Er muss gewusst haben, welche Wirkung seine Worte entfalten. Man könne "in Zukunft" darüber "nachdenken", Obergrenzen für Touristen einzuführen, so Biel Barceló, Tourismusminister der Balearen. Eine sehr vage Formulierung. Doch auf Mallorca werden seine Worte auch sehr genau beobachtet. Denn Barceló ist auch Vize-Regierungschef – und Mitglied von "Mes", einem links-grünen Bündnis auf den Balearen.
"14 Millionen Touristen sind einfach sehr viel"
Mes regiert hier nun zusammen mit den Sozialisten, toleriert von der sehr linken Bewegung Podemos. Für das konservative Insel-Establishment ein Schock. Nun will Barceló aus Mallorca kein Naturschutzreservat machen. Die Balearen werden unter seiner Führung nicht zu den Galapagos-Inseln werden. Aber seine Partei will durchaus neue Akzente setzen. Mes-Sprecher David Arbil: "Mallorca riskiert, überlaufen zu werden. Wir sind eine Insel und daher geografisch begrenzt. Entsprechend stark wirkt sich der Tourismus auf unsere Umwelt aus. 14 Millionen Touristen sind einfach sehr viel!"
14 Millionen reisen pro Jahr auf die Balearen. 80 Prozent von ihnen im Sommer. Zuviel, meint der Minister. Er will die Touristenströme so steuern, dass mehr Menschen jenseits der Hauptsaison kommen. Sodass das Personal, das in der Touristikbranche arbeitet, auch im Winter ein Auskommen hat. Die Aufnahmekapazität der Balearen sei im Sommer ohnehin "total erschöpft", so Barceló. Hoteldirektor Sebastián Darder sieht das ganz anders. Und zieht ein Blatt mit den aktuellen Zahlen hervor: "Wenn wir uns mal die verschiedenen Zonen von Mallorca ansehen, dann sehe ich mal 90 Prozent Auslastung, mal 93, mal 95 – klar, das sind sehr gute Zahlen, ähnlich wie im vergangenen Jahr - was ein sehr gutes Jahr war. Aber: Voll ist 100 Prozent!"
Hoteliers gehen auf die Barrikaden
Sebastián Darder ist Präsident der Hotelvereinigung von Palmanova-Magaluf. Er ist auf die neue Regierung schon aus einem anderen Grund nicht gut zu sprechen. Schließlich will sie eine Art Kurtaxe einführen, eine Touristensteuer. Die Rede ist von ein bis zwei Euro pro Tag und Person. Francina Armengol, Ministerpräsidentin der Balearen: "So eine Abgabe gibt es ja in vielen Orten. In Berlin, Paris oder Katalonien zum Beispiel. Wir haben hier eine wunderschöne Landschaft. Aber wir wollen auch, dass das so bleibt. Und deswegen wollen wir in den Umweltschutz investieren. Damit auch unsere Besucher die Landschaft weiterhin genießen können."
Außerdem könnte das Geld in Wanderwege oder ins Kulturangebot fließen. Um Mallorca eben auch in der Nebensaison attraktiver zu machen. Noch ist nichts beschlossen. Aber die Hoteliers befürchten einen Wettbewerbsnachteil – und gehen vorsichtshalber auf die Barrikaden. Gabriel Subías zum Beispiel, Chef des großen spanischen Anbieters Barcelo Viajes: "Im Tourismus ist der Preis sehr entscheidend. Das kann man einem Politiker schlecht erklären. Wegen acht Euro mehr oder weniger entscheidet sich der Tourist für ein anderes Reiseziel."
Urlauber weiterhin entspannt
Das sei auch schon vor knapp 15 Jahren so gewesen, sagt Subías. Damals hatte Mallorca schon einmal eine Touristensteuer erhoben. Es gab einen Aufschrei des Protests, auch in deutschen Boulevardblättern. Als die Konservativen an die Regierung kamen, kassierten sie die Steuer wieder ein. Die Abgabe spaltet die Insel. Die deutschen Touristen, die hier in Mallorca Urlaub machen, sehen das ganze sehr entspannt: "Zu Hause müssen wir auch Kurtaxe bezahlen. Das würde mich jetzt nicht davon abhalten, hierhin zu kommen", sagt Claudia aus Krefeld. "Wenn es im Rahmen bleibt, kein Problem", stimmt eine andere Touristin aus Stuttgart zu. Und Frank aus Osnabrück zuckt nur mit den Schultern: "Wir hatten das ganze ja schon einmal vor ein paar Jahren. Genau dasselbe. Hat uns auch nicht gestört."