"Alita" beginnt als Dystopie. Die Menschen leben auf einem riesigen Schrottplatz. Ido ist einer der vielen Schrottsammler. Er wird einen zerbeulten Kopf finden, aus dem ein paar Drähte ragen - ein historischer Menschenkopf, wie sich herausstellt. Ido bastelt einen Kampfkörper darum und der weiblicher Cyborg Alita ist geboren.
Als der Manga Mitte der 90er-Jahre zum ersten Mal in Deutschland erschien, war das eine kleine Sensation, meint Kai Steffen Schwarz, der Programmleiter Manga beim Carlsen Verlag.
"Plötzlich waren das Stoffe für Erwachsene, plötzlich war das mit Action verbunden, mit Zerstörung, bildgewaltigen Szenen, die man sonst in der Form noch nicht gesehen hatte."
Der Leser fliegt mit den Figuren
Tatsächlich zeigt "Alita" eine Rasanz, die im westlichen Comic bis dahin unbekannt war. In den Asterix-Bänden sah man vielleicht mal einen Römer durchs Bild fliegen. Bei "Alita" dagegen fliegen die Leser mit den kämpfenden Figuren durch die Luft. Hintergrundbilder rauschen vorbei. Ido ist nicht nur Schrottsammler, sondern ein Kopfgeldjäger und sein Cyborg Alita eifert ihm nach.
Doch dann gerät sie in einen Konflikt, die Geschichte nimmt auch inhaltlich Fahrt auf. Sie verliebt sich in Yugo, der den Schrottplatz verlassen und in die vermeintlich friedliche Himmelsstadt Zalem ziehen will. Doch er selbst klaut anderen Cyborgs die wertvolle Wirbelsäule, um seinen Traum zu verwirklichen. Alita müsste den Organ-Dieb eigentlich zur Strecke bringen. Das ist nur der Anfang. Alita wird Sportfahrerin beim Kampfsport Motorball, später wird sie gegen Rebellen kämpfen. Typisch für Manga:
"Manga is about characters"
"Die Figuren entwickeln sich. Die Figur kann am Anfang der Geschichte jung sein und am Ende alt oder sterben. Ich glaube Kazuo Koike hat das mal gesagt: Manga ist nicht ein Zeichenstil, sondern "Manga is about characters" - also wie man eine Figur entwickelt - und dass alles das, was eine Figur tut innerhalb der Geschichte, für den Fortgang eine Konsequenz hat."
Heute sind solche Charakterentwicklungen in Fernsehserien üblich. Doch als Yukito Kishiro Anfang der 90er-Jahre "Alita" erfand, da wurden Fernsehserien wie Miami Vice gedreht, in denen die immer gleichen Typen immer neue Konflikte lösen. Bei "Alita" gehen die Handlungsstränge dagegen über die gesamte, knapp 2000 Seiten lange Geschichte, und die Figuren wachsen an ihren Aufgaben.
Komplex erzählte Geschichten
In den 90er-Jahren waren dermaßen komplex erzählte Geschichten außergewöhnlich und neben der rasanten Bildsprache ein Grund, warum Manga auf der ganzen Welt erfolgreich wurden. Ein weiterer Grund:
"Im klassischen westlichen Comic müsste ich jetzt auch wirklich überlegen, welche weibliche Figur es da gegeben hätte, die so eine Power ausgestrahlt hat."
Alita ist nicht nur stark, sondern wächst ziemlich schnell über ihren Mechaniker und Mentor Ido hinaus und macht ihr eigenes Ding. Nun hat sich die amerikanische Filmindustrie den Stoff vorgenommen, wo in Actionfilmen bis heute vor allem Männer die Helden sind. Allerdings wirkt Alita im Trailer deutlich hilfsbedürftiger als im Manga. Auch die riesigen Augen entsprechen nicht der Vorlage von Yukito Kishiro, sondern dem Manga-Klischee.
"Weil diese übergroßen Augen von Alita - da bin ich mir nicht sicher, ob die auf dem richtigen Weg sind."
Carlsen-Manga-Chef Kai Steffen Schwarz ist trotzdem neugierig auf den Film: "Was man von Rodriguez ja kennt ist, dass er auch wirklich versucht, Posen aus den Comicvorlagen genau einzufangen."
Yukito Kishiro: "Battle Angel Alita" - Perfect Edition 1-4 im Schuber mit Extra
Berlin 2018: Carlsen Verlag, 1936 Seiten, 89,99 Euro
Der Film von Robert Rodriguez soll im Dezember 2018 in die Kinos kommen.
Berlin 2018: Carlsen Verlag, 1936 Seiten, 89,99 Euro
Der Film von Robert Rodriguez soll im Dezember 2018 in die Kinos kommen.