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Luftverschmutzung
Feinstaubalarm in Stuttgart

In Stuttgart werden bundesweit schon immer die höchsten Feinstaubwerte gemessen. Jetzt gilt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt zum ersten Mal Feinstaubalarm. Autofahrer werden dazu aufgefordert, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.

Von Uschi Götz |
    Autos fahren unter einer Brücke hindurch, an der ein Warnschild mit der Aufschrift "Feinstaub-Alarm Umweltzone Stuttgart - bitte Busse und Bahnen nutzen" hängt.
    In Stuttgart gilt erstmals Feinstaub-Alarm. (imago/stock&people/Arnulf Hettrich)
    Seit Mitternacht wird über den Verkehrsfunk informiert und auf großen digitalen Tafeln ist in und um Stuttgart zu lesen: Derzeit Feinstaubalarm- Umweltzone Stuttgart. Busse und Bahn nutzen.
    Wie viele halten sich an das zunächst freiwillige Fahrverbot? Das ist heute Morgen die große Frage:
    "Ich habe 40 Kilometer Anfahrtstrecke hierher, lässt sich nicht vermeiden. Ersten um diese Uhrzeit morgens und 40 Kilometer mit dem Auto ist halt kürzer als mit der Bahn für mich."
    "Ach, die sind ja alles blöd! Weil? Warum? Man muss doch Autofahren! Wenn ich zur Arbeit will, muss ich Auto fahren, wenn ich mein Zeug transportieren will, muss ich Auto fahren."
    "Wir fahren zur Arbeit hin- und zurück, mit Kollegen und zurück kommen noch zwei Kollegen mit. Dann ist das Auto voll. Wir haben keine andere Möglichkeit. Wir kommen von Sindelfingen und müssen zum Daimler zum Arbeiten."
    Das Verkehrsaufkommen ist nahezu gleich, wie an anderen Tagen auch. Es gibt viele Gründe, nicht auf das Auto zu verzichten:
    "Das ist ein Geschäftswagen, ich muss täglich Zeitungen ausfahren. Das geht nicht."
    Vor einer Bäckerei in der Stuttgarter Neckarstraße lädt ein junger Mann Gebäck aus. Er müsse ausliefern, sagt er, allerdings rege er sich sehr über den Rest auf:
    "Wir müssen liefern. Aber das finde ich eine Sauerei, muss ich ehrlich sagen. Wenn ich denke, heute sind einige Autofahrer unterwegs, wo eigentlich nicht sein müssen."
    Auch Kamine tragen zu hohen Feinstaubwerten bei
    Bundesweit werden in Stuttgart schon lange die höchsten Feinstaubwerte gemessen, regelmäßig wird dabei der EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft überschritten. Stadt und Land müssen dringend gegensteuern, sonst drohen empfindliche Strafen. Stuttgarts grüner Oberbürgermeister Fritz Kuhn setzt zunächst auf die Einsicht der Autofahrer:
    "Alle Stuttgarter und auch alle aus der Region können einen Beitrag leisten, dass die Stuttgarter Luft besser wird. Dazu fordere ich auf und darum bitte ich."
    Pendler sind aufgefordert, freiwillig umzusteigen. Regionalzüge, S- und U- Bahnen sollen genutzt werden, zum Teil gibt es Vergünstigungen für Umsteiger. Wer kann, möge laufen oder mit dem Rad fahren, ebenso rät der grüne OB zu Fahrgemeinschaften. An Besitzer von Holzöfen ging die Bitte heraus, die Öfen nicht zu feuern, so man über andere Heizquellen verfüge. Auch Komfort-Kamine tragen zu hohen Feinstaubwerten bei. Eine ganze Region hat in den vergangenen Tagen viel über Feinstaub gelernt.
    Fahrverbot ab 2018?
    Feinstaubalarm gilt demnach künftig, wenn bestimmte Faktoren in der Stadt mit der einmaligen Kessellage zusammen kommen: kein Regen, eine ungünstige Windrichtung, und das alles, wenn ein geringer Luftaustausch an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu erwarten ist. So wie seit zwei Tagen. Jetzt sind vor allem die rund 225.000 täglichen Berufspendler gefordert.
    Vor allem in den Morgen- und Abendstunden staut sich oft der Verkehr kilometerlang.
    Das Neckartor in Stuttgart gilt dabei als die schmutzigste Kreuzung Deutschlands. Hier werden regelmäßig Feinstaub-Grenzwerte überschritten, laut Verkehrsministerium fahren täglich mindesten etwa 71.0 Fahrzeuge in Richtung Innenstadt oder stadtauswärts in Richtung Bad Cannstatt.
    Heute Morgen sind es zumindest gefühlt genauso viele Autos wie an anderen Tagen.
    Zwei Jahre will die Stadt testen, ob die Pendler bereit sind, freiwillig umzusteigen. Sollte sich das Verkehrsaufkommen an Tagen mit Feinstaubalarm nicht wesentlich reduzieren, kündigt die Stuttgarter Rathausspitze ab 2018 ein Fahrverbot an. Geht es nach dem Willen einiger Umweltverbände und Initiativen in Stuttgart, wären Fahrverbote schon heute fällig.