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Malala Yousafzai
Eine globale Friedensikone

Malala Yousafzai ist nicht nur das berühmteste Mädchen Pakistans, sondern vermutlich der Welt. Sie ist mit 17 Jahren die bisher jüngste Trägerin des Friedensnobelpreises - ihren Kampf für das Recht auf Bildung hat sie fast mit dem Leben bezahlt.

Von Sandra Petersmann |
    Malala Yousafzai erhält den Friedensnobelpreis.
    Malala Yousafzai erhält den Friedensnobelpreis. (dpa / picture-alliance / Andrew Gombert)
    Malala weiß, worüber sie spricht. Ihre Eltern, vor allem ihr Vater, haben in ihr einen tiefen Wunsch nach Bildung geschürt. Papa Ziauddin Yousafzai ist selber ein Bildungsaktivist. Er hat schon vor Jahren im religiös-konservativen Swat-Tal eine Schule aufgebaut, die sich ausdrücklich auch an Mädchen richtet. Seine Tochter Malala durfte, ja musste lernen, während viele ihrer Cousinen ein anderes Leben lebten. Und leben.
    "Viele meiner Cousinen sind sehr früh verheiratet worden. Einige sind jünger als ich, aber sie sind schon verheiratet und haben Kinder. Einige haben zwei, einige haben drei Kinder. Es ist wirklich traurig, dass das in deiner eigenen Familie passiert. Es geht um nichts Entferntes, das weit weg liegt. Sondern es geht um Kinder in deiner unmittelbaren Nachbarschaft, die nicht zur Schule gehen können und unter den Problemen leiden, die du bekämpfst."
    "Der Islam ist keine Religion des Zwangs"
    Malalas Aufstieg zur Ikone begann Anfang 2009, als pakistanische Taliban vorrübergehend die Herrschaft im Swat-Tal an sich gerissen hatten und Bildung für Mädchen und Frauen verhindern wollten. Malalas Vater ermutigte sie damals, einen Blog für die BBC zu schreiben. Über das alltägliche Leben einer Schülerin unter einem radikalen, islamistischen Regime. Sie tat es unter dem Pseudonym Gul Makai. Malala war zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt. Sie schrieb mal als junges Mädchen und mal als erwachsenes Kind. Immer mit Leidenschaft und immer wortgewaltig.
    "Islam bedeutet Frieden. Der Islam erlaubt Bildung für alle und fordert sie sogar ein. Aber einige Fundamentalisten wollen, dass wir rückständig bleiben und uns nicht weiterentwickeln. Wegen dieser Fundamentalisten, denen die Schlagzeilen gehören, denken viele Menschen, dass der Islam eine Religion ist, in der wir Frauen keine Rechte haben und im Haus bleiben müssen. Aber das stimmt nicht. Der Islam ist keine Religion der Gewalt und des Zwangs. Er gibt den Menschen die Freiheit, selber zu entscheiden."
    Das Buch "Ich bin Malala" von der pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai auf der Frankfurter Buchmesse 2014.
    Das Buch "Ich bin Malala" von der pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai auf der Frankfurter Buchmesse 2014. (Deutschlandradio - Sven Crefeld)
    Der Kampf ging auch nach dem Attentat weiter
    Dann kam jener verhängnisvolle Tag im Oktober 2012, der Malalas Leben für immer veränderte. Sie war zu diesem Zeitpunkt längst eine kleine Berühmtheit, hatte Fernsehinterviews gegeben und einige wichtige Politiker getroffen. Doch am 9. Oktober 2012 bestiegen Taliban-Kämpfer ihren Schulbus und fragten nach ihrem Namen. Einer schoss ihr gezielt in den Kopf. Zwei weitere Mädchen erlitten bei dem Attentat Verletzungen. Die Kugel, die Malala traf, durchschlug die linke Seite ihrer Stirn, zertrümmerte ihren Kiefer und blieb in ihrer Schulter stecken. Malala, damals 15, rang mit dem Tod und überlebte. Aber sie musste ihr Heimatland verlassen und lebt heute mit ihrer Familie im englischen Birmingham. Ihr Kampf geht weiter, begleitet von ihrem Vater, der stets an ihrer Seite ist.
    "Ich kämpfe für das Recht auf Bildung für alle Kinder. Aber wenn du über Bildung redest, dann musst du auch über all die Dinge sprechen, die Mädchen und Jungen daran hindern, zur Schule zu gehen. Dann musst du über Kinderarbeit und Kinderhandel sprechen. Dann musst du über Zwangsehen und kulturelle Tabus sprechen, die vor allem Mädchen das Recht auf Bildung wegnehmen. Dann musst du darüber reden, wie Menschen ihre Religion missbrauchen. Aber ich sehe mich vor allem als Anwalt für die Bildung aller Kinder."
    Autobiografie, Rede vor den Vereinten Nationen, Sacharow-Preis, Treffen mit der englischen Königin, Treffen mit den Obamas im Weißen Haus, Friedensnobelpreis. Aus der kindlichen Bildungsaktivistin ist eine globale Friedensikone geworden. In ihrem Heimatland Pakistan bringen Terror und Gewalt immer mehr kritische Stimmen zum Schweigen – während der Westen Malala als das schöne Gesicht des Islam vereinnahmt.