Auch die USA fordern inzwischen, Patente für Corona-Impfstoffe zeitweise freizugeben. Die Aufhebung der Patente, soll die Verfügbarkeiten von Impfstoffen erhöhen, doch einige Industrieländer wehren sich dagegen. Aus Sicht des Rechtswissenschaftlers Reto Hilty würde die Aussetzung der Patente im Kampf um mehr Impfstoff ohnehin wenig bringen. Die meisten Produktionsstätten, die in der Lage seien, Impfstoffe herzustellen, produzierten bereits. Die Produktion sei weltweit zudem nah an der Grenze dessen, was durch Verfügbarkeiten von Vorprodukten wie zum Beispiel Impfstoffgläschen überhaupt möglich sei, argumentierte Hilty im Deutschlandfunk.
Ein Aussetzen der Patente sei zudem für potenzielle weitere Hersteller auch keine ausreichende Voraussetzung, um mit der Produktion zu beginnen. Es brauche dazu sowohl die passenden Anlagen als auch das Personal – und das Know-how zur Herstellung des spezifischen Impfstoffs. "Das kann man aus dem Patentrecht nicht herauslesen", sagte Hilty. Sinnvoller sei es daher, Lizenzen zur Produktion zu vergeben und dabei auch das Wissen zum Produktionsprozess zu teilen. Die Vergabe von Lizenzen finde bereits in großem Umfang statt.
Statt Patente freizugeben, sollten Länder, die gut mit Impfstoff versorgt sind, diese teilen. "Europa hat so viel Impfstoff bestellt, wie es gar nicht verimpfen kann", sagte Hilty. "Deswegen ist der effizienteste Weg, dass die westliche Welt diese Impfstoffe tatsächlich erwirbt und in diesen Ländern zur Verfügung stellt."