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Malaria
Fortschritte im Mausversuch

Der Malaria fielen laut Weltgesundheitsorganisation WHO im vergangenen Jahr 430.000 Menschen zum Opfer. In Australien haben Forscher nun eine Methode entwickelt, mit der zumindest Mäuse nicht nur von Malaria geheilt werden können, sondern auch ein Leben lang immun gegen die Tropenkrankheit sein sollen.

Von Michael Stang |
    Eine Maus in einem Forschungslabor in Prag
    Forschern ist es gelungen, Mäuse von Malaria zu heilen und gleichzeitig gegen die Tropenkrankheit zu immunisieren. Nebenwirkungen wurden dabei bislang nicht festgestellt (Imago)
    Eigentlich wollte sie nur klassische Grundlagenforschung betreiben, so Michelle Wykes. Doch dann machte die Malariaforscherin vom QIMR Berghofer Medical Research Institute im australischen Brisbane eine unerwartete Entdeckung, die jetzt im Fachjournal Immunity erschienen ist: "Ich wollte herausfinden, weshalb es uns bislang nicht gelungen ist, einen Malariaimpfstoff zu entwickeln und was mit dem Immunsystem bei einer Infektion schiefläuft. Als wir uns diese Probleme der Körperabwehr anschauten, stießen wir auf ein Protein, das bei Mäusen Malaria heilen kann."
    Was war passiert? Michelle Wykes hatte sich das Immunsystem von Mäusen vor und während einer Malariainfektion angeschaut. Sie wollte untersuchen, warum und wie es den Erregern gelingt, das Immunsystem zu überlisten: "Stellen sie sich die T-Zellen als Fußsoldaten einer Armee vor, die sich im Krieg befindet. Dieser Krieg ist die Infektion. Und die überleben die T-Zellen-Soldaten nicht, sie verschwinden einfach. Die Generäle in diesem Krieg, um im Bild zu bleiben, sind die dendritischen Zellen, die normalerweise die T-Zellen über ihre Einsätze informieren. Und nun sahen wir, dass dies über ein spezielles Protein an den T-Zellen geschieht, das bei einer tödlich verlaufenen Infektion allerdings nicht mehr vorhanden war."
    Die dendritischen Zellen konnten den T-Zellen also keine Signale mehr übermitteln, ob und wann sie kämpfen sollen oder nicht. Das neu entdeckte Protein heißt PD-L2 - kurz für Programmed Death-1 Ligand 2. Es sitzt an den Oberflächen aktivierter T-Zellen: "Wir konnten zeigen, dass auch Menschen, die noch nie Malaria hatten, das Protein PD-L2 haben. Nach einer Infektion verschwindet es jedoch von ihren dendritischen Zellen teilweise oder vollständig."
    PD-L2-Protein hilft bei Mäusen
    Die Frage lag nun auf der Hand, was sie versuchen könnten, so die australische Forscherin. Was passiert, wenn man einer Malaria-infizierten Maus das PD-L2-Protein einfach wieder verabreicht? Wykes: "Wir konnten ja sehen, dass das Protein bei einer Malariainfektion verschwand. Also haben wir das Protein künstlich hergestellt und es den infizierten Mäusen verabreicht. Und siehe da, die Malaria verschwand. Wir haben dann fünf Monate gewartet und die Mäuse erneut infiziert. Und was geschah? Nichts. Die Mäuse hatten keine Parasiten in ihrem Blut, sie waren vollständig geschützt."
    Bereits die Gabe dreier Dosen des Proteins genügte demnach, um die Tiere zu heilen. Mithilfe des Proteins konnten die Forscher demnach nicht nur die Infektion behandeln, sondern auch das Immunsystem trainieren, damit dieses sich an die Erreger erinnert und bei einer Neuinfektion direkt reagieren kann. Bislang konnten sie keine Nebenwirkungen feststellen, versichert Michelle Wykes, weder bei infizierten noch bei gesunden Mäusen.
    Als nächstes wollen die Forscher herausfinden, wie es überhaupt dazu kommt, dass das Protein bei einer Malariainfektion verschwindet. Ist diese Frage geklärt, stehe dem Weg in die Klinik im Prinzip nichts mehr im Wege, um ein Malaria-Gegenmittel für menschliche Patienten zu entwickeln.