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Lutz Seiler: "Stern 111"
Das kluge Rudel

Ost-Berlin im Wendejahr 1989. Eine Gruppe junger Leute nistet sich in den abbruchreifen Häusern zwischen der Schönhauser Allee und der Oranienburger Straße ein und verscherbelt Mauerstücke. Nach seinem furiosen Hiddensee-Roman „Kruso“ legt Lutz Seiler jetzt eine Künstler-Geschichte vor.

Lutz Seiler, Judith Schalansky und Jan Wiele im Gespräch mit Maike Albath |
    Der Schriftsteller Lutz Seiler: Für seinen DDR-Roman "Kruso" wurde er von der Kritik gefeiert.
    Der Schriftsteller Lutz Seiler diskutiert seinen neuen Roman "Stern 111" (dpa / picture alliance / Arne Dedert)
    "Drahtwort" lautet die erste Kapitelüberschrift von Lutz Seilers neuem Roman "Stern 111" vielversprechend, und tatsächlich hat dieser Roman einiges mit Technik zu tun. Auch der Buchtitel ist nichts anderes als die Gerätebezeichnung eines DDR-Kofferradios aus den 1960er-Jahren. Die überschaubaren Verhältnisse lösen sich nach dem Mauerfall komplett auf, denn die Kleinfamilie des Haupthelden Carl entwickelt überraschende Fliehkräfte. Seine Eltern streifen nur zwei Tage nach dem 9. November 1989 ihr altes Leben ab und verlassen das Land, um einem lang gehegten Geheimnis auf die Spur zu kommen. Carl schlingert durch das Nachwende-Berlin und gehört schon bald zu einer Gruppe, die das undefinierte Terrain des Ostens auf ihre Weise zu beherrschen versucht. Lutz Seiler, 1963 im thüringischen Gera geboren, legt mit "Stern 111" seinen zweiten Roman vor. Nach Gedichtbänden, Erzählungen und Essays hatte er 2014 den mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Hiddensee-Roman "Kruso" veröffentlicht. Über die deutsch-deutschen Umbrüche diskutiert Lutz Seiler im Studio LCB mit der Schriftstellerin Judith Schalansky und dem Literaturkritiker und Feuilletonredakteur der FAZ Jan Wiele.
    Lutz Seiler: "Stern 111"
    Suhrkamp Verlag, Berlin. 528 Seiten, 24 Euro.
    Ausschnitte der Veranstaltung können Sie auf DichterLesen.net nachhören:
    STUDIO LCB: LUTZ SEILER MIT "STERN 111"
    Studio LCB: Lutz Seiler
    Im Gespräch mit Judith Schalansky und Jan Wiele
    Am Mikrofon: Maike Albath