"Nach den Erkenntnissen der Wissenschaft soll man nicht zu viel Butter essen, weil das die Arteriosklerose fördert. Das ist der Grund, warum ich nicht so viel esse, weil ich nicht nur die Adenauer-Regierung, sondern noch einige andere Regierungen in Westdeutschland überleben möchte."
Walter Ulbricht, seines Zeichens nicht nur selbsternannter Ernährungsexperte, sondern bis 1971 auch politisch mächtigster Mann der DDR. Bis in die 1970er-Jahre durfte Ulbricht als General- beziehungsweise Erster Sekretär der SED in der Tat noch einige bundesdeutsche Regierungen er- und überleben. 1971 aber endete seine Karriere - wie so oft im Sozialismus sowjetischer Prägung - mit einem steilen Absturz. Und mit einem politischen Königsmörder, der einst Ulbrichts treuester Kampfgenosse gewesen war: Erich Honecker.
Unterschiedliche Lebenserfahrungen
"Ulbricht und Honecker waren sicherlich - sowohl in ihrem eigenen Selbstverständnis wie auch in der heutigen Einschätzung - klassische Berufsrevolutionäre", konstatiert der Historiker Gerd-Rüdiger Stephan, der bei der Berliner Rosa-Luxemburg-Stiftung zur Geschichte von DDR und SED forscht.
Und doch trennte den 1893 in Leipzig geborenen Ulbricht und den Saarländer Honecker, Jahrgang 1912, mehr als nur ihre Altersdifferenz: "Ulbricht war ja im Ersten Weltkrieg und hat die ganze Gründungsgeschichte der KPD mitgemacht - das ist ja bei Honecker faktisch noch Kindheit. Und das sowjetische Exil von Ulbricht und diese Weltkriegserfahrungen sind völlig unterschiedlich zu Honeckers Widerstand im Nationalsozialismus und seinen Zuchthauserfahrungen. Und als dann der Krieg vorbei war, war Ulbricht schon der Spitzenfunktionär der deutschen Kommunisten im Prinzip, während Honecker seinen Karriereweg über die FDJ ging, die nicht sofort die Hebel der Macht besaß."
Schon 1950 war Walter Ulbricht zum Generalsekretär der SED avanciert. Mit seinem - im sowjetischen Exil der Stalinzeit geschulten - Gespür für politische Umschwünge, taktischer Raffinesse bei der Ausschaltung seiner Gegner im Politbüro und auch einer Portion Glück behauptete er seine Position sowohl nach dem Aufstand des 17. Juni 1953 als auch während der Entstalinisierung und Ungarn-Krise 1956.
Honecker, seit 1946 Chef des Staatsjugendverbandes FDJ, war lange Ulbrichts treuester Paladin. Immer wieder hatte Ulbricht sich in den 1950er-Jahren hinter Honecker gestellt, wenn der in bedrohliche Situationen geraten war. So auch 1953: Als am 17. Juni zahlreiche FDJler ihre Mitgliedsbücher verbrannten und damit der von Honecker kultivierte Mythos der FDJ als parteitreuer Massenorganisation zusammenbrach, konnte der Jugendfunktionär nur mit Ulbrichts Protektion der Verdammung durch das Politbüro entgehen: Honecker wurde auf die Parteischule nach Moskau geschickt, von wo aus er 1957 als Spezialist für Sicherheitsfragen ins SED-Politbüro zurückkehrte. Seine im sowjetischen Bruderland erworbenen Fähigkeiten sollte er schon bald unter Beweis stellen können: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!"
Schon kurz nachdem Walter Ulbricht auf einer Pressekonferenz im Juni 1961 diese historisch gewordenen Worte ausspricht, ist Honecker hinter den Kulissen damit beschäftigt, die logistische Organisation des Mauerbaus zu planen. Der Überraschungscoup in der Nacht zum 13. August 1961 gelingt - und festigt Honeckers Position in der SED-Führung.
Zwei Jahre später stößt auch seine Frau Margot als neue Volksbildungsministerin in die Führungsriege des Machtapparats vor. Überaus skeptisch beäugt das relativ junge, aber politisch stramm orthodoxe Ehepaar, wie sich der 1953 vom Generalsekretär zum Ersten Sekretär umetikettierte mächtigste Mann der DDR, Ulbricht, seit 1960 auch Vorsitzender des Staatsrates und des Nationalen Verteidigungsrates, mehr und mehr zum Reformer wandelt:
"Er entwickelte sich ja in dieser Zeit zu einer Art Gesellschaftstheoretiker in seinem Selbstverständnis, obwohl er gar keine entsprechenden Voraussetzungen eigentlich hatte. Honecker war eher darauf fixiert, die Macht zu sichern und zu weitgehenden Reformbemühungen entgegen zu treten. Und es geht ja relativ schnell: Als Ulbricht diese Wirtschaftsreformen einleitet - von Wirtschaft hatte Honecker allerdings überhaupt keine Ahnung - hat er sich da nicht besonders engagiert. Aber er war dann relativ schnell sehr aggressiv gegenüber den Reformbemühungen von Ulbricht, die sich auf Jugendpolitik, Kulturpolitik, zum Teil auch Wissenschaftspolitik beziehen."
Erste Risse durch Reformen
Im Januar 1963 beschließt der VI. Parteitag Ulbrichts sogenanntes Neues System der ökonomischen Planung und Leitung, das den Betrieben mehr Eigenverantwortung zugesteht und eine kurze Phase der Liberalisierung auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen einleitet. Honecker als Verfechter der "reinen Lehre" hält sich dabei zunächst noch bedeckt. Erst im Dezember 1965 fallen jenen, die in den offiziellen Partei-Verlautbarungen zwischen den Zeilen lesen, die ersten Haarrisse im Verhältnis zwischen den beiden Spitzenfunktionären Ulbricht und Honecker auf.
Am Vorabend des 11. Plenums des Zentralkomitees erschießt sich Erich Apel - Chef der Staatlichen Plankommission und einer der engsten Verbündeten Walter Ulbrichts auf dem Gebiet der Wirtschaftsreformen - offenbar angesichts eines für die DDR desaströsen bevorstehenden neuen Handelsabkommens mit der UdSSR. Honecker hingegen positioniert sich auf der Tagung mit Lobeshymnen auf die ökonomische Zusammenarbeit mit der Sowjetunion - und gegen jegliche Liberalisierung und "Verwestlichung" in Kunst, Kultur und Jugendpolitik.
"Das Charakteristische all dieser Erscheinungen besteht darin, dass sie objektiv mit der Linie des Gegners übereinstimmen, durch die Verbreitung von Unmoral und Skeptizismus besonders die Intelligenz und die Jugend zu erreichen, und im Zuge einer sogenannten Liberalisierung die Deutsche Demokratische Republik von innen her aufweichen wollen."
Honecker auf Breschnew-Linie
Damit liegt Honecker ganz auf der Linie des neuen KPdSU-Generalsekretärs Leonid Breschnew, der in der Sowjetunion 1964 den reformfreudigen Nikita Chruschtschow abgelöst hat. Schon bald entwickelt sich - hinter dem Rücken Ulbrichts - zwischen den beiden Betonkommunisten Honecker und Breschnew eine Art Männerfreundschaft, gefestigt unter anderem durch gemeinsame Jagdausflüge.
Trotz aller Reformambitionen lässt sich Ulbricht auch in den 1960er-Jahren weiter nach stalinistischem Personenkult-Muster feiern. Seine wachsende Hybris bricht sich dabei nicht nur im Umgang mit sowjetischen Genossen Bahn, die zunehmend genervt auf seine Besserwissereien reagieren, sondern auch gegenüber anderen Bruderländern. Noch wenige Tage vor dem Einmarsch von Warschauer-Pakt-Truppen in die CSSR, der am 21.August 1968 den Prager Frühling beendet, belehrt Ulbricht in Karlsbad die Reformer um Alexander Dubcek:
"Als wir aus der Presse erfuhren, dass Sie eine Pressezensur abgeschafft haben, war man bei uns erstaunt, weil wir sowas nicht kannten. Wir haben nie eine Pressezensur gehabt. Und Sie sehen, wir sind ganz gut vorwärtsgekommen, auch ohne Pressezensur."
Penetrante Besserwisserei
Mochte Ulbricht während der Niederschlagung des Prager Frühlings auch treu zur Sowjetunion gestanden haben - seine Überheblichkeiten, befeuert von wachsendem Altersstarrsinn, erzeugen im Kreml wie im Ost-Berliner Politbüro immer mehr Unmut.
Nicht nur, dass Ulbricht "seine DDR" penetrant als Vorbild für den restlichen Ostblock anpreist, er erlaubt sich auch ideologische, ökonomische und westpolitische Sonderwege, die in Moskau gar nicht gern gesehen werden. Daheim im Politbüro fühlen sich seine Genossen hinwiederum übergangen, weil sich Ulbricht lieber mit Experten außerhalb des obersten Machtzirkels über gesellschaftliche und ökonomische Zukunftsfragen abstimmt.
Aller propagandistischer Pomp kann zum 20. Jahrestag der DDR im Oktober 1969 nicht mehr kaschieren, dass Ulbrichts halb gare Reformideen das Land in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt haben. Mit allen volkswirtschaftlichen Mitteln war vor dem Republikjubiläum die Automatisierung in ausgewählten wichtigen Wirtschaftsbetrieben durchgepeitscht worden, zum Preis der Vernachlässigung des Wohnungsbaus und wachsender Versorgungsengpässe mit Konsumgütern. Doch als der Erste Sekretär 1969 in Moskau um mehr Erdöl für die DDR-Schwerindustrie bittet, weigert sich Breschnew, Ulbrichts Wirtschaftsexperimente weiter zu unterstützen. Stattdessen fragt der KPdSU-Generalsekretär zynisch, wozu die DDR denn das ganze Öl brauche: "Ich verstehe das nicht ganz. Das ist doch ein Produkt, das riecht, das keinen schönen Duft hat, und wenn man damit Flecken macht, bekommt man sie so leicht nicht wieder weg."
Gleichzeitig verschärfen sich die Differenzen zwischen Ulbricht und Breschnew in der Deutschlandpolitik. In Bonn regiert seit Oktober 1969 eine sozialliberale Koalition, und der frisch gebackene Bundeskanzler Willy Brandt propagiert bereits in seiner ersten Regierungserklärung ein Miteinander statt Nebeneinander der beiden deutschen Staaten, eingebettet in eine neue Ostpolitik. Doch der Kreml beharrt darauf, substanzielle Verhandlungen mit Bonn allein selbst zu führen, während Ulbricht - sehr zu seinem Verdruss - die Rolle des Hardliners zugedacht ist, der von vornherein unerfüllbare Forderungen zu stellen hat.
Konflikt wegen der Westpolitik
Nach diesem - von Honecker befürworteten - Drehbuch verläuft denn auch im März 1970 das Erfurter Treffen zwischen Bundeskanzler Willy Brandt und DDR-Ministerpräsident Willi Stoph planmäßig ergebnislos - abgesehen von einer peinlichen Propaganda-Pleite für die SED.
Der Deutschlandfunk berichtet: "Vor dem Hotel Erfurter Hof noch immer turbulente Szenen, in Sprechchören wird nach ‚Willy‘ gerufen - Sie hören es selbst: nicht Willi Stoph, sondern… (Demonstranten: ‚Willy Brandt, Willy Brandt…‘)"
Die Blamage von Erfurt führt zur weiteren Entfremdung zwischen Ulbricht und Honecker. In dieser Zeit gehen die beiden - höchst ungewöhnlich unter Genossen - beim Umgang miteinander zum "Sie" über.
Am 30. Juni 1970, seinem 77. Geburtstag, beruft Ulbricht schließlich eine außerplanmäßige Politbüro-Sitzung ein, auf der er die Absetzung Erich Honeckers als Zweitem Sekretär durchsetzt. Eine mit Moskau nicht abgestimmte Aktion, die durch ein Veto Breschnews sofort wieder rückgängig gemacht wird: eine Woche später ist Honecker wieder im Amt. Doch der von Breschnew diktierte Burgfrieden scheitert schon im Oktober 1970, als das Politbüro mit Ulbrichts Wirtschaftsreformen abrechnet. Ulbricht wehrt sich nach Kräften, auch noch, als sein Reform-Mitstreiter Günter Mittag Ende 1970 auf die Seite Honeckers überläuft. Gerd-Rüdiger Stephan:
"Auf dem Plenum im Dezember 1970 hält Ulbricht ja ein Schlusswort, das die ganze Tagung konterkariert und was dann dazu führt, dass das Politbüro beschließt, dass die Rede von Ulbricht nicht veröffentlicht wird. Und das ist dann natürlich schon die direkte Konfrontation. Und dann kommt es ja zu diesem Brief von dreizehn Politbüro-Mitgliedern an die KPdSU-Führung unter Breschnew, mit der Bitte, sie zu unterstützen, dass so schnell wie möglich ein Führungswechsel eingeleitet wird, weil der ‚Alte‘ das nicht mehr hinbekommt".
Erste Pläne schon 1970
"Leider können wir nicht umhin festzustellen, dass sich bei Genossen Walter Ulbricht in der letzten Zeit bestimmte negative Seiten seines auch ohnehin schwierigen Charakters immer mehr verstärken. In dem Maße, in dem er sich vom wirklichen Leben der Partei, der Arbeiterklasse und aller Werktätigen entfremdet, gewinnen irreale Vorstellungen und Subjektivismus immer mehr Herrschaft über ihn. Im Umgang mit den Genossen des Politbüros und mit anderen Genossen ist er oft grob, beleidigend und diskutiert von einer Position der Unfehlbarkeit."
Erst am Rande des Moskauer KPdSU-Parteitags im März 1971 konkretisieren sich endgültig die Pläne, die Breschnew schon im Sommer 1970 für die Ablösung Ulbrichts entworfen hatte. Wolfgang Leonhard, selbst 1945 Mitglied der Gruppe Ulbricht und 1948 in den Westen geflüchtet, beurteilte die Signale im Westdeutschen Rundfunk damals so:
"Es fiel auf, dass in der Sowjetpresse überall Honecker herumfuhr, Honecker die Reden hielt. Walter Ulbricht trat überhaupt nicht mehr in Erscheinung. Während der ganzen Parteitagszeit ist er einmal genannt worden in der ‚Prawda‘, und nur zu einem Besuch der Staatlichen Plankommission, wo er nicht sprach, sondern zuhörte."
Breschnew für ehrenvollen Abgang
Allerdings hatte Breschnew entschieden, Ulbricht einen ehrenvollen Abgang zu ermöglichen: Nicht nur das Amt des Staatsratsvorsitzenden sollte ihm erhalten bleiben, hinzu kam mit dem Ehrenvorsitz der SED ein Posten, den es bis dahin noch gar nicht gab. Was aber Ulbrichts Rücktrittserklärung als 1. Sekretär im Politbüro am 27. April unmittelbar vorausging, glich mehr einem schäbigen Thriller denn respektvollem Umgang.
"Bevor er zu Ulbricht zu dessen Landsitz an den Dölln-See fuhr, ließ Honecker die Telefonverbindungen dorthin unterbrechen und wies außerdem seine Begleiter vom MfS an, statt der üblichen Bewaffnung mit Pistolen Maschinenpistolen mitzunehmen", vermerkt Mario Frank in seiner 2001 veröffentlichten Ulbricht-Biografie über das entscheidende Gespräch zwischen Honecker und seinem nun entmachteten Vorgänger. Am 3. Mai schließlich kapituliert Ulbricht auch vor dem Zentralkomitee, das seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen einstimmig bestätigt. Als seinen Nachfolger schlägt er Erich Honecker vor.
"Zum ersten Sekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands wurde Erich Honecker gewählt."
Während sich Honecker im Juni 1971 auf dem VIII. Parteitag feiern lässt, hat Ulbricht am Vorabend des Konvents einen Kreislaufkollaps erlitten - nachdem ihn der neue Erste Sekretär beim Empfang der Moskauer Delegation öffentlich brüskiert hatte. Ulbricht-Biograph Frank protokolliert dazu:
"Der sowjetische Parteichef hatte noch nicht die Gangway verlassen, als Honecker sich vor laufenden Fernsehkameras an Ulbricht vorbei drängte und diesen rüde zur Seite schob, um Breschnew als erster den Bruderkuss auf die Wange drücken zu können."
Ulbrichts Rede wird auf dem Parteitag verlesen, während für ihn in der abgeschotteten Funktionärssiedlung Wandlitz eine eigene Krankenstation eingerichtet wird. Gezeichnet von schweren Angina-Pectoris-Anfällen, nimmt Ulbricht am 30. Juni die Glückwünsche des Politbüros zu seinem 78. Geburtstag entgegen. Die DDR-Presse bringt dazu ein Foto, das kaum anders als eine weitere planmäßige Demütigung des kranken Greises verstanden werden kann: Es zeigt Ulbricht sitzend im Morgenmantel und mit Pantoffeln, zu dem sich der Gratulant Honecker, gönnerhaft hinab beugt.
Allmähliche Demontage
Gemeinsam mit seiner Frau und politischen Weggefährtin Lotte kämpft Walter Ulbricht bis zuletzt gegen seine planmäßige Marginalisierung in der Öffentlichkeit an, vergeblich. Hilflos und mit versiegenden Kräften muss er die Demontage seiner Person miterleben: Als Staatsratsvorsitzender darf er gerade noch die jährliche Silvesteransprache halten; Briefmarken mit seinem Konterfei werden nicht nachgedruckt, Betriebe, Schulen und Gebäude, die seinen Namen als Ehrentitel tragen, werden umbenannt - so auch das Berliner "Walter-Ulbricht-Stadion", das wenige Wochen vor Beginn der X. Weltfestpiele der Jugend und Studenten im Sommer 1973 seinen Namen in "Stadion der Weltjugend" wechselt.
Mitten in diesem internationalen Massenevent, mit dem Honecker die Republik als bunt und weltoffen präsentieren will, stirbt Walter Ulbricht, der nach einem Schlaganfall schon seit dem 19. Juli im Koma lag. Der Nachrichtensprecher des DDR-Rundfunks verkündet, mit den Tränen ringend, "dass das Mitglied des Politbüros, des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Vorsitzender des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik, unser Genosse Walter Ulbricht heute am 1. August 1973, um 12.55 Uhr gestorben ist."
"Die Weltfestspiele wurden nicht für eine Minute unterbrochen. Da wurden nur ein paar Gedenkminuten durchgeführt."
Es ist eine Ironie der Geschichte, zugleich aber nicht untypisch für Machtwechsel im real existierenden Sozialismus, dass Honecker, der sich Ulbricht seinerzeit so skrupellos entledigt hatte, 1989 in ganz ähnlicher Weise von seinen Genossen geschasst wurde.
Auch Honecker stürzt durch einen FDJ-Chef
Gerd-Rüdiger Stephan: "Das Schicksal ereilte ihn ja genauso. Er wurde dann in einer Politbüro-Sitzung am 17. Oktober 1989 entmachtet, indem einfach Willi Stoph aufstand und sagte: ‚Die Tagesordnung muss der Sitzung ergänzt werden, der erste Tagesordnungspunkt ist die Ablösung des Genossen Honecker von seinen Funktionen.’" Und ebenso wie beim Sturz Ulbrichts war es auch 1989 wieder ein langjähriger FDJ-Chef, Sekretär für Sicherheitsfragen und politischer Ziehsohn, der die Verschwörung anzettelte: Egon Krenz.