Die Opel-Zentrale im hessischen Rüsselsheim wehrt sich gegen den Vorwurf der Diesel-Abgas-Manipulation beim Opel Zafira, den die Deutsche Umwelthilfe erhebt. Die Umwelt-Organisation mit Sitz am Bodensee hatte die Abgasprüfstelle der Fachhochschule Bern damit beauftragt, die Stickoxid-Emissionen eines Diesel-getriebenen Opel Zafira zu messen. Dabei wurden in bestimmten Fahrsituationen bis zu 17-fach höhere Emissionen gemessen als zulässig.
Opel setzt dem Gutachten der Schweizer nun aktuelle Testergebnisse entgegen, an deren Zustandekommen der TÜV Hessen beteiligt war. In einer schriftlichen Stellungnahme des Konzerns heißt es:
"Opel hat im Beisein des TÜV Hessen einen Zafira mit 1,6-Liter-Dieselmotor einer Abgasmessung auf einem Vier-Rollen-Prüfstand unterzogen, bei welcher die Hinterräder betrieben werden. Hierbei wurden gesetzeskonforme Abgaswerte erzielt. Opel sieht damit seine Position bestätigt und weist die Behauptungen der Deutschen Umwelthilfe nochmals scharf zurück. Die Anschuldigungen sind eindeutig falsch und unbegründet."
Doch die Deutsche Umwelthilfe bleibt bei ihren Vorwürfen - auch dem, dass Opel möglicherweise genau wie VW spezielle Software eingesetzt habe, um den Dieselabgas-Ausstoß bei Emissions-Tests auf dem Prüfstand zu manipulieren.
Es gäbe "klare Indizien" für ein vorsätzliches Handeln, bekräftigte Umwelthilfe-Geschäftsführer Jürgen Resch auf Nachfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am Wochenende noch einmal. Auch dagegen wehrt sich Opel schriftlich:
"Für alle unsere Autos gilt nach wie vor und ohne Einschränkung: Von GM entwickelte Software hat keine Features, die feststellen, ob das Fahrzeug einem Emissionstest unterzogen wird."
Schon am kommenden Mittwoch könnte die EU-Kommission allerdings beschließen, dass Emissionstests auf dem Prüfstand nicht mehr ausreichen werden, wie sie von Opel und dem TÜV Hessen jetzt noch einmal durchgeführt wurden, um die Manipulations-Vorwürfe der Deutschen Umwelthilfe zu entkräften.
Dieselmodelle von Opel im Fokus des Verkehrsministeriums
Brüssel plant, künftig in der gesamten EU sogenannte "Real Driving Emissions" einzuführen. Dass bedeutet, ein Testauto soll statt auf dem Prüfstand künftig "im Freien auf tatsächlichen Straßen getestet werden und nach Zufallsprinzip beschleunigt und abgebremst werden", so die EU-Kommission. Manipulationen durch Computerprogramme für Prüfstand-Tests wären damit künftig ausgeschlossen.
Im Streit zwischen Opel und der Deutschen Umwelt-Hilfe um den Diesel-Zafira richten sich die Blicke nun insbesondere auf das Bundesverkehrsministerium in Berlin. Denn das testet zur Zeit Diesel-Autos verschiedener Autohersteller – darunter auch Opel-Modelle wie den von der Umwelthilfe beanstandeten Zafira.
Getestet werde aktuell eine zweistellige Anzahl von Dieselmodellen, so Martin Susteck, Sprecher des Verkehrsministeriums im Westdeutschen Rundfunk:
"Dabei handelt es sich um nationale wie internationale Volumenhersteller. Sie können davon ausgehen, dass Opel ein solcher Volumenhersteller ist. Die Nachprüfungen laufen, sind noch nicht abgeschlossen und wir werden die Ergebnisse vorlegen, sobald wir sie haben."
Wie auch immer diese weiteren Tests für Opel ausfallen werden: In Opel-Betriebsratskreisen in Rüsselsheim gibt es laut "Frankfurter Rundschau" von heute bereits Angst vor massivem Stellenabbau.
Denn Opel ist Tochter des US-Konzerns General Motors. Und in den USA ist die Skepsis gegenüber Dieselmotoren seit Beginn des "VW-Dieselgate" enorm gewachsen. Das gilt wohl auch für die Konzernzentrale von General Motors in Detroit, befürchtet man in Rüsselsheim.