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Manfred Osten über das Glück bei Goethe
"Wer sich übereilt, ist glücksunfähig"

"Wir begreifen Bildung heute als beschleunigten Erwerb von Zukunftskompetenz", kritisiert der Kulturhistoriker Manfred Osten im Dlf. Man würde sich heute bereits als Historiker verstehen, wenn man die Tageszeitung von gestern gelesen habe. Goethe habe bereits vor 200 Jahren vor solchen Entwicklungen gewarnt.

Manfred Osten im Gespräch mit Michael Köhler |
    Eine Büste des Dichters Johann Wolfgang von Goethe
    Eine Büste des Dichters Johann Wolfgang von Goethe (dpa / picture alliance / Uwe Zucchi)
    In der beschleunigten Kommunikation nach der industriellen Revolution habe Johann Wolfgang von Goethe ein ungeheures Problem gesehen, sagte der Publizist und Kulturhistoriker Manfred Osten. Bereits 1825 habe Goethe gesagt: "Haben wir doch schon Zeitungen für alle Tageszeiten - und so wird alles, was einer denkt und tut ins Öffentliche geschleppt und keiner darf sich mehr freuen oder leiden als zum Zeitvertreib der anderen." Osten kritisiert, dass heute kaum noch geschichtliche Bezüge hergestellt und die Menschen so zu "gedächtnislosen Legionären des Augenblicks" würden.
    Goethe und der Islam
    Goethe habe auch immer darauf gedrängt, dass der Westen sich mehr mit dem Islam beschäftigen solle. Seine Orientreise habe er unternommen, um zu zeigen, welche Probleme - aber auch welche großen Vorzüge es dort gibt, sagte Osten. Das Interesse am Islam sei auch Kern der Freundschaft zwischen Alexander von Humboldt und Goethe gewesen. Humboldt habe geschrieben: "Die Araber verscheuchen die Barbarei in Europa". Damals sei das große Gedächtnis noch da gewesen und das Bewusstsein dafür, dass wir in Europa viele wissenschaftliche Errungenschaften der arabischen Welt verdanken.