"Mein Lieblingsessen? So italienisch angehaucht, was mit Spaghetti oder Penne so zu tun hat und dann Gorgonzolasoße oder Basilikumsoße, das mag ich ganz gern, weil das so gut zum Rotwein passt."
Alle Arten von Nudeln essen nicht nur Erwachsene gern - auch Kinder lieben Spaghetti mit Tomatensauce oder Pizza.
Doch Hunderttausende werden krank, wenn sie Nudeln, Pizza, belegte Brötchen, Kuchen oder Brot essen – also Lebensmittel, die aus Getreide hergestellt sind. Sie leiden – oft ohne es zu wissen – an Zöliakie. Ausgelöst wird die Krankheit durch Gluten, ein Bestandteil im Getreide.
"Das Gluten sind sogenannte Klebereiweiße, die in verschiedenen Getreidesorten, also unter anderem Weizen, Roggen, Gerste und Hafer vorkommen, und die sorgen für gute Klebe- und Backeigenschaften in den Getreideprodukten und die können von den betroffenen Personen nicht verzehrt werden."
Sagt Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin bei der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn.
Manchmal reicht ein Bissen Brot oder Kuchen und schon krampft sich der Bauch zusammen. Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Übelkeit gehören zu den typischen Symptomen der Zöliakie. Die Erkrankung kann weitreichende Folgen haben, sagt Prof. Klaus-Peter Zimmer, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Gießen:
"Zöliakie ist eine Darmerkrankung, bei der aufgrund von einer Unverträglichkeit gegenüber Getreideprodukten eine entzündliche Erkrankung insbesondere des Dünndarms zustande kommt, bei der dann eine Durchfallerkrankung Unterernährung, Unterversorgung mit Nährstoffen eintreten kann, die in der Regel beginnt mit dem Abstillen und der Zufuhr von Getreideprodukten so im sechsten, achten Lebensmonat."
Voraussetzung für das Auftreten der Krankheit ist offenbar eine genetische Veranlagung. Denn in manchen Familien tritt die Zöliakie gehäuft auf. Etwa ein Viertel der Bevölkerung hat diese Veranlagung, doch nur ein kleiner Teil von ihnen wird krank, wenn er Brot isst. Etwa ein Prozent erkrankt wirklich. Es muss also neben der Veranlagung und dem Essen von Getreideprodukten noch ein dritter Faktor dazukommen, damit die Krankheit ausbricht:
"Den kennt man bis heute nicht genau. Man vermutet, dass beispielsweise Viren oder Candida, Pilze, die den Darm normal besiedeln. Und man stellt sich das so vor: Wenn zum Beispiel eine virale Darmerkrankung, die ja im Säuglingsalter, im Kleinkindalter gehäuft auftritt und da eine entzündliche Mediatorenproduktion stattfindet, dass unter so einer Situation dann, wenn Rotaviren, Candida, also Pilze, vorhanden sind, dass es dann zu einer auslösenden Entzündung überhaupt erst kommt."
Gelangt Gluten aus der Nahrung in den Magen und schließlich in den Dünndarm, dann ruft diese Substanz eine Immunreaktion hervor und die Darmschleimhaut entzündet sich. Die Darmzotten, die den Darm auskleiden, bilden sich zurück und so kann der Körper nicht mehr genug Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen.
"Den betroffenen Personen bleibt nichts anderes übrig, als sich konsequent lebenslang glutenfrei zu ernähren. Weil durch die immunologische Erkrankung des Darms passiert es einfach, sobald das Gluten, also dieses Klebereiweiss aus den entsprechenden Getreidesorten aufgenommen wird, sich sofort wieder eine Entzündung bildet."
Wenn die Erkrankung schon bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt, dann zeigen sich die typischen Symptome wie Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall. Bei den Kindern ist dadurch die normale körperliche Entwicklung gefährdet.
Heute ist klar, dass die Krankheit auch erst im Erwachsenenalter auftreten kann. Doch je später im Leben sie auftritt, desto vielfältiger sind die Symptome. Das ist der Grund, warum sie bei Erwachsenen oft lange unerkannt bleibt.
"Man weiß heute, dass die meisten der Zöliakie-Patienten eher nicht klassische Formen haben, entweder ganz geringe Symptome haben wie zum Beispiel Eisenmangel, für den man bisher noch keine Ursache gefunden hat. Oder auch bei Kindern zum Beispiel Kleinwuchs ist ein isoliertes Symptom. Aber es können auch Probleme außerhalb des Darmes entscheidend sein, beispielsweise die Leber, die Bauchspeicheldrüse, die Haut, das Zentralnervensystem in Form von Ataxie beispielsweise oder von Herzerkrankungen. Das sind sogenannte atypische Zöliakieformen, die durchaus eine große Relevanz haben, weil man in diesen Fällen durchaus versuchen sollte, mit einer glutenfreien Ernährung eine Verbesserung der Erkrankung zu erzielen."
Zöliakie zählt zu den zehn Krankheiten, die am häufigsten übersehen werden.
Überraschend ist das schon, denn die Zöliakie war bereits den alten Griechen bekannt. Der Name soll vom griechischen Wort für Bauch abgeleitet sein.
Lange starben mehr als die Hälfte der meist jungen Patienten. Bis ein holländischer Kinderarzt feststellte, dass es vielen Kindern mit Durchfall in der Zeit der Brotrationierung während des Zweiten Weltkrieges besser ging. Als die Amerikaner Brot verteilten, wurden diese Kinder wieder krank.
Heute kann man die Zöliakie besser diagnostizieren.
"Man hat in den letzten Jahren recht gute Bluttests entwickelt, mit denen man Antikörper gegen das Autoantigen dieser Erkrankung, die Transglutaminase, nachweist. Das heißt, man kann durch eine einfache Blutentnahme eine erste Untersuchung durchführen, ob an diese Erkrankung zu denken ist oder ob sie eben ausgeschlossen ist."
Wenn man sich glutenfrei ernährt und die Symptome verschwinden daraufhin, dann ist das ein Zeichen, dass es sich um eine Zöliakie handelt. Dann muss man Gluten weiterhin vermeiden.
"Es gibt spezielle Produkte im Handel, die man kaufen kann aus anderen Getreidesorten aus Quinoa, aus Amaranth, aus Hirse oder Reissnacks, Cracker, die gegessen werden können, das darf gegessen werden aber alle anderen Getreidesorten eben nicht. Was noch vermieden werden muss, sind die verarbeiteten Produkte also zum Beispiel Stärke, Weizenstärke, Weizenmehl, modifizierte Stärke, Weizenschrot, Weizenkleie, die Produkte dürfen alle nicht verzehrt werden."
Gerade in vielen Fertigprodukten verstecken sich glutenhaltige Zutaten, also etwa in Knödeln, paniertem Fisch oder Fleisch, in Müsliriegeln, Eiswaffeln, Salzstangen und Bier, in Puddingpulver, Tomatenketchup oder in Schokolade und sogar in der Wurst. Manchmal erscheint auch der Begriff "modifizierte Stärke" auf der Zutatenliste als Hinweis darauf, dass Gluten enthalten ist.
Inzwischen gibt es glutenfreie Produkte zu kaufen, die gekennzeichnet sind. Die haben so eine durchgestrichene Ähre auf dem Produkt kleben oder haften, das ist ein Anhaltspunkt, wer nicht sicher ist, achtet auf dieses Zeichen.
Mittlerweile hofft man, dass eine Zöliakie gemildert oder verhindert werden kann, wenn man kleinen Kindern kleine Mengen Getreidebrei zu essen gibt.
"Zur Prävention hat man bisher gesagt, bei Säuglingen sollte man möglichst bis zum Ende des 6. Lebensmonats stillen. Durch neuere Erkenntnisse gibt es Hinweise darauf, dass man gerade bei genetisch vorbelasteten Säuglingen gegebenenfalls durch Gabe von glutenhaltigem Getreide in kleinen Mengen zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat schon mal ein bisschen Gluten geben kann, um damit eventuell der Zöliakie vorzubeugen."
Alle Arten von Nudeln essen nicht nur Erwachsene gern - auch Kinder lieben Spaghetti mit Tomatensauce oder Pizza.
Doch Hunderttausende werden krank, wenn sie Nudeln, Pizza, belegte Brötchen, Kuchen oder Brot essen – also Lebensmittel, die aus Getreide hergestellt sind. Sie leiden – oft ohne es zu wissen – an Zöliakie. Ausgelöst wird die Krankheit durch Gluten, ein Bestandteil im Getreide.
"Das Gluten sind sogenannte Klebereiweiße, die in verschiedenen Getreidesorten, also unter anderem Weizen, Roggen, Gerste und Hafer vorkommen, und die sorgen für gute Klebe- und Backeigenschaften in den Getreideprodukten und die können von den betroffenen Personen nicht verzehrt werden."
Sagt Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin bei der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in Bonn.
Manchmal reicht ein Bissen Brot oder Kuchen und schon krampft sich der Bauch zusammen. Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Übelkeit gehören zu den typischen Symptomen der Zöliakie. Die Erkrankung kann weitreichende Folgen haben, sagt Prof. Klaus-Peter Zimmer, Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Gießen:
"Zöliakie ist eine Darmerkrankung, bei der aufgrund von einer Unverträglichkeit gegenüber Getreideprodukten eine entzündliche Erkrankung insbesondere des Dünndarms zustande kommt, bei der dann eine Durchfallerkrankung Unterernährung, Unterversorgung mit Nährstoffen eintreten kann, die in der Regel beginnt mit dem Abstillen und der Zufuhr von Getreideprodukten so im sechsten, achten Lebensmonat."
Voraussetzung für das Auftreten der Krankheit ist offenbar eine genetische Veranlagung. Denn in manchen Familien tritt die Zöliakie gehäuft auf. Etwa ein Viertel der Bevölkerung hat diese Veranlagung, doch nur ein kleiner Teil von ihnen wird krank, wenn er Brot isst. Etwa ein Prozent erkrankt wirklich. Es muss also neben der Veranlagung und dem Essen von Getreideprodukten noch ein dritter Faktor dazukommen, damit die Krankheit ausbricht:
"Den kennt man bis heute nicht genau. Man vermutet, dass beispielsweise Viren oder Candida, Pilze, die den Darm normal besiedeln. Und man stellt sich das so vor: Wenn zum Beispiel eine virale Darmerkrankung, die ja im Säuglingsalter, im Kleinkindalter gehäuft auftritt und da eine entzündliche Mediatorenproduktion stattfindet, dass unter so einer Situation dann, wenn Rotaviren, Candida, also Pilze, vorhanden sind, dass es dann zu einer auslösenden Entzündung überhaupt erst kommt."
Gelangt Gluten aus der Nahrung in den Magen und schließlich in den Dünndarm, dann ruft diese Substanz eine Immunreaktion hervor und die Darmschleimhaut entzündet sich. Die Darmzotten, die den Darm auskleiden, bilden sich zurück und so kann der Körper nicht mehr genug Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen.
"Den betroffenen Personen bleibt nichts anderes übrig, als sich konsequent lebenslang glutenfrei zu ernähren. Weil durch die immunologische Erkrankung des Darms passiert es einfach, sobald das Gluten, also dieses Klebereiweiss aus den entsprechenden Getreidesorten aufgenommen wird, sich sofort wieder eine Entzündung bildet."
Wenn die Erkrankung schon bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt, dann zeigen sich die typischen Symptome wie Übelkeit, Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall. Bei den Kindern ist dadurch die normale körperliche Entwicklung gefährdet.
Heute ist klar, dass die Krankheit auch erst im Erwachsenenalter auftreten kann. Doch je später im Leben sie auftritt, desto vielfältiger sind die Symptome. Das ist der Grund, warum sie bei Erwachsenen oft lange unerkannt bleibt.
"Man weiß heute, dass die meisten der Zöliakie-Patienten eher nicht klassische Formen haben, entweder ganz geringe Symptome haben wie zum Beispiel Eisenmangel, für den man bisher noch keine Ursache gefunden hat. Oder auch bei Kindern zum Beispiel Kleinwuchs ist ein isoliertes Symptom. Aber es können auch Probleme außerhalb des Darmes entscheidend sein, beispielsweise die Leber, die Bauchspeicheldrüse, die Haut, das Zentralnervensystem in Form von Ataxie beispielsweise oder von Herzerkrankungen. Das sind sogenannte atypische Zöliakieformen, die durchaus eine große Relevanz haben, weil man in diesen Fällen durchaus versuchen sollte, mit einer glutenfreien Ernährung eine Verbesserung der Erkrankung zu erzielen."
Zöliakie zählt zu den zehn Krankheiten, die am häufigsten übersehen werden.
Überraschend ist das schon, denn die Zöliakie war bereits den alten Griechen bekannt. Der Name soll vom griechischen Wort für Bauch abgeleitet sein.
Lange starben mehr als die Hälfte der meist jungen Patienten. Bis ein holländischer Kinderarzt feststellte, dass es vielen Kindern mit Durchfall in der Zeit der Brotrationierung während des Zweiten Weltkrieges besser ging. Als die Amerikaner Brot verteilten, wurden diese Kinder wieder krank.
Heute kann man die Zöliakie besser diagnostizieren.
"Man hat in den letzten Jahren recht gute Bluttests entwickelt, mit denen man Antikörper gegen das Autoantigen dieser Erkrankung, die Transglutaminase, nachweist. Das heißt, man kann durch eine einfache Blutentnahme eine erste Untersuchung durchführen, ob an diese Erkrankung zu denken ist oder ob sie eben ausgeschlossen ist."
Wenn man sich glutenfrei ernährt und die Symptome verschwinden daraufhin, dann ist das ein Zeichen, dass es sich um eine Zöliakie handelt. Dann muss man Gluten weiterhin vermeiden.
"Es gibt spezielle Produkte im Handel, die man kaufen kann aus anderen Getreidesorten aus Quinoa, aus Amaranth, aus Hirse oder Reissnacks, Cracker, die gegessen werden können, das darf gegessen werden aber alle anderen Getreidesorten eben nicht. Was noch vermieden werden muss, sind die verarbeiteten Produkte also zum Beispiel Stärke, Weizenstärke, Weizenmehl, modifizierte Stärke, Weizenschrot, Weizenkleie, die Produkte dürfen alle nicht verzehrt werden."
Gerade in vielen Fertigprodukten verstecken sich glutenhaltige Zutaten, also etwa in Knödeln, paniertem Fisch oder Fleisch, in Müsliriegeln, Eiswaffeln, Salzstangen und Bier, in Puddingpulver, Tomatenketchup oder in Schokolade und sogar in der Wurst. Manchmal erscheint auch der Begriff "modifizierte Stärke" auf der Zutatenliste als Hinweis darauf, dass Gluten enthalten ist.
Inzwischen gibt es glutenfreie Produkte zu kaufen, die gekennzeichnet sind. Die haben so eine durchgestrichene Ähre auf dem Produkt kleben oder haften, das ist ein Anhaltspunkt, wer nicht sicher ist, achtet auf dieses Zeichen.
Mittlerweile hofft man, dass eine Zöliakie gemildert oder verhindert werden kann, wenn man kleinen Kindern kleine Mengen Getreidebrei zu essen gibt.
"Zur Prävention hat man bisher gesagt, bei Säuglingen sollte man möglichst bis zum Ende des 6. Lebensmonats stillen. Durch neuere Erkenntnisse gibt es Hinweise darauf, dass man gerade bei genetisch vorbelasteten Säuglingen gegebenenfalls durch Gabe von glutenhaltigem Getreide in kleinen Mengen zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat schon mal ein bisschen Gluten geben kann, um damit eventuell der Zöliakie vorzubeugen."