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Mallorcas neue Regierung
Für eine andere Art von Tourismus

Auf der Baleareninsel Mallorca steigen die Urlauberzahlen, aber nicht alle sind begeistert. Der Pauschaltourismus sorge für ein schlechtes Image der Insel und locke auch Besucher mit wenig Kaufkraft an, klagt die neue, linke Regierung der Insel. Sie will das ändern, weiß aber auch, dass das nicht einfach wird.

Von Marc Dugge |
    Touristen schlendern am 06.06.2015 durch eine Straße in Magaluf, Mallorca, während leicht bekleidete Tänzerinnen in einem Lokal schon mittags die Stimmung anheizen.
    Touristen schlendern durch eine Straße in Magaluf, Mallorca. (picture alliance / dpa / Emilio Rappold)
    Schon wieder hat er sich in der Tür geirrt. Alberto Jarabo passiert das dauernd im Moment. Immer nimmt er die falsche Tür in seinem neuen Büro. Die, die immer verschlossen ist. Es ist aber auch alles noch so neu. Sein noch sehr kahles Büro, sein Job - und seine Rolle. "Auf einmal sitzen wir im Parlament, stellen zehn von 59 Abgeordneten. Und nehmen so viel Platz ein. Das sind wir nicht gewohnt! Auch die Kleiderordnung ist Neuland für uns!"

    Alberto Jarabo hat bei seiner Antrittsrede im Parlament kein Sakko, sondern nur ein langes Hemd getragen. Das nicht in der Hose steckte. Jarabo will unbequem sein. So wie Joschka Fischer damals, mit seinen Turnschuhen im Bundestag.

    Jarabo war mal Dokumentarfilmer. Jetzt, mit 40, ist er Chef der neuen Partei Podemos im Parlament der Balearen. Podemos sorgt in Spanien für viel Aufsehen. Denn die Partei ist extrem links, sie steht ideologisch der griechischen Syriza nahe. Auf den Balearen toleriert Podemos die neue Regierung. Mallorca müsse sich verändern, sagt Jarabo: "Der Pauschal-Tourismus gibt der Insel nicht nur ein schlechtes Image, sondern lockt auch Touristen mit wenig Kaufkraft an. Die Insel profitiert davon nicht: Weder die Bevölkerung, noch kleine Unternehmen. Die einzigen, die profitieren, sind die großen Reiseveranstalter und die großen Hotels. Aber vielleicht noch nicht mal die!"

    Deswegen sollte es nicht noch mehr Hotel-Betten auf Mallorca geben, sagt Alberto Jabaro. Er hat Sympathie für die neue Bürgermeisterin von Barcelona, die erst mal keine neuen Hotellizenzen vergeben will. Und für den neuen Präsidenten der Kanaren, der sich für eine Obergrenze für Touristen ausspricht. Auch Mallorca sei an der Belastungsgrenze, sagt Jarabo. Und der harte Wettbewerb mit noch billigeren Reisedestinationen wie der Türkei oder Ägypten ruinös. Rund die Hälfte der Arbeitnehmer auf den Balearen arbeitet im Tourismussektor. Viele von ihnen nur im Sommer, viele unter immer schlechteren Arbeitsbedingungen.
    Für mehr Beschäftigung in der Nebensaison
    "Wir haben den Ruf eines Reiseziels, einer Insel, die Reichtum hervorbringt. Aber man muss auch das andere Gesicht von Mallorca kennen. Unser Reichtum ist schlecht verteilt. 30 Prozent unserer Bürger sind von sozialer Ausgrenzung bedroht." Francina Armengol von den Sozialisten. Auch sie hat ein neues Büro bezogen. Es ist definitiv das schönere: Als Ministerpräsidentin residiert sie jetzt in einem jahrhundertealten Stadtpalast an der Strandpromenade von Palma. Auch sie ist noch jung, 43 Jahre alt. Und auch sie will Mallorca verändern. An ihrer Regierung ist das linksgrüne Bündnis Mes beteiligt.

    "Wir wollen einen nachhaltigeren Tourismus, der sich nicht nur auf den Sommer konzentriert. Wir wollen auch Menschen im Frühjahr, im Herbst und im Winter nach Mallorca locken. Auch wegen des spanischen Sozialsystems: Denn wenn die Angestellten im Touristikbereich nur im Sommer arbeiten, nur vier, fünf Monate in die Sozialkasse einzahlen, bekommen sie im Winter kein Arbeitslosengeld. Auch deswegen haben wir hier Armut auf der Insel!"

    Daher will Francina Armengol die Kurtaxe einführen - und die Einnahmen in neue Wanderwege stecken oder in Kulturveranstaltungen. Im Frühjahr oder im Herbst versteht sich. Um Mallorca auch zu anderen Jahreszeiten attraktiv zu machen, für Beschäftigung in der Nebensaison zu sorgen - und ganz nebenbei auch andere, zahlungskräftige Touristen anzulocken. Armengol weiß, dass sie viele gegen sich hat: die mächtigen Reiseveranstalter und Hoteliers. Weil sie einen Wettbewerbsnachteil fürchten, wenn die Touristen stärker belastet werden. Doch der Billigtourismus ist für sie ohnehin kein Zukunftsmodell. Und erst recht nicht der Sauftourismus am Ballermann. "Wir wollen international für eine andere Art von Tourismus bekannt sein", sagt Armengol knapp. Sie weiß, dass das nicht einfach wird.