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Malaria
Alternativen zu DDT gesucht

Das Insektizid DDT ist krebserregend und belastet die Umwelt. In einigen Ländern Afrikas wird das Gift trotzdem immer noch zur Bekämpfung von Malariamücken verwendet. Doch man sucht nach Alternativen.

Von Katharina Nickoleit |
    Das kleine Dorf Mwea in Kenia liegt direkt am Rand riesiger Reisfelder. Dort steht das Wasser knöcheltief und es tummeln sich Mückenlarven darin. Auch die Larven der Anophelesmücken, die Malaria übertragen. Vor 30 Jahren hätte man die Hütten von Mwea noch mit DDT besprüht. Doch nun versucht der Insektenforscher Clifford Mutero den Mücken mit einer anderen Methode zu Leibe zu rücken: Dem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis, kurz BTI.
    "Das ist ein natürlich vorkommendes Bakterium, das Mückenlarven tötet. Spuren davon kommen im Boden und im Wasser vor."
    Clifford Mutero ist Insektenforscher an dem ICIPE Institut in Nairobi. ICIPE steht für "International Centre of Insect Physiology and Ecology", zu Deutsch “Internationales Zentrum für Insektenphysiologie und Ökologie”. Das auf ein Granulat aufgebrachte Bakterium wird auf der Wasseroberfläche des Reisefeldes verstreut und von den Mückenlarven gefressen. Irene Gitari Mummi wohnt am Rande eines der Versuchsfelder.
    "Ich konnte einen Unterschied sehen zwischen der Zeit, in der das Bakterium auf dem Reisfeld verstreut wurde, und wenn das nicht der Fall ist. Als das gemacht wurde, gab es nur wenige Mücken und keine Malaria im Dorf."
    BTI ist keine neue Entdeckung, es wird seit den 80er Jahren zur Mückenbekämpfung verwendet – zum Beispiel von der „Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage“ im Rhein-Neckar-Raum. In der Malariabekämpfung ist BTI jedoch neu. Jan Betlem von der UNEP, der Umweltorganisation der UNO, hält die Methode für sicher.
    "Ich denke, diese Alternative wurde nun schon seit geraumer Zeit getestet und verwendet, und wir wissen von keinen Risiken. Es handelt sich ja um ein natürliches Bakterium."
    Es ist höchste Zeit neue Wege in der Malariabekämpfung zu gehen. In den 60er Jahren galt das Pestizid DDT als Wunderwaffe, doch es wurde inzwischen in den meisten Ländern verboten, weil es im Verdacht steht, die Fortpflanzungsorgane von Menschen und Tieren zu schädigen und Krebs zu verursachen. Außerdem wurde beobachtet, dass die Eier von Vögeln in Gegenden, wo DDT versprüht wird, dünnwandiger sind und beim Brüten schnell kaputt gehen. Nur in einigen Staaten Afrikas kommt DDT noch zur Malariabekämpfung zum Einsatz. Doch es nutzt immer weniger.
    "Die Mücken haben Resistenzen gegen DDT entwickelt. Sie setzen sich auf mit DDT besprühte Wände, ohne dass ihnen etwas passiert und lachen uns aus. Je resistenter die Mücken werden, desto größere Mengen DDT werden verwendet. Für die Umwelt ist das eine Katastrophe."
    Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die Umweltorganisation der UNO, setzten im Kampf gegen die Malaria vor allem auf mit Insektenschutzmitteln imprägnierte Bettnetze. Mit Erfolg: 2004 starben weltweit noch etwa 1,8 Millionen Menschen an Malaria, 2012 war die Zahl auf 1,2 Millionen gesunken.
    "Die Malariaproblematik ist deutlich kleiner geworden, in einigen Ländern ist sie sogar fast ganz verschwunden. Aber dieser Sieg steht auf wackeligen Füßen, denn er basiert auf Pyrethroiden, und die Mücken entwickeln auch dagegen Resistenzen. Die Krankheit könnte wieder zurückkehren."
    Gegen BTI haben die Mücken bislang keine Resistenzen gegen BTI entwickelt. Das Bakterium hat allerdings einen gravierenden Nachteil: Es ist teuer. Allein am Oberrhein wird jedes Frühjahr eine knappe halbe Million Euro für den Anti-Mücken-Einsatz mit dem Bakterium ausgegeben. Afrikanische Regierungen, die sich fast rund ums Jahr um ungleich größere Gebiete kümmern müssen, können sich höchstens den punktuellen Einsatz leisten. Trotzdem: Es scheint, als sei eine weitere wirksame Waffe im Kampf gegen die Malaria gefunden worden.