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Manipulation beim ADAC
Autokonzerne wollen Preise zurückgeben

Der ADAC scheint endgültig sein angeschlagenes Image ramponiert zu haben. Nach Zeitungsberichten gab es auch bei der Platzierung des Lieblingsautos der Deutschen Manipulationen. Jetzt zeichnet sich ab, dass sich die großen Gewinner der ADAC-Preise zurückziehen.

Von Michael Watzke |
    Eine Kamera steht bei der Preisverleihung des ADAC vor einem Logo mit dem "Gelben Engel".
    BMW möchte die Auszeichnungen des "Gelben Engel 2014" zurückgeben. (dpa / picture-alliance / Tobias Hase)
    Ein Interview will BMW derzeit nicht geben. Stattdessen verweist eine Sprecherin des Münchner Autobauers knapp auf ein knappes Presse-Statement. Dort steht, Zitat:
    "Für uns als BMW Group ist es wichtig, dass Auszeichnungen und Preise unabhängig und transparent ermittelt werden – ansonsten sind sie wertlos und nicht glaubwürdig. Sollte der Bericht der Süddeutschen Zeitung den Tatsachen entsprechen, würden wir die Auszeichnungen des 'Gelben Engel 2014', wie auch sämtliche Gelbe-Engel-Auszeichnungen der vergangenen Jahre zurückgeben."
    Fast wortgleich klingen die Presse-Statements von Volkswagen, Audi und Mercedes. Tatsächlich haben sich die drei Großen deutschen Luxus-Auto-Hersteller untereinander abgestimmt.
    Sie hatten in der Vergangenheit fast alle Preise beim Gelben Engel abgeräumt. Bei der Auszeichnung „Auto des Jahres“ etwa gingen in den letzten zehn Jahren 25 von 30 Preisen entweder an Mercedes, BMW, Volkswagen oder Audi. Die restlichen 5 Preise erhielten Opel und Ford. Autohersteller aus Japan oder Korea wurden null mal berücksichtigt. Obwohl deren Verkaufszahlen durchaus an die deutscher Marken heranreichen.
    Zufall? Oder steckt System dahinter?
    Die deutschen Autofirmen geben sich derzeit jedenfalls alle Mühe, die Schuld am Betrugs-Skandal allein dem ADAC zuzuweisen.
    Dessen gelbes Zentralgebäude im Süden von München wirkt derzeit wie eine Trutzburg.
    "Wir geben bis auf weiteres weder Interviews noch Presse-Statements", lässt eine Mitarbeiterin der Öffentlichkeits-Abteilung wissen. Stattdessen verweist sie auf die Homepage des Automobil-Clubs.
    Dort verkündet der ADAC zehn Sofortmaßnahmen, die das Präsidium und der Verwaltungsrat des Clubs beschlossen hätten.
    Dazu zählt, dass der ADAC die Rechtsanwaltskanzlei Freshfields beauftragt habe, sämtliche Compliance-Regeln des ADAC zu überprüfen und ein erweitertes System zu entwickeln, mit dem Fehlverhalten und Missmanagement im Club in Zukunft aufspüren und bestrafen könne. Deshalb solle auch ein sogenannter Chief Compliance Officer benannt werden. Wer das sein könnte, lässt der ADAC bisher offen. Das Vorgehen erinnert an die Krisenstrategie des Siemens-Konzern, der vor fünf Jahren mit den Folgen eines gewaltigen Schmiergeld-Skandal kämpfte und den Ex-Finanzminister Theo Waigl als COO benannte.