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Malaria
Wenn die Mücke einen lebensgefährlich sticht

Wer nach einer Reise aus den Tropen mit Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen kämpft und dazu noch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hat, könnte sich mit Malaria infiziert haben. Dann ist Eile geboten, denn die Malaria-Parasiten vermehren sich rasend schnell. Einen Impfstoff gegen die Krankheit gibt es heute noch nicht.

Von Justin Westhoff |
    This female Anopheles gambiae mosquito-one of several species that can carry deadly malaria-surely used her sophisticated sniffing ability to find a place to eat. Foto: NNS /Landov dpa
    Mücke der Gattung Anopheles Gambiae, eine der vielen Arten, die Malaria übertragen kann. (picture alliance / dpa / NNS /Landov)
    Radiowerbespot:
    "Ja, ich bin ja der Typ Abenteurer. Urlaub ist Eroberung! Und der eine bringt sich eben die Tschingo aus Thailand mit und der andere eben die Mala-Ria aus Afrika. Impfen – was für Langeweiler und geht auf Kasse eh nicht."
    Doch, geht, bei vielen Gesetzlichen Krankenversicherungen. Das ist auch kein Alleinstellungsmerkmal der Kasse, die hier mit dem Schauspieler und Komiker Christoph Maria Herbst wirbt. Dessen Aussprache der Tropenkrankheit ist nicht völlig falsch: Malaria kommt aus dem Lateinischen "mala aria" für "schlechte Luft". Berühmte Menschen wie Ludwig XIV´., Oliver Cromwell oder Vincent van Gogh sollen unter Malaria gelitten haben. Übertragen wird sie – nur während der Dunkelheit – von der Anopheles-Mücke. Wie, das erklärt Professor Frank Mockenhaupt vom Tropeninstitut in Berlin.
    "Aus den Speicheldrüsen der Mücke werden bei einem Stich nur eine Handvoll infektiöse Parasitenformen übertragen, die vermehren sich dann in der Leber für ein, zwei Wochen, und gehen dann über ins Blut. Das bedeutet auch, dass die Inkubationszeit ein bis zwei, auch fünf, sechs, sieben Wochen beträgt."
    In dieser Zeit merkt der Infizierte oft nichts. Erst dann stellen sich Krankheits-Anzeichen ein.
    "Das ist typischerweise untypisch, Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, dazu kann alles Mögliche kommen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, es gibt kein wirklich wegweisendes klinisches Symptom, anhand dessen man die Malaria erkennen könnte."
    Malaria-Schnelltest gibt Aufschluss
    Umso wichtiger ist es, nach der Rückkehr aus Gebieten, in denen Malaria vorkommt, schon bei geringsten Symptomen zum Arzt zu gehen – und darauf hinzuweisen, dass man in tropischen Gebieten war. Und die Diagnose sollte folglich so früh wie möglich erfolgen, sie besteht aus einer einfachen Blutuntersuchung. Inzwischen gibt es sogar einen fast genauso sicheren Schnelltest, der nur wenige Minuten dauert. Dennoch raten Experten dazu, mit dem Malaria-Verdacht nicht zum Hausarzt, sondern in ein Tropeninstitut oder eine Klinik mit Infektionsstation zu gehen. Zum einen, wegen der unspezifischen Symptome, rät Dr. Florian Kurth von der Klinik für Infektiologie der Charité, zum anderen:
    "Hausärzte können das selbst meistens nicht machen, müssen dann die Proben wegschicken, dann dauert es, ich würde dazu raten, wirklich wo hinzugehen, wo man schnell, rund um die Uhr, eine definitive Diagnose machen kann."
    Schnelles Handel ist geboten
    Es gibt einen guten Grund, keine Zeit zu verlieren:
    Florian Kurth:
    "Der Parasit vermehrt sich mit der Zeit relativ schnell, also wenn man zwei Tage wartet, dann ist die Menge der Parasiten schon wesentlich höher als wenn man einen Tag früher kommt."
    Diese Parasiten heißen Plasmodien. Es gibt mindestens vier Arten, die Malaria auslösen können. Dazu gehören Plasmodium vivax und ovale sowie das Plasmodium falciparum.
    "Die Malaria tropica mit dem Plasmodium falciparum ist sowohl die häufigste als auch die gefährlichste Erkrankung."
    Wenn diese Form nicht frühestmöglich behandelt wird, kommt es in einer hohen Prozentzahl zum Tod. Bei rechtzeitiger Therapie aber gibt es kaum Probleme. Der Infektiologe Dr. Florian Kurth:
    "In der Regel reicht es, drei Tage Tabletten zu nehmen; wenn es Zeichen für eine Komplikation gibt, dann kann es sein, dass man die Behandlung über die Vene machen muss, oder auch intramuskulär, und dann eventuell noch zusätzlich Atemunterstützung, bei der Malaria tropica ist es in aller Regel so, das die Patienten nach der Drei-Tages-Therapie geheilt sind. Bei den vixax und ovale-Malarias sieht es anders aus, da gibt es noch Parasiten, die sich in die Leber zurückziehen, die man dann noch mal mit einer Anschluss-Therapie behandeln muss, um sicher zu sein, dass da nicht Leberstadien zu einem Rückfall führen."
    Am besten ist es selbstverständlich, man lässt sich gar nicht erst von der Anopheles-Mücke stechen. Es gibt durchaus Möglichkeiten, sich zu schützen, erläutert Professor Frank Mockenhaupt vom Tropeninstitut in Berlin.
    Prophylaxe ist wichtig
    "Man muss grob unterscheiden zwischen Hochrisiko-Gebieten, das bedeutet Chemoprophylaxe, vorbeugende Einnahme von Medikamenten, und Nicht-Hochrisiko-Gebieten. Das betrifft viele Gebiete in Südost-Asien zum Beispiel oder Südamerika. In denen ist das Risiko in der Abwägung zwischen Nebenwirkungen der Medikamente und Risiko Malaria nicht so groß, dass man deswegen vorbeugend Medikamente einnehmen würde. In diesen Gebieten betreibt man Mückenschutz, also lange Kleidung, wenn es dunkel ist, man kann die Kleidung imprägnieren mit Insektiziden letztlich, auf die Haut gehört in der Dunkelheit eine wirksame Mückenmilch, und das Schlafen unter dem Moskitonetz beziehungsweise in klimatisierten Räumen gehört auch noch dazu."
    Im Hinblick auf die medikamentöse Prophylaxe gibt es häufig Berichte darüber, dass die Malaria-Erreger dagegen resistent sein können. Das stimmt zwar im Prinzip, aber die Fachleute sagen übereinstimmend, es finde sich so gut wie immer ein wirksames Präparat für das entsprechende Reiseland. Man sollte sich dazu in einem Tropeninstitut beraten lassen. Allerdings gibt es Ausnahmen:
    "Für die Konstellation, dass man irgendwo ist, wo man nicht binnen 24 Stunden zu einem Arzt kommen kann, im Dschungel beim Trekking, auf der vorgelagerten Insel, hat der Reisende ein wirksames Malaria-Medikament dabei, das er anhand der klassischen, untypischen Symptome selbst einnimmt. Und der Hintergedanke hier ist: Man will vermeiden, dass sich eine eventuelle Malaria zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung auswächst, und haut quasi frühzeitig drauf mit einem Medikament, wo man die wenigen Nebenwirkungen, wenn sie denn auftreten, angesichts des potenziellen Risikos tolerieren würde. "
    Die ironische Werbung unterstellt, man könne sich eigentlich auch impfen lassen:
    "War Napoleon geimpft? Impfen – Was für Langeweiler!"
    Und bis heute auch nicht möglich, obwohl immer mal wieder ein Durchbruch bei der Erforschung eines Malaria-Impfstoffs in Aussicht gestellt wird. Doch bisher bleibt der Erfolg aus. Auch dazu der Wissenschaftler Professor Mockenhaupt:
    "Es gibt bislang keinen Impfstoff gegen einen parasitären Erreger. Ein Parasit ist doch deutlich komplexer als ein Virus, ist auch in der Lage, der Immunantwort, die durch eine Impfung ausgelöst wird, teilweise zu entgehen, und dieser Variabilität Rechnung zu tragen, das ist das, wo die Impfstoffentwicklung mit kämpft. Das wird sich wahrscheinlich noch einige Jahre, wenn nicht länger, noch hinziehen."