicht nur unter den finanziellen Belastungen, sondern auch unter Restriktionen der außereuropäischen Wettbewerber, die diese Kosten nicht tragen wollten. Franz sieht Grenzen des Wachstums:
"Es gibt kein Wachstum mehr bei Lufthansa insgesamt, weil wer wachsen will, muss profitabel wachsen können, und in den derzeitigen Rahmenbedingungen ist profitables Wachstum für uns hier außerordentlich schwierig."
Wachsen nämlich könne die Lufthansa nur noch über größere Flugzeuge. Die aber helfen auch beim Schallschutz. Das dürfte im Interesse der Bürger sein, denen die Branche immerhin mehr Beteiligung einräumen und mehr Transparenz schaffen will.