In einem Bretterverschlag in Bamako sitzt Moussa über seiner Nähmaschine. Aus bunten Lederstreifen näht er ganz besondere Motorradsitzbezüge - es sind französische und malische Fahnen. Pro Woche gebe es mehr als 30 Bestellungen, sagt Moussa stolz - er hofft, dass der Fahnen-Boom noch eine Weile anhält. Aber vor allem: dass es mit Mali endlich wieder aufwärtsgeht. Moussa:
"Wir wollen Frieden, und wir wollen Arbeit. Und wir wollen, dass Wahlen organisiert werden. Wenn die Politiker sich nicht endlich einigen, werden wir hier keine Ruhe haben. Und dann wird Mali weiter so dahin dümpeln."
Malis Übergangsregierung bekommt mächtig Druck von Frankreich und anderen internationalen Gebern, bald Präsidentschaftswahlen abzuhalten, möglichst schon Ende Juli. Viel zu früh, sagen Kritiker - bis zum Sommer könne es niemals verlässliche Wählerlisten geben, geschweige denn attraktive Kandidaten. Außerdem: Mit Angst im Bauch könne man unmöglich zur Wahl gehen, so der Hotelbesitzer Ibrahim Siby aus Sevaré:
"Hier soll sich bloß kein Politiker hertrauen und uns das Blaue vom Himmel versprechen, wir haben ganz andere Sorgen. Wir wollen Sicherheit, wir wollen Ruhe und Frieden, wir wollen morgens ohne Gefechtslärm aufwachen, ohne die Angst vor Selbstmordattentätern. Natürlich brauchen wir Wahlen, und wir brauchen auch unsere internationalen Partner. Aber momentan sind Wahlen wirklich das Letzte, was wir wollen."
Die Wahlen werden kommen, aber noch misstrauen die Menschen der Politik. Kein Wunder: Massive Korruption, mafiöser Drogenhandel, die ungelöste Tuareg-Frage, Jobmangel, ein schlechtes Bildungs- und Gesundheitswesen - die Rote Liste ist lang. "Die größten Feinde Malis sitzen eben in Bamako", heißt es in Mali an jeder Ecke. Jahrzehntelang habe die politische Klasse Mali als Selbstbedienungsladen missbraucht und das Land in die Krise geführt, so Modibo Goita, Professor am Institut für Friedensforschung in Bamako. Der Militärputsch vor fast genau einem Jahr habe zwar den Vormarsch der Islamisten begünstigt. Aber er sei nur noch der letzte Tropfen gewesen, dann sei das marode Fass namens Mali endgültig übergelaufen. Modibo Goita, Professor am Institut für Friedensforschung in Bamako:
"Man muss sich das mal vorstellen, Unteroffiziere konnten hier einfach so einen Militärputsch durchziehen. So schwach war dieses Land! Ein filmreifes Szenario! Aber es hilft ja nichts. Man muss an die Ursache ran - und die heißt: schlechte Regierungsführung. Aber niemand hat die Reißleine gezogen. Der Westen hat immer nur zugesehen und applaudiert, alle Welt wollte in Mali einen demokratischen Vorzeigestaat sehen - aber den hat es nie gegeben!"
Zurück auf null, aufräumen, Schluss mit den Lügen, mit der Fassaden-Demokratie, fordert der Tuareg-Aktivist Daouda Maiga. Mali sei tief gefallen - und habe nun doch noch die große Chance zu einer Art zweiten Staatsgründung. Und diese Chance dürfe Mali auf keinen Fall verspielen. Daouda Maiga:
"Ich denke, dass wir gerade eine echte Revolution erleben. Vielleicht ist dies der Moment, in dem wir begreifen: Bis jetzt, also die letzten 50 Jahre, waren wir zwar ein Land, noch dazu eins mit vielen Volksgruppen - aber das macht uns noch lange nicht zu einer Nation! Vielleicht weht deshalb die malische Fahne überall, wir entwickeln gerade so etwas wie ein Nationalgefühl. Es ist Zeit, Mali nach vorne zu bringen. Es ist wirklich höchste Zeit."
"Wir wollen Frieden, und wir wollen Arbeit. Und wir wollen, dass Wahlen organisiert werden. Wenn die Politiker sich nicht endlich einigen, werden wir hier keine Ruhe haben. Und dann wird Mali weiter so dahin dümpeln."
Malis Übergangsregierung bekommt mächtig Druck von Frankreich und anderen internationalen Gebern, bald Präsidentschaftswahlen abzuhalten, möglichst schon Ende Juli. Viel zu früh, sagen Kritiker - bis zum Sommer könne es niemals verlässliche Wählerlisten geben, geschweige denn attraktive Kandidaten. Außerdem: Mit Angst im Bauch könne man unmöglich zur Wahl gehen, so der Hotelbesitzer Ibrahim Siby aus Sevaré:
"Hier soll sich bloß kein Politiker hertrauen und uns das Blaue vom Himmel versprechen, wir haben ganz andere Sorgen. Wir wollen Sicherheit, wir wollen Ruhe und Frieden, wir wollen morgens ohne Gefechtslärm aufwachen, ohne die Angst vor Selbstmordattentätern. Natürlich brauchen wir Wahlen, und wir brauchen auch unsere internationalen Partner. Aber momentan sind Wahlen wirklich das Letzte, was wir wollen."
Die Wahlen werden kommen, aber noch misstrauen die Menschen der Politik. Kein Wunder: Massive Korruption, mafiöser Drogenhandel, die ungelöste Tuareg-Frage, Jobmangel, ein schlechtes Bildungs- und Gesundheitswesen - die Rote Liste ist lang. "Die größten Feinde Malis sitzen eben in Bamako", heißt es in Mali an jeder Ecke. Jahrzehntelang habe die politische Klasse Mali als Selbstbedienungsladen missbraucht und das Land in die Krise geführt, so Modibo Goita, Professor am Institut für Friedensforschung in Bamako. Der Militärputsch vor fast genau einem Jahr habe zwar den Vormarsch der Islamisten begünstigt. Aber er sei nur noch der letzte Tropfen gewesen, dann sei das marode Fass namens Mali endgültig übergelaufen. Modibo Goita, Professor am Institut für Friedensforschung in Bamako:
"Man muss sich das mal vorstellen, Unteroffiziere konnten hier einfach so einen Militärputsch durchziehen. So schwach war dieses Land! Ein filmreifes Szenario! Aber es hilft ja nichts. Man muss an die Ursache ran - und die heißt: schlechte Regierungsführung. Aber niemand hat die Reißleine gezogen. Der Westen hat immer nur zugesehen und applaudiert, alle Welt wollte in Mali einen demokratischen Vorzeigestaat sehen - aber den hat es nie gegeben!"
Zurück auf null, aufräumen, Schluss mit den Lügen, mit der Fassaden-Demokratie, fordert der Tuareg-Aktivist Daouda Maiga. Mali sei tief gefallen - und habe nun doch noch die große Chance zu einer Art zweiten Staatsgründung. Und diese Chance dürfe Mali auf keinen Fall verspielen. Daouda Maiga:
"Ich denke, dass wir gerade eine echte Revolution erleben. Vielleicht ist dies der Moment, in dem wir begreifen: Bis jetzt, also die letzten 50 Jahre, waren wir zwar ein Land, noch dazu eins mit vielen Volksgruppen - aber das macht uns noch lange nicht zu einer Nation! Vielleicht weht deshalb die malische Fahne überall, wir entwickeln gerade so etwas wie ein Nationalgefühl. Es ist Zeit, Mali nach vorne zu bringen. Es ist wirklich höchste Zeit."