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Mai-Demonstrationen
Randale in Paris

Am Rande der Mai-Demonstrationen ist es in der französischen Hauptstadt zu Ausschreitungen gekommen. Randalierer warfen Brandsätze auf Sicherheitskräfte, die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein. Die Präsidentschaftsbewerber setzten ihren Wahlkampf fort.

    Die Polizei in Paris setzte am 1. Mai Tränengas und Schlagstöcke gegen randalierende Demonstranten ein.
    Die Polizei in Paris setzte Tränengas und Schlagstöcke gegen randalierende Demonstranten ein. (AP - Thibault Camus)
    Die Polizei in Paris unterbrach die Kundgebung zum Tag der Arbeit. Die Ordnungshüter durchsuchten die Taschen der Teilnehmer nach Brandsätzen. Einige Hundert Randalierer hatten zuvor Molotow-Cocktails und andere Gegenstände geworfen. Einsatzkräfte trennten laut der Nachrichtenagentur AP Randalierer von friedlichen Demonstranten, die am Protestzug der Gewerkschaften teilnahmen. Sie kreisten die Unruhestifter ein, einige von ihnen wurden gegen eine Wand gedrängt, außerdem setzten die Polizisten Tränengas und Schlagstöcke ein.
    Der französische Innenminister Matthias Fekl verurteilte die Gewalt der Demonstranten. Mehrere Dutzend Personen haben seinen Angaben zufolge Polizisten und Gendarmen angegriffen. Fekl verteidigte deren Einsatz und bezeichnete ihn als professionell: Er habe dafür gesorgt, dass wieder Ruhe eingekehrt sei. Vier Polizisten seien verletzt worden, einer davon ernsthaft an der Hand, ein anderer im Gesicht.
    Nach Angaben der Polizei nahmen in Paris 30.000 Menschen an der Demonstration zum 1. Mai teil - drei Mal so viele wie im vergangenen Jahr. Der Gewerkschaftsbund CGT sprach gar von 80.000 Teilnehmern.
    Demonstrationen gegen Präsidentschaftsbewerber
    In Paris und anderen französischen Städten fanden neben den traditionellen Mai-Kundgebungen verschiedene Proteste statt, die sich mal gegen Le Pen, mal gegen beide Präsidentschaftskandidaten richteten.
    Auch die Gewerkschafter sind sich nicht einig: Sie stehen vor dem Dilemma, einen wirtschaftsliberalen Kandidaten oder eine Rechtsextreme wählen zu müssen. Während zwei Gewerkschaften offiziell dazu aufrufen, für Macron zu stimmen, erklären andere lediglich, man dürfe "nicht Le Pen" wählen. Eine lautstarke Minderheit innerhalb der Gewerkschaften fordert schließlich, man müsse sich beiden entgegenstellen. Ihr Slogan: "Pest oder Cholera - Wir können nur auf den Straßen gewinnen."
    Le Pen bezeichnet Macron als "Kandidaten des Systems"
    Sechs Tage vor der Stichwahl warben die Kandidaten auch selbst in der Hauptstadt um die Stimmen der Wähler. Die Präsidentschaftsbewerberin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, rief bei einer Kundgebung in Villepinte nordöstlich von Paris dazu auf, gegen "die Finanzen, die Arroganz und König Geld" aufzubegehren. Ihren Gegenkandidaten, den sozialliberalen Reformpolitiker und ehemaligen Investmentbanker Emmanuel Macron nannte sie den "Kandidaten des Systems".
    Wahlkampfauftritt der rechtsextremen Präsidentschaftsbewerberin Marine Le Pen (Front National) in Villepinte am 1. Mai 2017.
    Wahlkampfauftritt der rechtsextremen Präsidentschaftsbewerberin Marine Le Pen (Front National) in Villepinte am 1. Mai 2017. (picture alliance/dpa - Thomas Padilla)
    Macron legte Blumen an einer Gedenktafel für einen 1995 von Front-National-Anhängern in Paris getöteten Marokkaner nieder. In einer Rede vor seinen Anhängern versprach er, Frankreich angesichts der "Beleidigungen und der Obszönität" des Front National zu erneuern. Marine Le Pen warf er vor, Frankreich in die Isolation führen zu wollen. Le Pens Programm nutze die Wut, propagiere Lügen, stachle Hass an und schüre Spaltungen.
    Macron spricht von zukunftsweisender Wahl
    Macron sagte, die Stichwahl zwischen ihm und Le Pen am Sonntag werde Frankreichs Zukunft für Jahrzehnte entscheiden. Er wisse, dass auch Menschen für ihn stimmen werden, die seine Politik bekämpfen würden. Doch er kämpfe dafür, dass es auch in Zukunft noch möglich sei, Meinungsverschiedenheiten zu äußern.
    Der Präsidentschaftsbewerber Emmanuel Macron bei einer Wahlkampfkundgebung in Paris am 1. Mai.
    Der Präsidentschaftsbewerber Emmanuel Macron bei einer Wahlkampfkundgebung in Paris am 1. Mai. (AP - Christophe Ena)
    Der jüngsten Umfrage des Instituts Ifop-Fiducial zufolge kommt Macron auf 59 und Le Pen auf 41 Prozent.
    (vic/mw)