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Mäßige Geschäfte und wackliger Chefsessel

Die Commerzbank kämpft sich ganz allmählich zurück in die Gewinnzone. Das Plus im zweiten Quartal ist aber dünn. Die Bank spart und schickt zwei Vorstände nach Hause - aber das allein macht noch kein schlaues Geschäftsmodell aus.

Von Brigitte Scholtes |
    Neue Milliardenrisiken sieht die Commerzbank erst einmal nicht. Man habe ausreichend vorgesorgt, sagte Stefan Engels, Finanzvorstand der Bank. Das mag ein Grund dafür sein, dass die Börsianer die Aktie des Geldhauses heute kräftig nachfragten. Die Zahlen für das zweite Quartal sind ebenfalls besser ausgefallen als erwartet, unter dem Strich steht ein Mini-Gewinn von 43 Millionen Euro. Im Halbjahr aber bleibt ein Verlust von gut 50 Millionen Euro, nachdem die Bank vor einem Jahr noch 625 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen hatte. Deshalb kommentiert Dieter Hein vom unabhängigen Analysehaus fairesearch:

    "Die Bank steht nach wie vor schlecht da, sie steht auf wackligen Beinen. Und wenn man sich das erste Halbjahr anschaut, macht die Bank weiterhin Verlust, das heißt,die Bank ist nicht weitergekommen."

    Die Commerzbank selbst schreibt das Jahr weitgehend ab als "Übergangsjahr". Ein weiteres Mal, denn oft schon sind die Aktionäre des teilverstaatlichten Bankhauses und der Steuerzahler vertröstet worden. Nun sind es die Kosten für den Abbau von 5200 Stellen im Konzern und der Verkauf von gewerblichen Hypotheken in Großbritannien. Finanzvorstand Stefan Engels meinte in einer Telefon-Konferenz:

    "Die Erträge werden wegen des anhaltenden Bilanzabbaus und niedriger Zinsen unter Druck bleiben. Das Kostenmanagement wird auch weiterhin auf unserer Agenda ganz oben stehen, da die geplanten strategischen Investitionen durch Kosteneinsparungen finanziert werden, sollten die Verwaltungsaufwendungen im Gesamtjahr sieben Milliarden Euro nicht übersteigen. Im Vergleich zu 2012 dürfte die Risikovorsorge aufgrund einer Normalisierung in der Kernbank und des beschleunigten Abbaus in der NCA ansteigen."

    Der Abbau der Altlasten in der NCA, der Bad Bank also, macht zwar Fortschritte. Aber diese Altlasten hat das Management zu verantworten. So hat Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller in seiner Zeit als Vorstandschef der Commerzbank etwa die Eurohypo übernommen, deren Aktivitäten nun in die Bad Bank ausgelagert worden sind. Dazu gehört die Finanzierung von Immobilien, Staaten und Kommunen. Unter dem jetzigen Vorstandschef Martin Blessing dann wurde die Dresdner Bank Ende 2008 übernommen, eine weitere Fehlentscheidung. Vor deren Folgen wurde die Commerzbank nur durch den Einstieg des Staats und damit des Steuerzahlers gerettet. Dessen Teilausstieg hat auch die Aktionäre viel Geld gekostet: Der Kurs der Aktie ist in Blessings Amtszeit seit Mai 2008 um 95 Prozent gefallen. Als systemrelevante Bank wird der Staat auch weiterhin die Zukunft der Commerzbank zu sichern versuchen. Aber wirkliche Chancen habe die Bank nur mit einem neuen Management, meint Analyst Hein:

    "Wenn alle anderen, also Mitarbeiter, Steuerzahler und auch die Aktionäre, profitieren sollen, muss man die Bank neu aufstellen und das heißt, das alte Management rausschmeißen, und zwar je schneller, umso besser, dann hat die Commerzbank als gesunde Bank irgendwann in der Zukunft eine Chance."