Anfang des Jahres zogen die ersten Mieter auf Franklin ein, nur wenig später gründete sich die Managementgesellschaft "Franklin mobil". Über eine App bietet sie für 39 Euro im Monat abgasfreie Fortbewegung an: unter anderem 16 Stunden monatliche E-Auto-Nutzung, demnächst auch ein autonom fahrendes Elektroshuttle im Viertel. Derzeit hält die Straßenbahn noch am Eingang der entstehenden Siedlung für 10.000 Menschen, später soll die Endhaltestelle mitten im Zentrum liegen. Eduard Franke hat soeben ein weißes Elektroauto aus der Tiefgarage unter seinen Wohnblock gefahren. Über die Franklin-App bucht er den Fünfsitzer gelegentlich für Besorgungen.
"Die Möglichkeit gibt es seit drei Wochen, und seitdem nutze ich es halt. Ich find 's super, also ich hab es schon ein paarmal benutzt und ich denke, ich werde das auch zukünftig weiterhin nutzen und mein Auto abschaffen. Mir reicht ja dann hier, was zu Verfügung gestellt wird."
Die "Franklin Flat" beträgt 39 Euro
Im Endausbau 30 Elektroautos, bei Bedarf auch mehr. Für mehrtägige Reisen darf man die Quartiersfahrzeuge nicht nutzen. Seine Urlaube, weiß Franke, wird er künftig anders organisieren müssen.
"Aber die ganzen täglichen Fahrten, die man hat, die kann man mit dem Auto machen oder mit den Autos, die dann kommen werden."
Der Preis der "Franklin Flat" von 39 Euro entspricht dem für einen Parkplatz im Quartier. Die restlichen Unterhaltkosten fürs Auto spart sich Eduard Franke künftig, leiht er sich über das 16-Stunden-Kontingent hinaus eines aus, so ist das günstiger als das klassische Carsharing. Bei Problemen gibt es persönliche Hilfe aus der Mobilitätszentrale vor Ort. Den Parkraum hat die Stadt Mannheim verknappt - von üblicherweise zwei vorgeschriebenen Stellplätzen auf 0,8 pro Haushalt. Das war im Vorfeld mit den Bauinvestoren ausgehandelt worden.
Anders als die Solarstadt Freiburg mit ihrem autofreien Vorzeigeviertel Vauban für 5.000 Menschen ist Mannheim eine autoaffine Industriestadt. Mit Blick auf die doppelt so große Siedlung "Franklin" sagt Mannheims grüne Bürgermeisterin Felicitas Kubala:
"Wir haben in Mannheim derzeit einen Schlüssel, dass jeder Haushalt mindestens ein Auto hat, und das wird sich in diesem Viertel deutlich ändern, und dadurch eine bessere Aufenthaltsqualität für die Bürger entstehen, die da wohnen."
Mühsames Verhandeln über emissionsarme Fortbewegung
Eduard Franke, der Neu-Frankliner, der sein Auto demnächst abschafft, vollzieht diesen Schritt schon nach einer Schmalspurberatung in Sachen neuer Mobilität. Doch diese wird soeben zur detaillierten individuellen Effizienzberatung durch Mitarbeiter der Mobilitätszentrale im Viertel ausgebaut - für jeden, der den Umzug nutzen will, um seine Fortbewegung zu überdenken. Auf einem Gang durchs Viertel im Umbruch erläutert der Geschäftsführer von "Franklin mobil" die Leitfragen an die neuen Bewohner.
"Wie ist denn Ihre Mobilität bisher? Was glauben Sie denn, wie Sie sich zukünftig organisieren können? Und dann haben wir ein Programm entwickelt, in dem wir Wege ausrechnen und sagen, wenn du damit fährst, mit dem Auto, kostet dich das so viel im Monat, wenn du Fahrrad fährst, kostet dich das so viel im Monat an Zeit, an Geld. Und wenn du kombinierst ÖPNV mit der Franklin-Flat, dann kostet dich das das und das'."
In der "Franklin-Flat" inbegriffen sind auch zwölf Stunden E-Lastenrad im Jahr, präzisiert Oliver Leicht. "Auf dem Ausredenkatalog Punkt drei: 'Ich muss einkaufen", soll damit entkräftet werden. Außerdem nehmen Mitarbeiter der Mobilitätszentrale Pakete an, um den Lieferverkehr einzudämmen.
Insgesamt aber ist das Verhandeln über emissionsarme Fortbewegung mühsam, bilanziert der Stadtplaner. Einfacher bei jungen Leuten, die abgasfreien, lärmarmen Wohn- und Entfaltungsraum für die eigenen Kinder schätzen. Besonders schwierig bei denen, die einen steuerbegünstigten Dienstwagen gestellt bekommen, zu 80 Prozent einen Diesel. Wer emissionsfreie Mobilität politisch voranbringen will, fordert Oliver Leicht, muss das Dienstwagenprivileg kippen.