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Mangel an Kitaplätzen
Kita-Demo in Berlin

Die Suche nach einem Kitaplatz kann in Berlin Jahre dauern. Der deutschlandweit gültige Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz wird kaum umgesetzt, die Lebens- und Berufsplanung der Eltern leidet darunter. Berliner Eltern wollen nun dagegen demonstrieren.

Von Anja Nehls |
    Mütter und Väter demonstrieren mit ihren Kindern in Leipzig gegen den Kita-Mangel.
    Mütter und Väter demonstrieren mit ihren Kindern gegen den Kita-Mangel (picture alliance / Hendrik Schmidt / dpa-Zentralbild)
    Auf einer Krabbeldecke in einer Wohnung in Berlin Friedrichshain schläft der kleine Carl – 8 Monate alt. Seine Mutter Christine Kroke sitzt am Schreibtisch und kämpft sich durch Computertabellen, E-Mails und Anmeldebögen. Seit Carls Geburt sucht sie für ihn einen Kitaplatz. Bei mehr als 100 Kitas in der näheren und weiteren Umgebung hat sie sich bereits beworben:
    "Ich wurde da schon vertröstet mit Mails, wo drinstand, ja wir sind bis Ende 2019 belegt, wir sind bis 2020 belegt. Ich habe eine mail bekommen von einer Kindergartenkette, wo drinstand, ja bis 2020 können wir keinen Platz anbieten, derzeit warten 700 Kinder auf einen Platz bei uns und es werden zunächst auch erstmal die Geschwisterkinder berücksichtigt."
    300 Euro Vermittlungsgebühr
    Kein Einzelfall in Berlin. Derzeit fehlen ca. 2500 Kitaplätze in der Stadt, obwohl es seit 2013 eigentlich einen Rechtsanspruch darauf gibt. Um doch nicht unter Umständen Jahre warten zu müssen, lassen sich Berliner Eltern einiges einfallen, erzählt diese junge Mutter:
    "Alle suchen und sind ein bisschen verzweifelt und diejenigen, die einen gefunden haben haben dann vielleicht einen Kuchen gebacken oder haben die Bereitschaft signalisiert, in den Förderkreis einzusteigen. Also so verzweifelt sind wir Eltern jetzt schon. Wenn man bei ebay Kleinanzeigen guckt, ich habe gesehen 1.000 Euro Prämie wenn jemand einen Kitaplatz findet für eine Familie. Es gibt Agenturen, die damit jetzt Profit machen – 300 Euro Vermittlungsgebühr. Und das macht mich auch wütend, dass jetzt noch Leute da sind, die Kapital aus dieser Situation schlagen wollen."
    Unternehmen wie Zalando oder Daimler Benz haben inzwischen mit bestimmten Kitas Kooperationen abgeschlossen. Ein festes Kontingent der Plätze wird dann vorrangig an Mitarbeiterkinder dieser Unternehmen vergeben. Das wiederum ärgert die anderen Eltern. Über ein Dutzend haben für ihr Recht auf einen Kitaplatz inzwischen geklagt. Für Christine Kroke wäre das nur eine Notlösung:
    "Das ist aber eine kurzfristige Lösung und geht nicht an den Kern des Problems, weil es wird zur Folge haben, dass die Kitas überlastet sind. Das heißt, da werden jetzt noch mehr Kinder auf die gleichen Erzieher gesteckt, die Quote ist dementsprechend schlecht."
    Akuter Fachkräftemangel
    Denn der Mangel an Kitaplätzen ist unter anderem auf den Mangel an Erziehern zurückzuführen. Der Beruf gilt als unattraktiv und schlecht bezahlt. Zudem ist die Nachfrage nach Betreuung durch Zuzug und Geburtenboom gestiegen. In Berlin sind außerdem ab August dieses Jahres die Kitas für die Eltern komplett kostenfrei. Die Höhe der Beiträge variieren zwar je nach Bundesland, Kommune und Träger, aber auch bundesweit fehlen 300.000 Kitaplätze, sagt die neue Bundesfamilienministerin und ehemalige Berliner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey:
    "Der Versorgungsgrad deckt nicht annährend den Bedarf. Wir haben einen akuten Fachkräftemangel und wir haben auch in Berlin Plätze, die leer stehen, weil nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher da sind. Und darum müssen wir uns erstmal kümmern, dass wir sagen, wir brauchen ausreichend Plätze, wir brauchen eine gute Qualität in der Kita und wir brauchen vor allem das Personal, das das macht."
    Und genau dafür wollen tausende Berliner Eltern am Sonnabend in der Hauptstadt auf die Straße gehen.