"Schön, hier beim Hausherrn zu Gast zu sein hier auf der schönen Messe. Wir haben auch schöne Botschaften. Es geht heute bei VW, das können wir unbescheiden sagen, beispiellose Erfolgsgeschichten."
So optimistisch klang Peter Thul, der Kommunikationschef der Marke Volkswagen, noch vor knapp einer Woche, als er den versammelten Journalisten aus aller Welt die Messeneuheiten präsentierte.
Keine Stellungnahme
Heute war von VW keine Stellungnahme zu bekommen. Inzwischen, so viel ist heute auch klar, dürfte diese IAA für Volkswagen nicht mehr zum Erfolg werden. Die Manipulationen bei den Abgasmessungen von Dieselfahrzeugen der Modelle Jetta, Golf, Beetle und Passat dürften den Konzern noch länger beschäftigen. Überprüft wurde in den USA bisher nur der 2,0-Liter-Dieselmotor. Bei dem hat die amerikanische Umweltbehörde festgestellt, dass eine Software eingesetzt wurde. Dieses Programm aktivierte das Abgaskontrollsystem bei offiziellen Emissionstests.
Im normalen Betrieb jedoch wurde dieses Kontrollsystem ausgeschaltet, sodass die Luftverschmutzung dann 40 mal höher war als offiziell angegeben. Die Messebesucher auf dem Volkswagen-Stand heute in der Messehalle 3 der IAA reagieren aber verhalten resigniert auf diese Erkenntnisse:
"Das Ganze ist typisch Autoindustrie, da wird ja schon jahrzehntelang gemogelt. Das ist ja nichts Neues. – Ich finde das erschreckend, weil durch die Elektronik sind die Eingriffe ja überall möglich, und das wird ja nicht der letzte Hersteller sein, der sowas macht. – Da ist auch meiner Meinung nach der Gesetzgeber gefordert, weil die Ermittlung der Abgaswerte ja eben nicht den normalen Fahrbetrieb widerspiegelt, und insofern ist natürlich schon darin die Keimzelle für Manipulationen gelegt."
Verkaufsstopp für einige Dieselmodelle
VW hat zwar inzwischen einen Verkaufsstopp für einige Dieselmodelle in den USA verhängt. Doch das Unternehmen hat den amerikanischen Behörden gegenüber offenbar die Manipulationen lange abgestritten und weitergetrickst. Dabei hatten auch in Europa schon Messungen unabhängiger Institute eine starke Abweichung vom Grenzwert festgestellt, sagte Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe heute im Deutschlandradio Kultur:
"Wir lassen eigene Messungen machen, aber wir nehmen natürlich auch Kenntnis von seriösen Messungen Dritter, wie zum Beispiel dem International Council for Clean Transportation, und die haben eigentlich das große Verdienst, im letzten Jahr eine erste umfassende Messung im letzten Jahr durchgeführt zu haben, und die haben dabei festgestellt, dass Euro-6-Dieselfahrzeuge, insbesondere von deutschen Herstellern im Durchschnitt um 700 Prozent und in der Spitze um 2.500 Prozent, also um das 25-fache, die Grenzwerte nicht einhalten."
Und das betrifft nicht nur Volkswagen. Auch bei anderen Herstellern wird offenbar genauso getrickst. Das sollte tatsächlich den Gesetzgeber animieren, nun die europäischen Richtlinien ebenfalls zu verschärfen.