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Magier Bartolomeo Bosco vor 225 Jahren geboren
Erneuerer der Zauberkunst

Zauberkünstler haben Menschen schon immer fasziniert. Bartolomeo Bosco war einer der populärsten Magier des 19. Jahrhunderts. Vor allem das Becherspiel beherrschte er meisterhaft wie kein zweiter. Vor 225 Jahren wurde er in Turin geboren.

Von Regina Kusch |
    Ein Polizist demonstriert in Berlin Tricks der Hütchenspieler.
    Die populärste Nummer von Bartolomeo Bosco war das Becherspiel, das heute in einer Abwandlung als Hütchenspiel bekannt ist - Hier demonstriert von einem Polizisten. (dpa/Michael Hanschke)
    "Bosco kleidet sich bei seinen Vorstellungen ganz nach den Zauberern der alten Schule. Um den Hals trägt er eine Krause, um den Oberkörper einen enganliegenden kurzen Mantel; mit ebenfalls straffem Pantalon tritt er behend, lächelnd und schmiegsam auf. Als geborener Italiener brockt er einen originellen, aber allerliebsten Dialekt, der weder französisch, noch deutsch, noch russisch ist und doch von seinen Besuchern verstanden wird. Sein blitzendes Auge senkt sich tief in das Innere von Jedermann."
    So ließ sich der am 3. Januar 1793 in Turin geborene Zauberkünstler Bartolomeo Bosco in einer Werbebroschüre feiern. Mit einem Repertoire von über 80 Kunststücken war er eine internationale Attraktion. Er ließ Uhren verschwinden und woanders wieder auftauchen, Federn wie von Geisterhand schreiben oder Wasser beliebig die Farbe wechseln.
    "Er nahm eine schwarze Taube und eine weiße Taube, riss die Köpfe ab, und dann hat er die beiden Vögel umgekehrt wieder restauriert. Sprich: Die weiße Taube hatte einen schwarzen Kopf und die schwarze einen weißen. Sein Zeitgenosse Robert Houdin, der meinte, dass Bosco tatsächlich bei jeder Vorführung zwei Tauben opferte. Es ist über die Technik, die er benutzt hat, relativ wenig bekannt."
    Erneuerer der Zauberkunst
    Steffen Taut, der Vorsitzende des "Magischen Zirkels" in Dresden, bezeichnet Bartolomeo Bosco als einen Erneuerer der Zauberkunst, weil er seine Tricks auch bei Hofe als Gast von Fürsten und Königen vorführte und nicht mehr, wie Gaukler und Taschenspieler, auf Jahrmärkten auftrat.
    "Bosco muss eine extrem starke Bühnenpersönlichkeit gehabt haben. Auf der einen Seite volkstümlich, auf der anderen Seite aber auch so gelagert, dass er ein sehr gebildetes Publikum gut unterhalten konnte. Also Bosco war im 19. Jahrhundert das, was heute David Copperfield ist. Wenn Bosco in eine Stadt kam und spielte, waren die Säle ausverkauft."
    "Bartolomeo Bosco sollten Sie sehen! Der weiß die Karten zu mischen und Puppen tanzen zu lassen! Schade, dass der Kerl keine Theologie studiert hat." So schwärmte Heinrich Heine nach einer Vorstellung in Berlin.
    "Er ist ein ehemaliger italienischer Offizier, noch sehr jung, männlich, kräftig, wenn er seine Künste macht, sind seine Arme fast ganz entblößt. Weibliche Augen sollen sich an letztern noch weit mehr als an seinen Kunststücken erbauen. Er ist wirklich ein netter Kerl, das muss man gestehen, wenn man die bewegliche Figur sieht im Scheine einiger fünfzig langen Wachskerzen, die, wie ein funkelnder Lichterwald, vor seinem, mit seltsamen Gauklerapparaten besetzten langen Tische aufgepflanzt stehen."
    Leben und Tod in Dresden
    Angefangen zu zaubern, so sagte Bosco von sich selbst, habe er, nachdem er während des Napoleonfeldzugs in russische Gefangenschaft geraten war, um mit Taschenspielertricks sein Überleben zu sichern. Nachdem er 1814 bei einem Gefangenaustausch freikam, bereiste er jahrelang mit seinen Vorführungen Europa und den Vorderen Orient. Seine populärste Nummer wurde das Becherspiel, das heute in einer Abwandlung als Hütchenspiel bekannt ist; ein vermutlich von Seneca erstmals beschriebener Taschenspielertrick, bei dem Bosco Kugeln aus einem Becher verschwinden und in einem anderen wieder auftauchen ließ. Johann Nepumuk Hofzinser, ein angesehener Wiener Kollege, lobte Boscos nie erreichte Fingerfertigkeit.
    "Seine Art der Täuschung steht unter denen der Zauberkünstler älterer Tage wie der Gegenwart obenan. Ich bewunderte sein unnachahmliches Becherspiel mehr als hundertmal und verwendete Zeit, Mühe und Geduld, um eine ähnliche Wirkung zu erzielen, allein vergebens."
    Dresden, eine Hochburg der Zauberkunst, gefiel Bosco. Er setzte sich an der Elbe zur Ruhe, heiratete und lebte dort bis zu seinem Tode im März 1863. Sein Grab auf dem alten Katholischen Friedhof geriet im Laufe der Jahre in Vergessenheit, erinnert sich Steffen Taut.
    "Das sah gar nicht gut aus, es war bloß noch der Stein da. Dann hat man 1963 eine Bronzetafel angebracht mit dem Goethespruch ‚Die Zauberei liegt in der guten Laune‘. Dieser Stein zerfiel und 1997 ist es uns gelungen, diesen rekonstruierten, sprich, dem alten Grabstein nachempfundenen Sandstein wieder aufzustellen. Es gibt auf der ganzen Welt nur relativ wenige Grabstätten von berühmten Zauberkünstlern, es gibt ein paar, aber eine ist eben in Dresden."