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Neueinstellungen und Sonderberichterstattung
Wie das Magazin "Katapult" im Ukraine-Krieg hilft

Von Null auf eine Auflage von 150.000: „Katapult“ ist eine der größten Erfolgsgeschichten auf dem deutschen Printmarkt der vergangenen Jahre. Im Ukraine-Krieg nun hat sich das Magazin von Anfang an engagiert und die Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus der Region stark ausgebaut.

Von Michael Meyer |
Grafiker und Journalisten arbeiten in einem der Redaktionsräume des Katapult-Verlags
Der 2015 gegründete "Katapult"-Verlag gibt vierteljährlich das "Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft" heraus (picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Die Germanistik-Studentin Bogdana Trachuk hat in Kiew als Bibliothekarin gearbeitet. Als sie über Freunde letzte Woche das Angebot der „Katapult“-Redaktion erhielt, nach Deutschland zu kommen, hat sie nicht lange gezögert.  Obwohl das Leben in Kiew bislang noch relativ normal ablief, änderte sich in den letzten Tagen doch einiges, erzählt Trachuk: „Es ist ein bisschen stressig, weil wir immer diese Sirenen hören und Schutz suchen müssen, weil es eine Bombardierung sein kann. Mein Vater ist dortgeblieben. Sie wissen nicht, was kommt.“
Bogdana Trachuk hat in Kiew bei einer Studentenzeitung gearbeitet, hat Interviews gemacht und Texte geschrieben. Auf diesen ersten journalistischen Erfahrungen will sie nun in Deutschland aufbauen.

Gehaltsverzicht und Neueinstellungen

Die „Katapult“- Macher und Macherinnen haben nicht lange gezögert, als am 24. Februar der Krieg ausbrach. Sie stellten 20 ukrainische Journalisten und Journalistinnen ein, wobei die meisten immer noch in der Ukraine sind. Und nicht alle sind fertig ausgebildete Reporter, mit dabei sind auch Fotografen und ein Buchautor. Sie arbeiten in Kiew, Charkiv und anderen Städten, manche berichten aber auch auf der Flucht in den Westen. Diese Situation ist für die Redaktion zwiespältig, erzählt „Katapult“-Chefredakteur Benjamin Fredrich.
„Wir haben eine Journalistin, die jetzt tatsächlich geflüchtet ist, nach Moldawien erst, macht sich jetzt auf den Weg zu uns. Und dann gibt es aber andere, die, obwohl ihre Stadt gerade russisch ist, da bleiben wollen und berichten wollen. Und das ist für uns natürlich schwer, jetzt dort Hinweise zu geben. Wir können dann jedes Mal nur sagen: Begib Dich in Sicherheit. Manche fragen auch nach Ausrüstung, nach journalistischem Equipment, aber auch nach Helmen und schusssicheren Westen. Da gibt es die unterschiedlichsten Sachen. Und für uns ist es eine Riesenverantwortung, das philosophisch richtig zu beantworten jedes Mal.“

Mehr zum Magazin "Katapult":


Was sicher erstmal hilft, sind finanzielle Mittel für Journalisten und Journalistinnen, ein Teil der „Katapult“-Redaktion verzichtet auf 50 Prozent des eigenen Gehalts, um das Ukraine-Projekt möglich zu machen.  

Berichterstattung in verschiedenen Sprachen

Inhaltlich beschränkt sich das Online-Magazin zunächst auf seinen Live-Ukraine-Blog auf Deutsch, der mit vielen social-media-tauglichen Karten und Infografiken gespickt ist. Bald sollen die Nachrichten auch auf Ukrainisch und Russisch angeboten werden.

Benjamin Fredrich: „Unsere Entwickler brauchen jetzt eine Woche, um die ukrainische Seite zu bauen, die soll dann mehrsprachig sein. Die können ja alle Russisch auch, da kann man die Artikel ja auch gleich ins Russische übersetzen. Was ja eventuell noch den wichtigeren Effekt haben könnte, wenn man in Russland auch irgendwie noch über Telegram oder so laufen könnte. Es wird wahrscheinlich diese vier Sprachen geben: Englisch, Ukrainisch, Russisch und Deutsch. Wir hatten jetzt schon die ersten Artikel in drei Sprachen. Das muss natürlich ein System ergeben am Ende.“
Friedrich erzählt, dass es neben einer eigenen Website auch einen Twitter- und einen Telegram- Kanal gibt. Die Hoffnung der Redaktion ist, dass möglichst viel davon in der Ukraine und in Russland ankommt. Inhaltlich sind natürlich der Krieg und die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung das Thema Nummer eins.

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Benjamin Fredrich: „Die Leute fangen an, Artikel zu schreiben übers Alltagsleben, das fand ich unfassbar interessant. Das ist nicht nur diese reine Kriegsberichterstattung, die Truppen haben diesen Stadtteil eingenommen oder haben das hier beschossen, sondern auch: wie leben die Leute, die jetzt noch vor Ort sind.“

Doppel-Belastung – und Frage der Finanzierung

Wie lange das Ukraine-Projekt weitergeht, kann Benjamin Friedrich nicht sagen. Wenn die Mittel reichen, soll es dauerhaft bleiben. Die derzeitige Doppel-Belastung sei für die Redaktion kräftezehrend, und es müsse ja auch weiterhin Geld reinkommen durch die Produktion des regulären „Katapult“-Magazins. Spenden und auch Abo-Gelder erreichen die Redaktion weiterhin, so dass das Projekt finanziell erstmal gesichert ist.

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Und Bogdana Truchak? Sie will irgendwann nach Kiew zurückgehen, aber wann, das ist die große Frage. „Ein Problem ist: Ich habe alles dort. Ich habe meine Wohnung dort, meine Familie, meinen Job, meine Bekannten, mein Studium - ich studiere ja noch. Alles. Ich möchte dort wieder hingehen. Wenn Frieden ist.“