Die meisten dieser Objekte, meint Dr. Luigia Melillo vom Archäologischen Nationalmuseum in Neapel, kommen aus Pompeji, andere stammen aus dem Museum in Neapel. Die meisten dieser Dinge werden das erste Mal dem Publikum und das erste Mal außerhalb von Italien präsentiert.
Mit einem Team von italienischen und deutschen Kollegen birgt sie Stück für Stück sorgfältig aus den Kisten: Statuen, Fresken, Goldobjekte, Schmuck, Preziosen. In einer Ecke verstopfen Marmor, Metallröhren und ein Boiler neben großen Holzkisten abgelegt den Durchgang. Stimmengewirr aus italienischen, englischen und deutschen Fetzen schwirrt durch die Luft:
"Was wir hier sehen ist, wie ich finde, etwas ganz luxuriöses, allerdings Luxus ohne Öffentlichkeit dabei zu erzeugen: ein Privatbad, eine marmorne Badewanne, ist an sich nichts besonderes, aber","
so Dr. Rudolf Aßmann, Direktor des Römermuseums in Haltern.
""wir haben die gesamte Heißwassertechnik dabei, vergleichbar mit einem Boiler. wie er in Mitteleuropa im Laufe des 20.Jahrhunderts in die Badezimmer Einzug hielt. Ich erinnere mich, in meiner Kindheit noch, da hatten wir so was an der Badewanne. Da wurde mit Briketts dann Heißwasser erzeugt. Das ist aber 2000 Jahre alt, diese Anlage. Die Absperrhähne, die liegen noch da vorne, die werden angebaut, wenn das ganze Gerät dann zusammengesetzt wird."
Das römische Luxusleben am Golf von Neapel ist vielleicht vergleichbar mit dem Luxusleben vor rund 40 Jahren an der Cote d'Azur. Die Reichen und Schönen der antiken städtischen Gesellschaft ließen sich riesige Paläste mit Meeresblick errichten. Alles, was Rang und Namen hatte und zur tonangebenden Gesellschaft gehörte, war dabei:
"Caesar, Kaiser Claudius, Agrippa, Feldherr des Augustus, Brutus, einer der Caesarmörder, Petronius, der Schriftsteller, der heutzutage nur über das "Satyricon", der Film, den Fellini daraus gemacht hat, bekannt ist, Pompeius der Große, Varo, Cicero, Marc Anton der Gegenspieler von Augustus, Lucullus, der zunächst mal Politiker und Feldherr war, dann erst die Grundlage geschaffen hat für seinen sagenhaften Reichtum und dann wiederum für seine Prunksucht bei Gastmählern, Plinius natürlich, Vergil, die Szene der Dichter um Augustus rum, Vergil, Horaz, Ovid."
Im Westen des Römischen Reiches wurden mehr als 3000 Villen entdeckt. Die luxuriösesten und bedeutendsten Villen befanden sich in der Umgebung des Vesuv. Oft bestanden sie aus mehreren Gebäudekomplexen, am Hang errichtet mit einem spektakulären Panoramablick. Säulengänge und Wasserspiele brachten Kühlung; üppig angelegte Gärten entzückten die Spaziergänger. Thermalanlagen luden zur Entspannung und luxuriöse Speiseräume zu Gelagen. Den bunten Marmor bezog man nicht aus Carrara sondern aus Afrika; die Wände zierten kostbare Fresken, Nischen schmückten lebensgroße Statuen:
"Schlösser und Gärten von der Renaissance-Zeit an, Barock oder so, sind durchaus von den Ausmaßen und auch von der luxuriösen Auskleidung her zu vergleichen mit diesen Prachtbauten aus der römischen Zeit, wobei man wirklich sagen muss, man bewegt sich hier in der absolut obersten sozialen Schicht, das Kaiserhaus und die nächste Umgebung, erinnert an Sanssouci in Potsdam oder Versailles."
"Um meinen Geldbeutel braucht Dir nicht bang zu sein."
Cicero, Politiker, Schriftsteller und Philosoph, Atticusbriefe.
"Herodes Atticus war einer der reichsten Männer in Griechenland, und die beiden haben wohl Antiquitäten ausgetauscht oder so, und in so einem Gesprächszusammenhang steht dieses Zitat."
"Darum schick' sie mir und Standbilder, was sonst noch für den Platz passt, meiner Schwärmerei und Deinem Geschmack entspricht, möglichst viel, möglichst bald."
"Hier bringen wir natürlich noch was rein, und zwar, es ging um das griechische Original in der Kunst. Das war auch in römischer Zeit das große Vorbild. Was die reichen Römer sich zuhause hinstellen wollten, sollte im Normalfall, wenn es irgendwie ging, ein griechisches Original sein. Und irgendwann war Griechenland leer gekauft oder leer geraubt, wenn sie so wollen. Dann ging das los, dass Werkstätten diesen Bedarf auch auf italischem Boden zu decken versuchten. Und mit der Entwicklung des römischen Kopistenwesens wurden die Werkstätten immer mehr und immer größer. Hier haben wir mal ein Stück, das ist wirklich ein griechisches Original, wie sie noch an der, sehen Sie die Inschrift dort, die Herstellerinschrift, erkennen können: 'Salpion Athenaios epoiese', der Athener Salpion hat es geschaffen, ganz normale Künstlerinschrift, und dadurch ist dieses Stück als ein griechisches Original ausgewiesen viel wertvoller als ein römischer Gegenstand, der für einen Laien vielleicht nicht mal unterscheidbar, ähnlich aussah."
"Verrückt ist Damasip, wenn er alte Statuen kauft, doch ist sein Gläubiger recht bei Trost?"
Horaz, römischer Dichter.
"Also der hat sich die sogar auf Pump gekauft, wie aus dem Zitat hervorgeht, der hat sich dafür verschuldet, um sein Ambiente zu Hause zu verschönern oder hier 'Wir Idioten sind auf Gemälde und Plastiken ja ganz versessen', Seneca, selber Sammler."
Die Kehrseite der Medaille: Tausende von Sklaven schufteten, um diesen Reichtum zu schaffen. 99 Prozent der römischen Bevölkerung bangte um das Existenzminimum, das die reiche Oberschicht bei einem Gelage verprasste. Luxusgüter mussten aus dem ganzen Römischen Reich herangeschafft werden, um die Gelüste von Wenigen zu befriedigen. Die Reichen kauften den Plebs
"Das Volk, das einst dem Imperium alles verlieh hält sich zurück jetzt. Nach zwei Dingen lechzt es nur, nach Brot und Spielen."
Juvenal, Dichter.
Gladiatoren und Tierkämpfe waren es, die das Volk begeisterten. So konnte es seinem trostlosen Überlebenskampf entfliehen - und die Reichen gaben sie ihnen.
"Er wird für blankes Eisen sorgen ohne Gnadenstoß auf der Bühne, selbst wenn er 400 Mille draufgehen lässt, macht es seinem Vermögen nichts aus und in Ewigkeit wird man von ihm reden."
Petronius, Schriftsteller.
"Dieser Trimalco, dieser Parvenü, haut das Geld nur so raus, um sich vor seinen Genossen, die er da zum Essen einlädt, zu produzieren, also ein Neureicher."
Das ausschweifende Leben wurde immer kritisiert. Vielen war es wohl bewusst, das in dieser römischen Gesellschaft etwas nicht mehr stimmte. Darauf verweist auch ein 1880 in Pompeji entdecktes Graffiti, das am Ende der Ausstellung steht,
"auf dem man lesen kann 'Sodoma Gomorra'. Ob es wirklich echt ist und antik ist, ist nicht 100 Prozent sicher. Sodom und Gomorra im Anblick des Untergangs von Herkulaneum und von Pompeji könnte es jemand, so in seinen letzten Lebensstunden, in die Wand eingeritzt haben. Wenn das Ding antik ist, das heißt vor '79 oder beim Vesuvausbruch '79 entstanden ist, dann ist das schon eine Untergangsstimmung, die dann auch wertet."
Mit einem Team von italienischen und deutschen Kollegen birgt sie Stück für Stück sorgfältig aus den Kisten: Statuen, Fresken, Goldobjekte, Schmuck, Preziosen. In einer Ecke verstopfen Marmor, Metallröhren und ein Boiler neben großen Holzkisten abgelegt den Durchgang. Stimmengewirr aus italienischen, englischen und deutschen Fetzen schwirrt durch die Luft:
"Was wir hier sehen ist, wie ich finde, etwas ganz luxuriöses, allerdings Luxus ohne Öffentlichkeit dabei zu erzeugen: ein Privatbad, eine marmorne Badewanne, ist an sich nichts besonderes, aber","
so Dr. Rudolf Aßmann, Direktor des Römermuseums in Haltern.
""wir haben die gesamte Heißwassertechnik dabei, vergleichbar mit einem Boiler. wie er in Mitteleuropa im Laufe des 20.Jahrhunderts in die Badezimmer Einzug hielt. Ich erinnere mich, in meiner Kindheit noch, da hatten wir so was an der Badewanne. Da wurde mit Briketts dann Heißwasser erzeugt. Das ist aber 2000 Jahre alt, diese Anlage. Die Absperrhähne, die liegen noch da vorne, die werden angebaut, wenn das ganze Gerät dann zusammengesetzt wird."
Das römische Luxusleben am Golf von Neapel ist vielleicht vergleichbar mit dem Luxusleben vor rund 40 Jahren an der Cote d'Azur. Die Reichen und Schönen der antiken städtischen Gesellschaft ließen sich riesige Paläste mit Meeresblick errichten. Alles, was Rang und Namen hatte und zur tonangebenden Gesellschaft gehörte, war dabei:
"Caesar, Kaiser Claudius, Agrippa, Feldherr des Augustus, Brutus, einer der Caesarmörder, Petronius, der Schriftsteller, der heutzutage nur über das "Satyricon", der Film, den Fellini daraus gemacht hat, bekannt ist, Pompeius der Große, Varo, Cicero, Marc Anton der Gegenspieler von Augustus, Lucullus, der zunächst mal Politiker und Feldherr war, dann erst die Grundlage geschaffen hat für seinen sagenhaften Reichtum und dann wiederum für seine Prunksucht bei Gastmählern, Plinius natürlich, Vergil, die Szene der Dichter um Augustus rum, Vergil, Horaz, Ovid."
Im Westen des Römischen Reiches wurden mehr als 3000 Villen entdeckt. Die luxuriösesten und bedeutendsten Villen befanden sich in der Umgebung des Vesuv. Oft bestanden sie aus mehreren Gebäudekomplexen, am Hang errichtet mit einem spektakulären Panoramablick. Säulengänge und Wasserspiele brachten Kühlung; üppig angelegte Gärten entzückten die Spaziergänger. Thermalanlagen luden zur Entspannung und luxuriöse Speiseräume zu Gelagen. Den bunten Marmor bezog man nicht aus Carrara sondern aus Afrika; die Wände zierten kostbare Fresken, Nischen schmückten lebensgroße Statuen:
"Schlösser und Gärten von der Renaissance-Zeit an, Barock oder so, sind durchaus von den Ausmaßen und auch von der luxuriösen Auskleidung her zu vergleichen mit diesen Prachtbauten aus der römischen Zeit, wobei man wirklich sagen muss, man bewegt sich hier in der absolut obersten sozialen Schicht, das Kaiserhaus und die nächste Umgebung, erinnert an Sanssouci in Potsdam oder Versailles."
"Um meinen Geldbeutel braucht Dir nicht bang zu sein."
Cicero, Politiker, Schriftsteller und Philosoph, Atticusbriefe.
"Herodes Atticus war einer der reichsten Männer in Griechenland, und die beiden haben wohl Antiquitäten ausgetauscht oder so, und in so einem Gesprächszusammenhang steht dieses Zitat."
"Darum schick' sie mir und Standbilder, was sonst noch für den Platz passt, meiner Schwärmerei und Deinem Geschmack entspricht, möglichst viel, möglichst bald."
"Hier bringen wir natürlich noch was rein, und zwar, es ging um das griechische Original in der Kunst. Das war auch in römischer Zeit das große Vorbild. Was die reichen Römer sich zuhause hinstellen wollten, sollte im Normalfall, wenn es irgendwie ging, ein griechisches Original sein. Und irgendwann war Griechenland leer gekauft oder leer geraubt, wenn sie so wollen. Dann ging das los, dass Werkstätten diesen Bedarf auch auf italischem Boden zu decken versuchten. Und mit der Entwicklung des römischen Kopistenwesens wurden die Werkstätten immer mehr und immer größer. Hier haben wir mal ein Stück, das ist wirklich ein griechisches Original, wie sie noch an der, sehen Sie die Inschrift dort, die Herstellerinschrift, erkennen können: 'Salpion Athenaios epoiese', der Athener Salpion hat es geschaffen, ganz normale Künstlerinschrift, und dadurch ist dieses Stück als ein griechisches Original ausgewiesen viel wertvoller als ein römischer Gegenstand, der für einen Laien vielleicht nicht mal unterscheidbar, ähnlich aussah."
"Verrückt ist Damasip, wenn er alte Statuen kauft, doch ist sein Gläubiger recht bei Trost?"
Horaz, römischer Dichter.
"Also der hat sich die sogar auf Pump gekauft, wie aus dem Zitat hervorgeht, der hat sich dafür verschuldet, um sein Ambiente zu Hause zu verschönern oder hier 'Wir Idioten sind auf Gemälde und Plastiken ja ganz versessen', Seneca, selber Sammler."
Die Kehrseite der Medaille: Tausende von Sklaven schufteten, um diesen Reichtum zu schaffen. 99 Prozent der römischen Bevölkerung bangte um das Existenzminimum, das die reiche Oberschicht bei einem Gelage verprasste. Luxusgüter mussten aus dem ganzen Römischen Reich herangeschafft werden, um die Gelüste von Wenigen zu befriedigen. Die Reichen kauften den Plebs
"Das Volk, das einst dem Imperium alles verlieh hält sich zurück jetzt. Nach zwei Dingen lechzt es nur, nach Brot und Spielen."
Juvenal, Dichter.
Gladiatoren und Tierkämpfe waren es, die das Volk begeisterten. So konnte es seinem trostlosen Überlebenskampf entfliehen - und die Reichen gaben sie ihnen.
"Er wird für blankes Eisen sorgen ohne Gnadenstoß auf der Bühne, selbst wenn er 400 Mille draufgehen lässt, macht es seinem Vermögen nichts aus und in Ewigkeit wird man von ihm reden."
Petronius, Schriftsteller.
"Dieser Trimalco, dieser Parvenü, haut das Geld nur so raus, um sich vor seinen Genossen, die er da zum Essen einlädt, zu produzieren, also ein Neureicher."
Das ausschweifende Leben wurde immer kritisiert. Vielen war es wohl bewusst, das in dieser römischen Gesellschaft etwas nicht mehr stimmte. Darauf verweist auch ein 1880 in Pompeji entdecktes Graffiti, das am Ende der Ausstellung steht,
"auf dem man lesen kann 'Sodoma Gomorra'. Ob es wirklich echt ist und antik ist, ist nicht 100 Prozent sicher. Sodom und Gomorra im Anblick des Untergangs von Herkulaneum und von Pompeji könnte es jemand, so in seinen letzten Lebensstunden, in die Wand eingeritzt haben. Wenn das Ding antik ist, das heißt vor '79 oder beim Vesuvausbruch '79 entstanden ist, dann ist das schon eine Untergangsstimmung, die dann auch wertet."