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Management in nordamerikanischen Profiligen
Eine Frau allein unter Männern

Eine Frau als Managerin in einer der vier großen nordamerikanischen Profiligen - das ist immer noch eine absolute Ausnahme. Kim Ng hat sich bei den Miami Marlins durchgesetzt. Bis dahin war es kein leichter Weg.

Von Heiko Oldörp |
Miami-Marlins-Managerin Kim Ng
Miami-Marlins-Managerin Kim Ng (dpa/picture alliance/AP/Miami Marlins)
Die Liste der Gratulantinnen war lang und prominent, als Kim Ng ihren Vertrag bei den Miami Marlins unterschrieb. Auf eine Ex-First Lady, eine Tennislegende und eine ehemalige Präsidentschafts-Kandidatin war sie besonders stolz.

Vorher viele Absagen

Ng ist seit mehr als 30 Jahren in der Liga, arbeitete als Assistentin des Managers bei großen Vereinen wie den New York Yankees und den Los Angeles Dodgers. Sie hatte zahlreiche Interviews als es um die Besetzung des Manager-Postens ging - bekam jedoch stets eine Absage. Warum? Schwer zu sagen, meint Ng im TV-Sender NBC, aber vermutlich, weil sie eine Frau sei.
Dies ziehe sich durch alle vier großen nordamerikanischen Profiligen, sagt Nancy Lough im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Sie ist Professorin an der Universität von Nevada und spezialisiert auf Gleichberechtigung, sowie die Entwicklung von Frauen als Führungspersönlichkeiten im Sport. Das größte Problem, sagt Lough, sei die implizierte Voreingenommenheit.
"Wir brauchen mehr Bildung, um Leuten in Führungs- und Entscheidungs-Positionen zu helfen, herauszufinden, wie voreingenommen ihr Blick auf andere tatsächlich ist - und wie sie dies überwinden können. Es gibt viele, viele Minderheiten, darunter auch Frauen, die qualifiziert genug sind und eine faire Chance auf diese Stellen verdienen."

Kaum Hoffnung für NHL

Lough ist zuversichtlich, dass es in der NFL und der NBA bald eine Managerin geben werde. Vor allem die Basketball-Liga sei immer Vorreiter, wenn es um soziale Gerechtigkeit gehe. Deutlich weniger Hoffnung habe sie für die Eishockey-Liga NHL, denn die habe bislang Frauen kaum mit einbezogen.
Oft braucht es einen Vordenker, jemanden, der Türen öffnet. Im Fall von Kim Ng war es Derek Jeter. Als er 2017 seinen Job in Miami antrat, war er der erste schwarze Geschäftsführer der MLB. Jeter kannte Ng aus seiner Zeit als Profi bei den New York Yankees. Dort arbeitete sie als Manager-Assistentin - gewann mit dem Verein drei Meistertitel.

Als Frau unter besonderer Beobachtung

Als Miami sich entschied, den Manager-Posten neu zu besetzen, habe er als erstes Ng angerufen - und anschließend niemanden mehr, sagt Jeter.
Auch wenn die Marlins seit dem letzten Titelgewinn 2003 mehr Spiele verloren als gewonnen haben und es ein langer Weg zurück nach oben sein wird, ist sich Ng bewusst, dass sie als Frau unter besonderer Beobachtung steht.
Sie glaube nicht, dass es ein gescheiterter Versuch sei, falls Miami nicht Meister werde, sagt Ng. Aber sie müsse einen guten Job leisten - das wisse sie sehr wohl.