Manfred Kloiber: Nokia und Microsoft verbünden sich. Der weltweit größte Hersteller von Mobiltelefonen wird künftig eng mit dem weltweit größten Softwarehersteller zusammenarbeiten. Das haben die beiden Unternehmen gestern bekanntgegeben. Vor allem für den finnischen Hersteller Nokia ist das eigentlich ein ziemlich schmerzlicher Schritt: Das Unternehmen verliert seit Monaten kontinuierlich Marktanteile, weil seine Geräte nicht mehr mit dem iPhone von Apple oder der Android-Plattform von Google mithalten können. Marcus Schuler, was konkret haben denn die beiden Unternehmen vereinbart?
Marcus Schuler: Nokia wird sich bis Mitte nächsten Jahres langsam von seinem Handy-Betriebssystem Symbian verabschieden. Ab Mitte 2012 will das finnische Unternehmen fast ausschließlich Telefone mit dem Microsoft-Betriebsystem Windows Phone 7 produzieren. Microsoft darf dazu den Kartendienst und die Kamerafunktionen von Nokia verankern; im Gegenzug wird Microsofts Suchmaschine Bing fest in die Nokia-Geräte integriert. Mehr war gestern leider jetzt nicht zu erfahren. Auch auf die Frage
Kloiber: Was ist denn bei dem finnischen Unternehmen eigentlich in den vergangenen Monaten schief gelaufen?
Schuler: Um es kurz zu sagen: Nokia hat schlicht geschlafen und den Anschluss verpasst. Vor allem hat man den Erfolg der Smartphones komplett falsch eingeschätzt. Man hat Apple und dessen iPhone lange belächelt. Die Chefetage von Nokia nahm an, dass solche Geräte im Grunde nur für Geschäftskunden in Frage kommen. Längst wollen nicht nur Geschäftskunden Smartphones benutzen, die Masse machen mittlerweile die privaten Benutzer aus. Sie wollen unterwegs E-Mails abrufen können, wollen ihren Facebook-Status aktualisieren, kostenlose Karten nutzen, twittern und eben schauen können, was in ihrer Umgebung gerade los ist. Will sagen: Smartphones ersetzen so langsam aber sicher den PC, mobile Geräte, so schätzen nämlich Analysten, werden weit wichtiger werden als der Computer am Arbeitsplatz oder der Computer zu Hause. Zwei Zahlen noch: Im vergangenen Jahr wurden 93 Millionen Computer verkauft, aber zum ersten Mal mehr Smartphones, nämlich 100 Millionen.
Kloiber: Nach dieser Ankündigung gestern spottet allerdings die Branche schon, zwei Lahme täten sich da zusammen, um Profifußball zu spielen. Auch Microsoft kommt ja mit seinem Windows Phone nicht so richtig aus den Puschen. Wieso hat sich Nokia-Boss Stephen Elop nicht für eine Partnerschaft mit Google und dessen offener Plattform Android entschieden?
Schuler: Man könnte jetzt sehr böse sein und sagen, dass dem Kanadier Microsoft mehr am Herzen liegt. Denn bevor er im September vergangenen Jahres Chef von Nokia wurde – der erste Nicht-Finne übrigens – gehörte er mit zur Unternehmensleitung von Microsoft. Dies zu sagen wäre aber natürlich nicht fair. Analysten und Beobachter sind sich in dieser Frage nicht einig: Viele sagen, ein Bündnis mit Microsoft ist klug und folgerichtig. Denn auch Microsoft hat bei den Smartphones geschlafen, all die vergangenen Jahre und erst im Herbst mit Windows Phone 7 ein stark auf den Privatkonsumenten ausgerichtetes System herausgebracht. Man hat einen radikalen Schnitt gemacht und Windows 6.5 über Bord geworfen. Das Problem aber auch hier: Es gibt kaum Apps für dieses System. Ein Nachteil wird übrigens für Nokia sein: Das Unternehmen wird an Eigenständigkeit einbüßen. Microsoft macht nämlich strenge Vorgaben für die Hardware.
Kloiber: Dennoch, Herr Schuler: Was, wenn sich Nokia für Android entschieden hätte?
Schuler: Dann, so die Meinung der Befürworter der Microsoft-Partnerschaft, dann wäre Nokia einer unter vielen Herstellern gewesen, die Android anbieten. Die Gewinnmargen schrumpfen nämlich in diesem Bereich sehr stark, weil Android kostenlos ist, ein auf Linux basierendes System. Und schon jetzt ist seit der gestrigen Ankündigung sicher: Nokia muss wohl 1000 Stellen alleine in seinem Stammland Finnland streichen. Hätte man sich allerdings für Android entschieden, dann müssten vermutlich von den jetzt 132.000 Mitarbeitern weltweit bei Nokia deutlich mehr gehen.
Kloiber: Herr Schuler, was bringt die Kooperation eigentlich für Microsoft?
Schuler: Zunächst: Partnerschaften mit dem Softwareriesen aus Redmond scheinen unter keinem guten Stern zu stehen. Ich habe mal nachgeschaut: LG, Motorola, Verizon - alle sind in den vergangenen Jahren strategische Partnerschaften mit Microsoft eingegangen und alle Unternehmen unterstützten heute fast ausschließlich nur noch Android-Plattformen. Das wird im Falle Nokias sicherlich anders verlaufen. Microsoft kann sein bislang erfolgloses Betriebsystem nämlich auf einen Schlag auf Millionen Geräte bringen und damit eine Reichweite erzielen, die es mit den anderen Unternehmen so nicht geschafft hätte. Und: Nokia hat in vielen Ländern der Welt eigene Ladengeschäfte, verfügt über Lizenzverträge mit den einzelnen Mobilfunkanbietern und hat eben eine Marktmacht, die es einsetzen kann. Die alles entscheidende Frage wird aber unterm Strich sein: Schaffen es die beiden Unternehmen, die Entwicklergemeinde zu begeistern? Werden die Entwickler für Apps, für Windows Phone 7 genau diese Apps entwickeln, wie das für Android und für das Apple-System geschehen ist? Wenn das gelingt, dann könnte für beide Unternehmen diese Operation ein Erfolg werden.
Marcus Schuler: Nokia wird sich bis Mitte nächsten Jahres langsam von seinem Handy-Betriebssystem Symbian verabschieden. Ab Mitte 2012 will das finnische Unternehmen fast ausschließlich Telefone mit dem Microsoft-Betriebsystem Windows Phone 7 produzieren. Microsoft darf dazu den Kartendienst und die Kamerafunktionen von Nokia verankern; im Gegenzug wird Microsofts Suchmaschine Bing fest in die Nokia-Geräte integriert. Mehr war gestern leider jetzt nicht zu erfahren. Auch auf die Frage
Kloiber: Was ist denn bei dem finnischen Unternehmen eigentlich in den vergangenen Monaten schief gelaufen?
Schuler: Um es kurz zu sagen: Nokia hat schlicht geschlafen und den Anschluss verpasst. Vor allem hat man den Erfolg der Smartphones komplett falsch eingeschätzt. Man hat Apple und dessen iPhone lange belächelt. Die Chefetage von Nokia nahm an, dass solche Geräte im Grunde nur für Geschäftskunden in Frage kommen. Längst wollen nicht nur Geschäftskunden Smartphones benutzen, die Masse machen mittlerweile die privaten Benutzer aus. Sie wollen unterwegs E-Mails abrufen können, wollen ihren Facebook-Status aktualisieren, kostenlose Karten nutzen, twittern und eben schauen können, was in ihrer Umgebung gerade los ist. Will sagen: Smartphones ersetzen so langsam aber sicher den PC, mobile Geräte, so schätzen nämlich Analysten, werden weit wichtiger werden als der Computer am Arbeitsplatz oder der Computer zu Hause. Zwei Zahlen noch: Im vergangenen Jahr wurden 93 Millionen Computer verkauft, aber zum ersten Mal mehr Smartphones, nämlich 100 Millionen.
Kloiber: Nach dieser Ankündigung gestern spottet allerdings die Branche schon, zwei Lahme täten sich da zusammen, um Profifußball zu spielen. Auch Microsoft kommt ja mit seinem Windows Phone nicht so richtig aus den Puschen. Wieso hat sich Nokia-Boss Stephen Elop nicht für eine Partnerschaft mit Google und dessen offener Plattform Android entschieden?
Schuler: Man könnte jetzt sehr böse sein und sagen, dass dem Kanadier Microsoft mehr am Herzen liegt. Denn bevor er im September vergangenen Jahres Chef von Nokia wurde – der erste Nicht-Finne übrigens – gehörte er mit zur Unternehmensleitung von Microsoft. Dies zu sagen wäre aber natürlich nicht fair. Analysten und Beobachter sind sich in dieser Frage nicht einig: Viele sagen, ein Bündnis mit Microsoft ist klug und folgerichtig. Denn auch Microsoft hat bei den Smartphones geschlafen, all die vergangenen Jahre und erst im Herbst mit Windows Phone 7 ein stark auf den Privatkonsumenten ausgerichtetes System herausgebracht. Man hat einen radikalen Schnitt gemacht und Windows 6.5 über Bord geworfen. Das Problem aber auch hier: Es gibt kaum Apps für dieses System. Ein Nachteil wird übrigens für Nokia sein: Das Unternehmen wird an Eigenständigkeit einbüßen. Microsoft macht nämlich strenge Vorgaben für die Hardware.
Kloiber: Dennoch, Herr Schuler: Was, wenn sich Nokia für Android entschieden hätte?
Schuler: Dann, so die Meinung der Befürworter der Microsoft-Partnerschaft, dann wäre Nokia einer unter vielen Herstellern gewesen, die Android anbieten. Die Gewinnmargen schrumpfen nämlich in diesem Bereich sehr stark, weil Android kostenlos ist, ein auf Linux basierendes System. Und schon jetzt ist seit der gestrigen Ankündigung sicher: Nokia muss wohl 1000 Stellen alleine in seinem Stammland Finnland streichen. Hätte man sich allerdings für Android entschieden, dann müssten vermutlich von den jetzt 132.000 Mitarbeitern weltweit bei Nokia deutlich mehr gehen.
Kloiber: Herr Schuler, was bringt die Kooperation eigentlich für Microsoft?
Schuler: Zunächst: Partnerschaften mit dem Softwareriesen aus Redmond scheinen unter keinem guten Stern zu stehen. Ich habe mal nachgeschaut: LG, Motorola, Verizon - alle sind in den vergangenen Jahren strategische Partnerschaften mit Microsoft eingegangen und alle Unternehmen unterstützten heute fast ausschließlich nur noch Android-Plattformen. Das wird im Falle Nokias sicherlich anders verlaufen. Microsoft kann sein bislang erfolgloses Betriebsystem nämlich auf einen Schlag auf Millionen Geräte bringen und damit eine Reichweite erzielen, die es mit den anderen Unternehmen so nicht geschafft hätte. Und: Nokia hat in vielen Ländern der Welt eigene Ladengeschäfte, verfügt über Lizenzverträge mit den einzelnen Mobilfunkanbietern und hat eben eine Marktmacht, die es einsetzen kann. Die alles entscheidende Frage wird aber unterm Strich sein: Schaffen es die beiden Unternehmen, die Entwicklergemeinde zu begeistern? Werden die Entwickler für Apps, für Windows Phone 7 genau diese Apps entwickeln, wie das für Android und für das Apple-System geschehen ist? Wenn das gelingt, dann könnte für beide Unternehmen diese Operation ein Erfolg werden.