Wahlkampfspot der Arbeiterpartei. Aber wer ist der Kandidat: Präsident Lula da Silva? Oder seine ehemalige Kanzleramtschefin Dilma Rousseff? Natürlich ist es Dilma, Lula darf nicht mehr kandidieren, aber er tourt mit ihr durch die Lande und schreibt ihr großzügig seine Erfolge zu, zum Beispiel bei der Vorstellung des Plans für eine Schnellzugtrasse zwischen Rio und Sao Paulo:
"Tatsache ist nun einmal, und dass wissen Sie Journalisten ja genau, dass sie das Projekt begonnen hat, sie hat dafür gearbeitet, sie hat alles organisiert, sie hat wirklich die ganze Arbeit erledigt, damit wir heute hier die öffentliche Ausschreibung des Schnellzuges starten können. Alle Welt weiß das!"
Der überaus beliebte Lula hat Popularitätswerte um 80 Prozent, und dass soll seiner Wunschkandidatin zum Sieg verhelfen. Dilma Rousseff wäre die erste Frau an der Spitze Brasiliens, aber sie ist wenig bekannt und gilt eher als farblos. Aber inzwischen fühlt sie sich auch bei Wahlkampfreden sicherer:
"Es ist nicht nur wichtig dass die Wirtschaft wächst, sondern es ist wichtig, dass es jedem von Euch besser geht und dass Ihr im Leben aufsteigt, eine Chance habt und Euch zu Bürgern und Bürgerinnen erster Klasse entwickelt."
Das Konzept scheint zu greifen. Noch vor Wochen lag sie in den Umfragen deutlich zurück, inzwischen liegt sie vorne. Besonders in den Hochburgen Lulas, in ärmeren Landesteilen, hat sich dank der Sozialprogramme der Regierung die Lage für viele Menschen verbessert:
Bürger: "Viele Politiker haben hier regiert - haben aber nicht so viel für den Nordosten getan wie Lula. Und ich glaube, wenn Dilma die Macht übernimmt, wird sie hier für eine gute Fortsetzung dieser Arbeit sorgen."
Eine der Hochburgen Lulas ist seine Heimatstadt Garanhuns in der nordöstlichen Provinz Pernambuco. Hier hat der ehemalige Arbeiterführer viel getan: Neue Schulen gebaut, eine Universität eingerichtet, sämtliche Straßen asphaltiert, und viele der 130.000 Einwohner bekommen "Bolsa familia", das überaus populäre Sozialprogramm der Regierung, von dem mittlerweile landesweit 13 Millionen Familien leben. Für den Bürgermeister ist es eine Ehrensache, dass man Lulas Kandidatin wählt:
"Die Geschichte von Garanhuns und des ganzen Landesinneren kann man in zwei Etappen teilen: vor Lulas Amtsantritt als Präsident und danach. Während so vieler Jahre hatten die Menschen hier Hunger gelitten, sind barfuss durch die Straßen gelaufen, mit zerrissenen Kleidern. Durch die Sozialprogramme der Bundesregierung wurden diese Leute gerettet."
"Ich will Serra." Der Sozialdemokrat und Gouverneur von Sao Paulo, Jose Serra, hat eindeutig den besten Wahlspot, aber seine monatelange Führung in den Umfragen ist er trotzdem los. Der pragmatische Politiker tut sich angesichts der unbestreitbaren Erfolge Lulas schwer, sich in Szene zu setzen:
"Niemand darf erwarten, dass wir Bundesländer des Nordens gegen die des Südens aufhetzen. Große Städte gegen kleine Städte. Ländliche Regionen gegen städtische. Industrie gegen Dienstleistung, Handel gegen Landwirtschaft. Blau gegen Rot, Gelb gegen Grün - das kann im Fußball witzig sein, aber nur beim Fußball. Und nicht, wenn es um ein Land geht."
Es ist der Spruch, der bis zur Wahl in keiner Rede fehlen wird: "Lasst uns gemeinsam vorangehen, Brasilianer und Brasilianerinnen, denn Brasilien kann mehr". Mit ihm versucht Serra Obamas "Yes we can " zu kopieren, und auch, sein Image aufzupolieren:
Denn der 68-Jährige gilt als farblos, langweilig und ohne Charisma. Zu schaffen macht ihm auch die Kampagne der Rousseffpartei, Serra sei ein typischer Vertreter des reichen Sao Paulo, der im armen Nordosten keine Chance habe. Serra meint dazu:
"Brasilien gehört niemandem allein. Wissen Sie, wem Brasilien gehört? Den Brasilianern, die arbeiten, die studieren. Den Brasilianern, die es im Leben zu etwas bringen wollen, die daran glauben, dass man sich anstrengen muss. Den Brasilianern, die sich nicht korrumpieren lassen, die das was falsch ist, nicht tolerieren."
Aber auch Serra teilt kräftig aus. Aus seinem Umfeld werden Gerüchte gestreut, Rousseffs Arbeiterpartei hätte Kontakte zur kolumbianischen FARC-Guerilla und zu kriminellen Gruppen. Rousseff lässt sich davon aber nicht provozieren:
"Ich hätte niemals erwartet, dass mein Gegner in diesem Wettstreit sich derartiger Anschuldigungen bedienen würde. Und ich möchte schon einmal ankündigen, dass ich mich von mir aus nicht auf solch ein Niveau herunterziehen lassen werde. Niemand kann mich dazu bringen, auf solch ein Niveau herunterzugehen."
Roussef und Lula bleiben bei ihrer Strategie, den Aufschwung Brasiliens in den letzten Jahren und die Erfolge bei der Bekämpfung der Armut in den Mittelpunkt zu stellen. Da habe es Serra schwer, meint der Politikwissenschaftler Bernardo Kocher:
"Beim Wahlkampf wird es darum gehen, was ein jeder in der Vergangenheit geleistet hat. Beide Kandidaten haben jeweils 8 Jahre Regierungsarbeit hinter sich. Zwar haben beide nicht genau das gleiche getan, aber so unterschiedlich war es auch nicht. Aber die sozialdemokratische Partei hat ein großes Problem: in diesem Moment guter Wirtschaftsdaten, in dem sich das Land in der Wirtschaftskrise stark gezeigt hat - was soll Serra da machen?"
Einziger Trost: Auch Dilma ist von der erforderlichen absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang weit entfernt. Zünglein an der Waage dürfte dann Marina Silva sein, Lulas frühere Umweltministerin, die ihm den Rücken gekehrt hat und nun für die Grünen kandidiert.
Sie kämpft per Internet, per Handy, ist präsent in den Medien – trotzdem hat es die eigentlich sehr populäre Marina Silva schwer, sich mit Themen wie "Umweltschutz" oder "nachhaltige Wirtschaft" Gehör zu verschaffen – auch wenn sie beteuert, ihr ginge es um alle Bereiche:
"Die Umweltfrage ist nicht von den anderen Themen abgegrenzt. Es ist schwierig, das Problem der inneren Sicherheit, der Gesundheit, der Wirtschaftsentwicklung nicht mit der großen Herausforderung dieses Jahrhunderts integral in ein und derselben Gleichung einzubringen: Umwelt und Entwicklung."
In Umfragen liegt Marina Silva unter zehn Prozent, aber ihre Stimmen könnten bei der voraussichtlichen Stichwahl zwischen Dilma und Serra den Ausschlag geben.
"Tatsache ist nun einmal, und dass wissen Sie Journalisten ja genau, dass sie das Projekt begonnen hat, sie hat dafür gearbeitet, sie hat alles organisiert, sie hat wirklich die ganze Arbeit erledigt, damit wir heute hier die öffentliche Ausschreibung des Schnellzuges starten können. Alle Welt weiß das!"
Der überaus beliebte Lula hat Popularitätswerte um 80 Prozent, und dass soll seiner Wunschkandidatin zum Sieg verhelfen. Dilma Rousseff wäre die erste Frau an der Spitze Brasiliens, aber sie ist wenig bekannt und gilt eher als farblos. Aber inzwischen fühlt sie sich auch bei Wahlkampfreden sicherer:
"Es ist nicht nur wichtig dass die Wirtschaft wächst, sondern es ist wichtig, dass es jedem von Euch besser geht und dass Ihr im Leben aufsteigt, eine Chance habt und Euch zu Bürgern und Bürgerinnen erster Klasse entwickelt."
Das Konzept scheint zu greifen. Noch vor Wochen lag sie in den Umfragen deutlich zurück, inzwischen liegt sie vorne. Besonders in den Hochburgen Lulas, in ärmeren Landesteilen, hat sich dank der Sozialprogramme der Regierung die Lage für viele Menschen verbessert:
Bürger: "Viele Politiker haben hier regiert - haben aber nicht so viel für den Nordosten getan wie Lula. Und ich glaube, wenn Dilma die Macht übernimmt, wird sie hier für eine gute Fortsetzung dieser Arbeit sorgen."
Eine der Hochburgen Lulas ist seine Heimatstadt Garanhuns in der nordöstlichen Provinz Pernambuco. Hier hat der ehemalige Arbeiterführer viel getan: Neue Schulen gebaut, eine Universität eingerichtet, sämtliche Straßen asphaltiert, und viele der 130.000 Einwohner bekommen "Bolsa familia", das überaus populäre Sozialprogramm der Regierung, von dem mittlerweile landesweit 13 Millionen Familien leben. Für den Bürgermeister ist es eine Ehrensache, dass man Lulas Kandidatin wählt:
"Die Geschichte von Garanhuns und des ganzen Landesinneren kann man in zwei Etappen teilen: vor Lulas Amtsantritt als Präsident und danach. Während so vieler Jahre hatten die Menschen hier Hunger gelitten, sind barfuss durch die Straßen gelaufen, mit zerrissenen Kleidern. Durch die Sozialprogramme der Bundesregierung wurden diese Leute gerettet."
"Ich will Serra." Der Sozialdemokrat und Gouverneur von Sao Paulo, Jose Serra, hat eindeutig den besten Wahlspot, aber seine monatelange Führung in den Umfragen ist er trotzdem los. Der pragmatische Politiker tut sich angesichts der unbestreitbaren Erfolge Lulas schwer, sich in Szene zu setzen:
"Niemand darf erwarten, dass wir Bundesländer des Nordens gegen die des Südens aufhetzen. Große Städte gegen kleine Städte. Ländliche Regionen gegen städtische. Industrie gegen Dienstleistung, Handel gegen Landwirtschaft. Blau gegen Rot, Gelb gegen Grün - das kann im Fußball witzig sein, aber nur beim Fußball. Und nicht, wenn es um ein Land geht."
Es ist der Spruch, der bis zur Wahl in keiner Rede fehlen wird: "Lasst uns gemeinsam vorangehen, Brasilianer und Brasilianerinnen, denn Brasilien kann mehr". Mit ihm versucht Serra Obamas "Yes we can " zu kopieren, und auch, sein Image aufzupolieren:
Denn der 68-Jährige gilt als farblos, langweilig und ohne Charisma. Zu schaffen macht ihm auch die Kampagne der Rousseffpartei, Serra sei ein typischer Vertreter des reichen Sao Paulo, der im armen Nordosten keine Chance habe. Serra meint dazu:
"Brasilien gehört niemandem allein. Wissen Sie, wem Brasilien gehört? Den Brasilianern, die arbeiten, die studieren. Den Brasilianern, die es im Leben zu etwas bringen wollen, die daran glauben, dass man sich anstrengen muss. Den Brasilianern, die sich nicht korrumpieren lassen, die das was falsch ist, nicht tolerieren."
Aber auch Serra teilt kräftig aus. Aus seinem Umfeld werden Gerüchte gestreut, Rousseffs Arbeiterpartei hätte Kontakte zur kolumbianischen FARC-Guerilla und zu kriminellen Gruppen. Rousseff lässt sich davon aber nicht provozieren:
"Ich hätte niemals erwartet, dass mein Gegner in diesem Wettstreit sich derartiger Anschuldigungen bedienen würde. Und ich möchte schon einmal ankündigen, dass ich mich von mir aus nicht auf solch ein Niveau herunterziehen lassen werde. Niemand kann mich dazu bringen, auf solch ein Niveau herunterzugehen."
Roussef und Lula bleiben bei ihrer Strategie, den Aufschwung Brasiliens in den letzten Jahren und die Erfolge bei der Bekämpfung der Armut in den Mittelpunkt zu stellen. Da habe es Serra schwer, meint der Politikwissenschaftler Bernardo Kocher:
"Beim Wahlkampf wird es darum gehen, was ein jeder in der Vergangenheit geleistet hat. Beide Kandidaten haben jeweils 8 Jahre Regierungsarbeit hinter sich. Zwar haben beide nicht genau das gleiche getan, aber so unterschiedlich war es auch nicht. Aber die sozialdemokratische Partei hat ein großes Problem: in diesem Moment guter Wirtschaftsdaten, in dem sich das Land in der Wirtschaftskrise stark gezeigt hat - was soll Serra da machen?"
Einziger Trost: Auch Dilma ist von der erforderlichen absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang weit entfernt. Zünglein an der Waage dürfte dann Marina Silva sein, Lulas frühere Umweltministerin, die ihm den Rücken gekehrt hat und nun für die Grünen kandidiert.
Sie kämpft per Internet, per Handy, ist präsent in den Medien – trotzdem hat es die eigentlich sehr populäre Marina Silva schwer, sich mit Themen wie "Umweltschutz" oder "nachhaltige Wirtschaft" Gehör zu verschaffen – auch wenn sie beteuert, ihr ginge es um alle Bereiche:
"Die Umweltfrage ist nicht von den anderen Themen abgegrenzt. Es ist schwierig, das Problem der inneren Sicherheit, der Gesundheit, der Wirtschaftsentwicklung nicht mit der großen Herausforderung dieses Jahrhunderts integral in ein und derselben Gleichung einzubringen: Umwelt und Entwicklung."
In Umfragen liegt Marina Silva unter zehn Prozent, aber ihre Stimmen könnten bei der voraussichtlichen Stichwahl zwischen Dilma und Serra den Ausschlag geben.