Sigrid Fischer: Was ganz selten ist, dass man einen Fernsehkrimi dreht, und dann hat man da auf einmal ein Riesenpublikum sitzen, das ist doch ungewöhnlich oder?
Christian Redl: Ich finde das eher angenehm, muss ich ehrlich sagen. Früher hab ich da n bisschen Schiss gehabt, aber ich finde es eher angenehm, weil man die geringste Veränderung in der Wahrnehmung der Leute spürt. Man spürt zum Beispiel – auch ohne dass man sagen könnte, dass man das akustisch direkt spürt – aber man spürt zum Beispiel, wenn das Publikum anfängt, sich zu langweilen. Das sind gar keine Geräusche, sondern eine Ausdünstung, ein Klima. Man spürt, wenn die Leute atemlos dabei sind. Das sind ja auch keine Geräusche, aber das sind Sachen, die man wahrnimmt, wie eine Fledermaus, die das alles wahrnimmt, ja. Mit ganz feinen Sensoren, und das ist sehr spannend, weil Du siehst das da vorne und spürst hinter Dir, wie das auf diese Leute wirkt. Was das mit ihnen macht. Du spürst auch, wenn Sachen nicht so gelungen sind, dass es dann einen Absacker gibt, jetzt entspannen wir uns mal n bisschen. Aber dann wird's wieder spannend. Das ist schon interessant, deswegen mach ich das inzwischen richtig gerne.
Fischer: Ich hab gedacht, kommt man als Schauspieler gerne nach Ludwigshafen für so einen Abend? Aber das ist es dann, was einem Spaß daran macht, weil man die Reaktionen ja sonst nie mitkriegt beim Fernsehen.
Redl: Das ist sehr, sehr wichtig. So Reaktionen sind eigentlich immer das echteste was man sich erhoffen kann. Selber kann man es irgendwann überhaupt nicht mehr beurteilen, die Leute, die es gemacht haben sowieso nicht. Man muss es sozusagen ins Wasser schmeißen und gucken, was die Wellen machen.
Fischer: Das ist ja ein ganz erfreulich unaufgeregter Krimi, sagen wir es mal so - verglichen mit dieser Krimiflut, die uns jeden Tag um die Ohren haut.
Redl: Sie meinen diese gnadenlose Ballerei und diese Gewaltorgien und so weiter, das machen wir ja überhaupt nicht, ich hab ja nicht mal ne Pistole.
Fischer: Genau Also sechs, sieben millionen gucken ja diesen Spreewaldkrimi hab ich gelesen. Das heißt, es geht schon anders, man kann Fernsehen schon auch ein bisschen anders machen. Kann man sich mal trauen.
Redl: Man muss nur halt die Leute immer schubsen, und man muss ihnen Mut machen und so weiter und nicht immer sagen: ja, aber die Leute verstehen das nicht, die wollen was einfacheres, man muss es ihnen einfacher machen, damit sie die Geschichte verstehen. Diese 08/15-Muster werden dann wieder durchgesetzt. Es ist wahnsinnig schwer, so ein Format, also mit dieser Kompliziertheit, dann auch mal zu einem Ende zu bringen, wo Du sagst. Wir machen das jetzt, wir muten dem Publikum was zu, weil wir glauben, das Publikum hat auch seinen Spaß daran. Und es gibt ja inzwischen genug Belege, dass das so ist, das wird nur nicht geglaubt von diesen Quotenverfechtern, die sich nur noch auf die Quote fixeren und gar nicht mehr wissen, was links und rechts passiert. Alles, was Quote bringt, ist gut, und alles, was keine Quote bringt, ist nicht gut. Und das ist für öffentlich-rechtliche Sender fatal. Das sind wir sozusagen ganz unten. Ich wende mich ab, das mach ich nicht mit.
Fischer: Sie haben gesagt – ich habe nur die Schlagzeile gelesen aus irgendeinem Interview - "Für Mist bin ich zu alt". Aus dem ganzen TV-Mist die Rosinen herauszupicken, ist aber schwer, oder?
Redl: Das ist schwer, ja, aber das ist auch eine jahrelange Angelegenheit. ich bin ja relativ früh darein gerutscht, war sehr lange am Theater, bin dann – übrigens auch mit 40 erst – zum Fernsehen gekommen. Das war aber noch die Zeit, wo Regisseure das Sagen hatten und haben besetzt. Heute ist das ja alles viel komplizierter. Inzwischen ist es so, dass 1000 Leute irgendwas immer zu sagen haben und alle geben ihren Senf dazu. Und Du kommst zu keinem Konsens und es ist ein unglaublicher Druck. Weil alle sind beherrscht von dieser einen Angst: die Quote. Und dass das die öffentlich-rechtlichen Sender zugelassen haben, ich kann es bis heute nicht verstehen. Die haben ja einen ganz anderen Auftrag. Das weiß man, 1000 Mal schon alles gesagt, ist auch vollkommen sinnlos, aber irgendwann wird sich das nochmal herausstellen, wenn man mit besonderen Produktionen plötzlich auch diese Quote - die sind ja damals, die haben ja gedacht, das ist ein Versehen, ein Computerfehler. Als wir nach dem ersten Spreewaldteil – da war auch kein bekannter Schauspieler drin - da hat der plötzlich sieben Millionen. Die sind ausgerastet. Eigentlich müsste man dann mal genauer werden und sagen: warum? Das wird aber nicht gemacht.
Fischer: Ein Aspekt dessen ist ja auch - unter dem Sie lange leiden - dass man Sie immer so schubladenmäßig besetzt hat. Es fällt ein schöner Satz im Film. Da sagt Ihre Kollegin: "Ach, Sie sind ja gar nicht so unsympathisch wie Sie wirken".
Redl: ... "wie Sie aussehen".
Fischer: ... das spricht ja einen ganz wunden oder heiklen Punkt in Ihrer Karriere an.
Redl: Ja, das ist ein ironische Zitat, weil ich natürlich viele Gangster gespielt habe, und immer in dieser Schublade war: da kommt der Bösewicht und so weiter.
Fischer: Das Fernsehen machte das immer. Ich habe Ausschnitte aus Ihrem Theaterstück "Sonny Boys" gesehen, wo Sie komisch sind und was so toll ist. Warum sehen die das nicht?
Redl: Weil sie nicht ins Theater gehen und das nicht sehen und dann eventuell sagen: Mensch, der kann das ja vielleicht doch. Das ist aber schon seit Jahrzehnten das Problem. Das muss man echt aufpassen: ich war dann schwer auf die Gangster und die Bösewichte abonniert, und jetzt dreht sich das ein bisschen, jetzt bin ich der empathische, wissende Kommissar, der mit so einer eigenartigen Genauigkeit – der hat dann auch so seine Ecken, und das könnte auch irgendwann mal schrullig werden, wo man nicht weiß, was ist mit dem eigentlich. Er lebt ja auch allein und so. Der sich in so einen Fall verbohrt und eigentlich vorsätzlich allein sein möchte. Und ein Fall lässt ihn einfach nicht ruhen, bis er weiß, was da los ist.
Fischer: Viele Krimiserien meinen ja, der Kommissar müsste immer eine Geschichte haben, Familienleben, Probleme zu Hause, man findet das manchmal fast zu viel. Aber es könnte sein, dass der Krüger noch eine Geschichte kriegt.
Redl: Man hat überlegt, ob der eine Frau kriegt, aber da fand ich dann auch, dann hast Du das Glück im Winkel zu Hause, eine kleine, spießige Angelegenheit. Aber das ist der nicht. Im nächsten Teil zieht der in so nen Wohnwagen. Wie ein Einsiedler. Der will allein sein. Also er ist nicht einsam, er ist allein, er ist bewusst gewählt allein. Und das macht ihn aus, finde ich. Und dann kann er langsam anfangen, so merkwürdige Verhaltensweisen anzulegen. Dass man immer sagt: was hat denn der jetzt? So ist der angelegt. Der ist nicht – was oft gemacht wurde, wir stehen mal an der Frittenbude und essen mal ne Bockwurst oder so
Fischer: So Schimanskimäßig, –sagen wir es ruhig, oder?
Redl: Ja und klopfen uns auf die Schulter, das passiert bei mir überhaupt nicht.
Fischer: Der ist unheimlich reduziert, aber er hat eine unglaubliche Präsenz, obwohl er so ruhig und zurückhaltend ist
Redl: Das hab ich heute Morgen eben auch gemerkt. Weil die Präsenz ist schon absolut defensiv, fast introvertiert. Aber sehr wach. Dem entgeht eigentlich nichts. Das ist schön, sowas wollte ich auch immer mal machen. Also nicht den 35. Frikadelle essenden Kommissar.
Fischer: Könnten Sie aber auch.
Redl: Das ist ne leichte Nummer, interessiert mich nicht.
Fischer: Das heißt, Sie haben den dann schon stark mitgeprägt. Das war kein Zufall – ach, der war so im Drehbuch.
Redl: Nee, ich versuche schon auch, meine Sachen zu sagen. Also dass ich keine Frau möchte, habe ich zum Beispiel auch gesagt.
Fischer: Die Abstände zwischen den Ausstrahlungen der Spreewaldkrimis werden immer kürzer, da dachte ich, kriegt Christian Redl womöglich Schiss, dass er in Serie geht, dass er ein Serienkommissar wird wie beim Tatort? Plötzlich haben wir irgendwann einmal im Monat einen Spreewaldkrimi.
Redl: Das wird man sehen. Jetzt wird es gerade erst spannend, da ist noch Luft nach oben offen. Ich denke schon, dass wir noch zwei, drei, vier, fünf Teile machen sollten, aber natürlich nicht wie bei Dallas, 1zehn Jahre lang, und jeden dritten Abend. Das isses nicht.
Fischer: Sie haben ja auch viel Kino gemacht. Aber im Kino kriegt man nicht mal eben sechs bis sieben Millionen Zuschauer, im Fernsehen ist das einfach. Dafür findet man im Kino aber vielleicht die tolleren Stoffe. Wie ist da Ihr Verhältnis mittlerweile?
Redl: Kino - da muss man gefragt werden. Man kann das selber nicht in Gang setzen. Es ist leider ein Beruf auf Angebot und Nachfrage. Man kann selber ganz wenig bewegen. Man kann irgendwie – ja – auf diesen ganzen Events findet das sowieso nicht statt. Produktionsfest und so weiter, wo man denkt: heute Abend krieg ich einen Job, weil da alle sind. Da findet das sowieso nicht statt. Oder wenn Du dauernd auf den roten Teppich gehst, das bringt nichts. Das sind so Verbindungen, wenn Du Glück hast, trifft man jemanden, und der kennt den und den, und Du hörst was von einem Stoff und dann hast Du eine Möglichkeit zu arbeiten. Aber das kann man nicht planen. Und ich kann auch nicht an jede Tür kratzen und sagen: nehmt mich doch bitte. Das ist das furchtbarste überhaupt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Christian Redl: Ich finde das eher angenehm, muss ich ehrlich sagen. Früher hab ich da n bisschen Schiss gehabt, aber ich finde es eher angenehm, weil man die geringste Veränderung in der Wahrnehmung der Leute spürt. Man spürt zum Beispiel – auch ohne dass man sagen könnte, dass man das akustisch direkt spürt – aber man spürt zum Beispiel, wenn das Publikum anfängt, sich zu langweilen. Das sind gar keine Geräusche, sondern eine Ausdünstung, ein Klima. Man spürt, wenn die Leute atemlos dabei sind. Das sind ja auch keine Geräusche, aber das sind Sachen, die man wahrnimmt, wie eine Fledermaus, die das alles wahrnimmt, ja. Mit ganz feinen Sensoren, und das ist sehr spannend, weil Du siehst das da vorne und spürst hinter Dir, wie das auf diese Leute wirkt. Was das mit ihnen macht. Du spürst auch, wenn Sachen nicht so gelungen sind, dass es dann einen Absacker gibt, jetzt entspannen wir uns mal n bisschen. Aber dann wird's wieder spannend. Das ist schon interessant, deswegen mach ich das inzwischen richtig gerne.
Fischer: Ich hab gedacht, kommt man als Schauspieler gerne nach Ludwigshafen für so einen Abend? Aber das ist es dann, was einem Spaß daran macht, weil man die Reaktionen ja sonst nie mitkriegt beim Fernsehen.
Redl: Das ist sehr, sehr wichtig. So Reaktionen sind eigentlich immer das echteste was man sich erhoffen kann. Selber kann man es irgendwann überhaupt nicht mehr beurteilen, die Leute, die es gemacht haben sowieso nicht. Man muss es sozusagen ins Wasser schmeißen und gucken, was die Wellen machen.
Fischer: Das ist ja ein ganz erfreulich unaufgeregter Krimi, sagen wir es mal so - verglichen mit dieser Krimiflut, die uns jeden Tag um die Ohren haut.
Redl: Sie meinen diese gnadenlose Ballerei und diese Gewaltorgien und so weiter, das machen wir ja überhaupt nicht, ich hab ja nicht mal ne Pistole.
Fischer: Genau Also sechs, sieben millionen gucken ja diesen Spreewaldkrimi hab ich gelesen. Das heißt, es geht schon anders, man kann Fernsehen schon auch ein bisschen anders machen. Kann man sich mal trauen.
Redl: Man muss nur halt die Leute immer schubsen, und man muss ihnen Mut machen und so weiter und nicht immer sagen: ja, aber die Leute verstehen das nicht, die wollen was einfacheres, man muss es ihnen einfacher machen, damit sie die Geschichte verstehen. Diese 08/15-Muster werden dann wieder durchgesetzt. Es ist wahnsinnig schwer, so ein Format, also mit dieser Kompliziertheit, dann auch mal zu einem Ende zu bringen, wo Du sagst. Wir machen das jetzt, wir muten dem Publikum was zu, weil wir glauben, das Publikum hat auch seinen Spaß daran. Und es gibt ja inzwischen genug Belege, dass das so ist, das wird nur nicht geglaubt von diesen Quotenverfechtern, die sich nur noch auf die Quote fixeren und gar nicht mehr wissen, was links und rechts passiert. Alles, was Quote bringt, ist gut, und alles, was keine Quote bringt, ist nicht gut. Und das ist für öffentlich-rechtliche Sender fatal. Das sind wir sozusagen ganz unten. Ich wende mich ab, das mach ich nicht mit.
Fischer: Sie haben gesagt – ich habe nur die Schlagzeile gelesen aus irgendeinem Interview - "Für Mist bin ich zu alt". Aus dem ganzen TV-Mist die Rosinen herauszupicken, ist aber schwer, oder?
Redl: Das ist schwer, ja, aber das ist auch eine jahrelange Angelegenheit. ich bin ja relativ früh darein gerutscht, war sehr lange am Theater, bin dann – übrigens auch mit 40 erst – zum Fernsehen gekommen. Das war aber noch die Zeit, wo Regisseure das Sagen hatten und haben besetzt. Heute ist das ja alles viel komplizierter. Inzwischen ist es so, dass 1000 Leute irgendwas immer zu sagen haben und alle geben ihren Senf dazu. Und Du kommst zu keinem Konsens und es ist ein unglaublicher Druck. Weil alle sind beherrscht von dieser einen Angst: die Quote. Und dass das die öffentlich-rechtlichen Sender zugelassen haben, ich kann es bis heute nicht verstehen. Die haben ja einen ganz anderen Auftrag. Das weiß man, 1000 Mal schon alles gesagt, ist auch vollkommen sinnlos, aber irgendwann wird sich das nochmal herausstellen, wenn man mit besonderen Produktionen plötzlich auch diese Quote - die sind ja damals, die haben ja gedacht, das ist ein Versehen, ein Computerfehler. Als wir nach dem ersten Spreewaldteil – da war auch kein bekannter Schauspieler drin - da hat der plötzlich sieben Millionen. Die sind ausgerastet. Eigentlich müsste man dann mal genauer werden und sagen: warum? Das wird aber nicht gemacht.
Fischer: Ein Aspekt dessen ist ja auch - unter dem Sie lange leiden - dass man Sie immer so schubladenmäßig besetzt hat. Es fällt ein schöner Satz im Film. Da sagt Ihre Kollegin: "Ach, Sie sind ja gar nicht so unsympathisch wie Sie wirken".
Redl: ... "wie Sie aussehen".
Fischer: ... das spricht ja einen ganz wunden oder heiklen Punkt in Ihrer Karriere an.
Redl: Ja, das ist ein ironische Zitat, weil ich natürlich viele Gangster gespielt habe, und immer in dieser Schublade war: da kommt der Bösewicht und so weiter.
Fischer: Das Fernsehen machte das immer. Ich habe Ausschnitte aus Ihrem Theaterstück "Sonny Boys" gesehen, wo Sie komisch sind und was so toll ist. Warum sehen die das nicht?
Redl: Weil sie nicht ins Theater gehen und das nicht sehen und dann eventuell sagen: Mensch, der kann das ja vielleicht doch. Das ist aber schon seit Jahrzehnten das Problem. Das muss man echt aufpassen: ich war dann schwer auf die Gangster und die Bösewichte abonniert, und jetzt dreht sich das ein bisschen, jetzt bin ich der empathische, wissende Kommissar, der mit so einer eigenartigen Genauigkeit – der hat dann auch so seine Ecken, und das könnte auch irgendwann mal schrullig werden, wo man nicht weiß, was ist mit dem eigentlich. Er lebt ja auch allein und so. Der sich in so einen Fall verbohrt und eigentlich vorsätzlich allein sein möchte. Und ein Fall lässt ihn einfach nicht ruhen, bis er weiß, was da los ist.
Fischer: Viele Krimiserien meinen ja, der Kommissar müsste immer eine Geschichte haben, Familienleben, Probleme zu Hause, man findet das manchmal fast zu viel. Aber es könnte sein, dass der Krüger noch eine Geschichte kriegt.
Redl: Man hat überlegt, ob der eine Frau kriegt, aber da fand ich dann auch, dann hast Du das Glück im Winkel zu Hause, eine kleine, spießige Angelegenheit. Aber das ist der nicht. Im nächsten Teil zieht der in so nen Wohnwagen. Wie ein Einsiedler. Der will allein sein. Also er ist nicht einsam, er ist allein, er ist bewusst gewählt allein. Und das macht ihn aus, finde ich. Und dann kann er langsam anfangen, so merkwürdige Verhaltensweisen anzulegen. Dass man immer sagt: was hat denn der jetzt? So ist der angelegt. Der ist nicht – was oft gemacht wurde, wir stehen mal an der Frittenbude und essen mal ne Bockwurst oder so
Fischer: So Schimanskimäßig, –sagen wir es ruhig, oder?
Redl: Ja und klopfen uns auf die Schulter, das passiert bei mir überhaupt nicht.
Fischer: Der ist unheimlich reduziert, aber er hat eine unglaubliche Präsenz, obwohl er so ruhig und zurückhaltend ist
Redl: Das hab ich heute Morgen eben auch gemerkt. Weil die Präsenz ist schon absolut defensiv, fast introvertiert. Aber sehr wach. Dem entgeht eigentlich nichts. Das ist schön, sowas wollte ich auch immer mal machen. Also nicht den 35. Frikadelle essenden Kommissar.
Fischer: Könnten Sie aber auch.
Redl: Das ist ne leichte Nummer, interessiert mich nicht.
Fischer: Das heißt, Sie haben den dann schon stark mitgeprägt. Das war kein Zufall – ach, der war so im Drehbuch.
Redl: Nee, ich versuche schon auch, meine Sachen zu sagen. Also dass ich keine Frau möchte, habe ich zum Beispiel auch gesagt.
Fischer: Die Abstände zwischen den Ausstrahlungen der Spreewaldkrimis werden immer kürzer, da dachte ich, kriegt Christian Redl womöglich Schiss, dass er in Serie geht, dass er ein Serienkommissar wird wie beim Tatort? Plötzlich haben wir irgendwann einmal im Monat einen Spreewaldkrimi.
Redl: Das wird man sehen. Jetzt wird es gerade erst spannend, da ist noch Luft nach oben offen. Ich denke schon, dass wir noch zwei, drei, vier, fünf Teile machen sollten, aber natürlich nicht wie bei Dallas, 1zehn Jahre lang, und jeden dritten Abend. Das isses nicht.
Fischer: Sie haben ja auch viel Kino gemacht. Aber im Kino kriegt man nicht mal eben sechs bis sieben Millionen Zuschauer, im Fernsehen ist das einfach. Dafür findet man im Kino aber vielleicht die tolleren Stoffe. Wie ist da Ihr Verhältnis mittlerweile?
Redl: Kino - da muss man gefragt werden. Man kann das selber nicht in Gang setzen. Es ist leider ein Beruf auf Angebot und Nachfrage. Man kann selber ganz wenig bewegen. Man kann irgendwie – ja – auf diesen ganzen Events findet das sowieso nicht statt. Produktionsfest und so weiter, wo man denkt: heute Abend krieg ich einen Job, weil da alle sind. Da findet das sowieso nicht statt. Oder wenn Du dauernd auf den roten Teppich gehst, das bringt nichts. Das sind so Verbindungen, wenn Du Glück hast, trifft man jemanden, und der kennt den und den, und Du hörst was von einem Stoff und dann hast Du eine Möglichkeit zu arbeiten. Aber das kann man nicht planen. Und ich kann auch nicht an jede Tür kratzen und sagen: nehmt mich doch bitte. Das ist das furchtbarste überhaupt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.