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Luther - das Pop-Oratorium
95 Thesen rockig bis jazzig

3.000 Chorsänger und zwölf Musical-Sänger bringen Luthers 95 Thesen im gleichnamigen Pop-Oratorium auf die Dortmunder Westfalenhalle. Im Mittelpunkt stehen die beiden Verhöre, die Luthers Widerruf erzwingen sollten. Die Vorgeschichte wird in Rückblenden erzählt. Bis hin zu seinem wohl berühmtesten Zitat: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders!"

Von Achim Hahn | 02.11.2015
    Das kirchliche Pop-Oratorium Luther feiert am Reformationstag, Samstag (31.10.2015), in Dortmund mit mehr als 3.000 Sängern Premiere.
    Das kirchliche Pop-Oratorium Luther feiert am Reformationstag, Samstag (31.10.2015), in Dortmund mit mehr als 3.000 Sängern Premiere. (imago stock&people)
    Lied:
    "L-U-T-H-E-R - Luther, Luther, wer ist Luther!"
    Er ist kein Popstar, so viel ist klar. Dieter Falk:
    "Und er hat auch nicht das Zeug dazu."
    Eher ist er ein Zweifelnder, einer der mit sich selber ringt. Michael Kunze:
    "Ein Mensch, der sich gegen die Autoritäten durchsetzen konnte und nicht aufgegeben hat, seinem Gewissen zu folgen."
    Lied:
    "Luther ist ein Mensch, der die Kirche kritisiert
    Das bekam noch keinem gut
    ein Zerstörer und ein Volksaufhetzer
    nein ein Theologe, der die Kurie attackiert
    Immerhin, der Mann hat Mut.
    Luther, Luther, wer ist Luther!"
    Das machte ihn ungemein populär; und so ist er dann auch empfangen wurde, damals - 1521 - beim Reichstag in Worms.
    "Unser Dreh und Angelpunkt dieser Doku-Thriller Story."
    Denn hier sollte sich Luther für seine 95 Thesen rechtfertigen, mit denen er vier Jahre zuvor die Kirche und die Banken gegen sich aufbrachte. Vor allem weil er gegen ihren lukrativen Ablasshandel wetterte.
    Übertragung der Thesen auf heute
    CHOR:
    "Banken, Banken Sicherheit!"
    "Es geht um das heilige Geschäft
    und die Folgen sind kaum absehbar
    das Kreditsystem ist in Gefahr.
    Diese theologische Kritik
    mischt sich in die hohe Politik
    Es geht um das heilige Geschäft und viel Geld!"
    "Er hat da in die Räder der großen Maschinerie Politik und Geld gegriffen, und das wäre ihm beinahe zum tödlichen Verhängnis geworden."
    So der Autor und Storyarchitekt Michael Kunze, der zusammen mit dem Düsseldorfer Komponisten Dieter Falk das Pop-Oratorium geschrieben hat.
    "Das sind 21 Songs von Pop bis Rock, mit jazzigen Klängen, viel Gospel ist dabei, mit kleinen Wagnissen, aber die Songs sind schon sehr eingängig."
    Lied:
    "Die Wahrheit ist ein scharfes Schwert, das die Mächtigen das Fürchten lehrt
    Wo die Teufel Lügen säen
    ist es an uns zu widerstehen!
    Heut und Hier "
    3.000 Chorsänger und 12 Musical-Koripähen
    Im Mittelpunkt des Pop-Oratoriums stehen die beiden Verhöre, die Luthers Widerruf erzwingen sollten. Die Vorgeschichte wird in Rückblenden erzählt. Bis hin zu seinem wohl berühmtesten Zitat: Hier stehe ich, ich kann nicht anders! Das so wohl gar nicht belegt ist.
    Über 3000 Chorsänger haben sich zur Welturaufführung in Dortmund versammelt. Eine beeindruckende optische und auch Klang-Kulisse, auch wenn man manchmal den Eindruck bekommt: Das sind die Fischerchöre auf neu. Für Komponist Dieter Falk ist es...
    "...ein großes Stück Musikkino. Denn man sieht den 3000 Chor im Hintergrund, der die Geschichte mit erzählt."
    Und das war für Dieter Falk eine große Herausforderung und bestimmte nicht zuletzt die Charakteristik der Songs.
    "Deswegen schließen sich bestimmte Arten der Musik auch aus. Ich kann jetzt nicht "Rage against the Machine"-Playbacks und darüber deutschsprachige, viele Worte legen. Die würden nie rüberkommen."
    Live bieten die zwölf Musicalsänger, allen voran Frank Winkels als Luther, eine professionelle Show mit Songs, von denen einige durchaus Ohrwurmcharakter haben. Aber es sind eben auch Stimmen, die kaum an den charismatischen Cast etwa aus der Musicalverfilmung wie etwa "Jesus Christ Superstar" herankommen - die Messlatte für religiös orientierte Bühnenstoffe, auch für Dieter Falk:
    "Das war schon sensationell. Klar das ist so ein Vorbild, was ich habe, wird man zwar nicht erreichen, aber inspirieren kann es schon."
    Die Show ist trotzdem ein Erlebnis, besonders für Musicalfans, auch wenn die minimale Inszenierung keine großen Highlights hat wie zum Beispiel der junge Kaiser Karl mit goldenem Baseballcap gelangweilt mit dem Smartphone spielend. Als Zuschauer bekommt man das Gefühl, Teil eines großen Gemeinschaftsevents zu sein. Inklusive aufwendiger Lasershow, Nebelgespinst und popkonzerttypischen Gänsehaut- oder gospeligen Schunkelmomenten. Kirchentagsfeeling eben, auch wenn das Pop-Oratorium "Luther" kein religiöses Heldenepos ist, sondern eher eine durchaus auch kritische Hommage an einen kantigen Menschen, der sich gegen alle Hindernisse aufgelehnt hat...
    "...und die Welt danach wirklich nachhaltig verändert hat."
    CHOR: "Luther!"
    "Luther - das Pop-Oratorium" geht zwar erst im Januar 2017 auf Deutschlandtour. Es gibt aber bereits jetzt eine Doppel CD der Musik und in Dortmund wurde bereits Material für eine kommende DVD mitgeschnitten.