Der Samstag wird zum Spiegel-Tag. Und Fakten, Fakten, Fakten will auch der Focus dann unters Volk bringen, wenn der in seinem Alltag entschleunigte Leser mehr Zeit für Gedrucktes hat. Allein der Stern will weiter am Donnerstag seine schwindende Käuferzahl beglücken. Der Plan seines Verlages zur Rettung der Marke: Entlassung von Mitarbeitern und ein neuer Chefredakteur. Einen solchen hat auch der Focus und der Noch-Chefredakteur des Spiegel hat sich gegen seine Mannschaft, die gleichzeitig sein Arbeitgeber ist, in eine Art Stellungskrieg begeben: Ausgang ungewiss.
Selbstfindungskrise - und das hat nicht nur mit dem digitalen Wandel zu tun, der kaum Geld in die Kassen spült. Denn das mit Zeitschriftenjournalismus Geld verdient werden kann, zeigt die Landlust aus dem Landwirtschaftsverlag Münster. Hier bastelt eine kleine Crew an Redakteuren mit Hingabe und Umsicht an einer Zeitschrift, mit der sie sich identifizieren kann: langsam, bodenständig, nachhaltig. Sie hat damit ein Konzept auf den Markt gebracht, das sogar in den Dutzend Kopien, mit denen andere Verlage nachgezogen haben, noch Geld einbringt.
Menschen lesen nicht weniger, sondern ausgewählter
Dass immer weniger Menschen in Deutschland Gedrucktes lesen wollen, weil sie lieber im Netz oder per App konsumieren, ist also gar nicht ausgemacht. Sonst müssten auch die Special-Interest-Magazine längst alle pleite sein. Es fehlt vielmehr an einer Vorstellung davon, warum eigentlich ein Leser Geld am Kiosk bezahlen, bzw. im Netz auch nur einen einzigen Lousy Penny geben sollte, wie das Hubert Burda einmal genannt hat. Beispiel Stern: Der hat unter dem Oberbegriff Stern-Stimmen in seinem Internetauftritt sage und schreibe 39 Blogs lanciert, von denen gefühlte 90 Prozent uninteressant, irrelevant und zudem noch schlecht geschrieben sind.
Und der gedruckte Focus hingegen war vielleicht auch in seinen besseren Zeiten nie mehr als das, was das Netz ohnehin besser kann: Eine eher lieblose Ansammlung von Nutzwertthemen in Kombination mit mehr oder weniger relevanten Geschichten, von denen die guten leider der öffentlichen Aufmerksamkeit oft entgingen. Und der Spiegel? In seinem Konzept Spiegel 3.0 sagt Chefredakteur Wolfgang Büchner so gut wie nichts darüber aus, wo das Blatt, bzw. der Online-Auftritt eigentlich in Zukunft publizistisch verortet werden soll.
Nichts aber, so hört man aus der Printredaktion, benötige die Belegschaft dringlicher als eine Vision, eine Aufbruchstimmung. Stattdessen herrsche Lähmung und die Angst vor einem weiteren Qualitätsverlust. Wenn aber die Macher zutiefst verunsichert darüber sind, was ihr Blatt, ihre Marke, und das bezeichnet heute ja immer auch Print wie Online, überhaupt darstellen soll, wie wollen sie ihre Leser überzeugen?
Magazine müssten kreativen Mehrwert finden
Mehr denn je müssten diese Magazine das Besondere suchen, vielleicht auch in der Provokation gegen den immer wieder beklagten Meinungsmainstream. Sie müssten einen kreativen Mehrwert finden, der das Publikum wieder zur Stammkundschaft macht. Dazu bräuchte es Verantwortliche mit Ecken und Kanten, Überzeugungen, Persönlichkeit - und die sind nicht nur in der Medienbranche rar gesät. Man muss also kein Futurologe sein, um zu sagen: Eine Trendwende bei Spiegel, Stern und Focus ist nicht abzusehen.