Die Frauen im Schatten von Heinrich und Thomas Mann
Marianne Krüll
Wir kennen sie alle, haben einige ihrer Werke - wenn auch meist als aufgezwungene Schullektüre - gelesen: den bürgerlich-genialen Thomas Mann, Autor der "Buddenbrooks" und des "Tod in Venedig"; den kritisch-engagierten Heinrich Mann, den um vier Jahre älteren Bruder, der den "Untertan" und "Professor Unrat" schrieb und schließlich Klaus, den schillernden Sohn von Thomas Mann, dessen Roman "Mephisto" erst Jahre nach seinem Freitod veröffentlicht wurde.
Aber wer kennt schon die Menschen - vor allem die Frauen -, die im Schatten dieser berühmten Männer lebten? Wer weiß, dass beide Schwestern von Heinrich und Thomas Mann sich selbst töteten, dass nicht nur Klaus, sondern auch Michael, der jüngste Sohn von Thomas Mann den Freitod wählte? Wer kennt das tragische Schicksal der Mutter Julia, die als siebenjährige Mutterwaise von ihrem Vater aus Brasilien ins kalte Lübeck verpflanzt wurde? Wer weiß, dass Katia Pringsheim, die "Prinzessin von München" und ergebene Ehefrau von Thomas Mann, die Enkelin der berühmten Feministin Hedwig Dohm war? Weiterlesen:
Die Frauen im Schatten von Heinrich und Thomas Mann
Biografie Katharina Mann
Krüll Marianne
Im Netz der Zauberer.
Eine andere Geschichte der Familie Mann.
1993 -FISCHER (TB.), FRANKFURT-
Katia Mann
Meine ungeschriebenen Memoiren.
Hrsg. v. Elisabeth Plessen u. Michael Mann.
2000. -FISCHER (TB.), FRANKFURT-
Kirsten Jüngling, Brigitte Roßbeck
Katia Mann.
Die Frau des Zauberers.
Biografie.
2003. -PROPYLÄEN-
Buchbesprechungen:
Rezension: "Katia Mann"
Jens, Inge; Jens, Walter:
Frau Thomas Mann.
Das Leben der Katharina Pringsheim.
Ausgezeichnet mit dem Corine - Internationaler Buchpreis,
2003. -ROWOHLT, REINBEK-
Heinrich Breloer, Horst Königstein
Die Manns
Ein Jahrhundertroman
2003 S. Fischer Verlag
Heinrich Breloer und Horst Königstein erzählen in einfühlsamer und lebendiger Form die Schicksale der Manns, der berühmtesten Künstlerfamilie des 20. Jahrhunderts. Wie keine andere Familiensaga spiegelt sie die dramatische Geschichte des letzten Jahrhunderts in all seinen Facetten wider. Wir werden Zeugen von bewegenden Geschichten, die noch keiner kannte - Geschichten von Leidenschaft, Liebe, Leid, Hass von Krieg und Emigration, von tragischen Verflechtungen persönlicher und weltgeschichtlicher Ereignisse. Vorgeführt wird, wie Thomas Mann es wollte, das "volle Leben". Die Familie Mann zeigt sich, wie sie sich noch nie gezeigt hat. Alle treten sie auf: die Brüder Thomas und Heinrich Mann mit ihrem lebenslangen Bruderzwist, das extrovertierte Geschwister Paar Erika und Klaus, der stille Golo und auch das einzige heute noch lebende Kind Thomas Manns: Elisabeth. Der Band ist illustriert mit zahlreichen Farbbildern aus dem Fernsehfilm.
Die Manns
Ein Jahrhundertroman
Geschenkbox,
3 DVD-Videos:
Fernsehfilm (ARD u. arte). 630 Min.. Regie: Heinrich Breloer; Mit Armin Mueller-Stahl, Monica Bleibtreu, Jürgen Hentsch u. a..
2003.. Deutschland 2001. FSK ab 12 J. freigeg.
-EURO VIDEO-
Die Web-Site zum Film:
Die Manns
Dieser frische Windhauch aus Galway - Nora Joyce
Am Abend des 8.Oktober 1904 ging eine große, junge Frau in Dublin die Gangway zur Nachtfähre hinauf, die Irland verließ; eine irische Schönheit mit hohen Backenknochen und dunkelblauen Augen. Unter ihrem breitkrempigen Hut quoll dichtes, rotbraunes Haar hervor. Sie trug einen geliehenen braunen Mantel. Niemand war da, um sich von ihr zu verabschieden, denn niemand wusste von ihrer Abreise, weder die Familie in Galway, noch der Arbeitgeber in Finn`s Hotel in Dublin. Sie war noch minderjährig, gerade 20 Jahre alt, man hätte sie an der Abreise hindern können.
Durch die Menge hindurch konnte sie James sehen, James Joyce. Sie wollten sich erst treffen, wenn das Schiff abgelegt hatte. Joyce war umringt von Verwandten und Freunden. Alle wussten, dass Nora Barnacle und James Joyce gemeinsam durchbrannten, nur sein Vater nicht; der glaubte, dass James allein reisen würde und das akzeptierte er: "Keiner, der etwas Selbstachtung hat, bleibt in Irland." Nora hatte Selbstachtung. Der Onkel, bei dem sie lebte, verprügelte sie. Also lief sie davon.
Maddox, Brenda:
Nora.
Das Leben der Nora Joyce. btb Bd.72410. 1998
ISBN: 3-442-72410-4, KNO-NR: 07 58 24 76
-BTB BEI GOLDMANN-
Lange Zeit galt Nora Barnacle, 1884 in Galway geboren und 1951 in Zürich gestorben, als bloßes "Anhängsel" des berühmten Schriftstellers James Joyce. Brenda Maddox will in der vorliegenden Biographie die These vom ungebildeten Dummchen an der Seite des Künstlers widerlegen. "Dies ist nicht nur die höchst einnehmende Biographie der Familie Joyce- gründlich recherchiert und voller intimer, wenig bekannter Joyceana-, das Buch leistet auch einer Lehrmeinung wesentlichen Vorschub, die zunehmend Bedeutung gewinnt: dass Nora keineswegs eine unbedeutende Begleiterscheinung in der Arbeit ihres Mannes war, sondern die Inspiration für Molly Bloom in "Ulysses", Anna Livia Plurabella in "Finnegans Wake" und die weiblichen Hauptfiguren in seinem gesamten literarischen Werk." (Publishers Weekly)
Nora
1 DVD-Video:
Die leidenschaftliche Liebe von James Joyce.
115 Min.. Regie: Pat Murphy. Basierend auf d. Biographie v. Brenda Maddox;
Mit Ewan McGregor, Susan Lynch, Peter McDonald u. a.
Großbritannien 1999.
-EURO VIDEO-
Wir dürfen annehmen, dass der Publizist Klaus Theweleit seine wahre Freude an diesem Film hat. Kann der doch als vorzügliche Illustration der These seines Opus "Buch der Könige" dienen, wonach hinter (fast) jedem großen Künstler eine Frau steht. Eine, die den Laden zusammen und dem Genie im ach so lästigen Alltag den Rücken freihält. Eine, die Kaffee kocht und Manuskripte abtippt. Eine, die sich seelisch und geistig ausbeuten lässt.
Glaubt man der Biografie von Brenda Maddox, auf deren gleichnamigen Buch der Film "Nora" der irischen Regisseurin Pat Murphy basiert, dann war Nora Barnacle, besser bekannt als Mrs. James Joyce, so eine Künstler-Frau. Nicht, dass sie dem Schriftsteller, der seiner literarischen Zeit um Lichtjahre voraus war und noch heute nicht eingeholt worden ist, beim Schreiben unter die Arme hätte greifen müssen. Aber sie schuf das Koordinatensystem, in dem Werke wie "Dubliners", "Das Porträt des Künstlers als junger Mann" und "Ulysses" erst möglich wurden. Sie war die Starke, die Lebenstüchtige die die Dinge in die Hand nahm, wenn es mit savoir vivre allein nicht mehr getan war. Weiterlesen:
Nora - Die leidenschaftlichle Liebe von James Joyce
James Joyce:
Briefe an Nora
Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1998.
ISBN 3-518-39310-3
(Suhrkamp-Taschenbuch ; 2810)
Auszug aus dem Manuskript von Gabriele Schmelz:
JOYCE:
Das Glück verschafft mir, was ich brauche. Ich bin wie ein Mann, der vor sich hin stolpert; mein Fuß stößt gegen irgend etwas, ich bücke mich, und es ist genau das, was ich möchte.
ERZÄHLER:
Auf der Nassau Street in Dublin am 10.Juni 1904 verschaffte das Glück ihm Nora Barnacle. Kurzsichtig, wie er schon damals war, erfaßte er in der Menschenmenge die Erscheinung der Frau, die wesentlich für ihn und seine Kunst werden sollte: ihre Figur, ihr Haar und ihren Gang; wie sie sich bewegte, mit schwingenden Armen – das genügte.
Auch Nora gefiel, was sie sah: einen schlanken jungen Mann mit dunkelbraunem Haar, einem langen, schmalen Gesicht und eindringlichen, fast durchscheinenden blauen Augen. Sein vorspringendes Kinn bewirkte, dass sich sein ganzes Gesicht emporreckte. Er war ganz anders als die jungen Männer, die sie bisher kennen gelernt hatte.
Am 16.Juni 1904, es sollte der Blooms-Day des Ulysses werden, hatten Nora Barnacle und James Joyce ihr erstes Rendez-vous. In kürzester Zeit kamen sie sich näher.
NORA:
Du kannst dir nicht vorstellen, wie es für mich war, in das Leben dieses Mannes geschleudert zu werden.
JOYCE (12.Juli 1904):
Mein liebes kleines Schätzchen-Braun-Schuh,
Ich vergaß – ich kann mich morgen (Mittwoch) nicht mit Dir treffen, aber am Donnerstag um dieselbe Zeit. Ich hoffe, Du hast meinen Brief anständig zu Bett gebracht. Dein Handschuh lag die ganze Nacht neben mir – aufgeknöpft aber benahm sich sonst sehr anständig – wie Nora. Bitte leg diesen Brustharnisch nicht mehr an, da ich nicht gerne einen Briefkasten umarme. Hörst Du jetzt? (Sie beginnt zu lachen). Mein Herz – wie Du sagst – ja – genau so
Einen fünf-und-zwanzig-Minuten-Kuß auf Deinen Nacken - AUJEY