Archiv

Mannschaftssportarten in Europa
Mehr als nur Fußball

In Deutschland dominiert der Fußball ganz klar die Mannschaftssportarten. In Spanien, Island und Frankreich ist die Sportlandschaft etwas abwechslungsreicher, berichten unsere Korrespondenten.

Von Daniel Sulzmann, Jessica Sturmberg und Jürgen König |
    Rugby-Match zwischen Frankreich und Wales im Februar 2013.
    Rugby ist in Frankreich sehr populär: hier gegen Wales (in rot). (dpa / picture alliance / Yoan Valat )
    Spanien: lange Basketball-Tradition
    "Der" Mannschaftssport in Spanien ist meistens - Fußball. Aber nicht immer. Auf Platz zwei liegt Basketball. Dieser Sport hat in Spanien sogar eine ziemlich lange Tradition. Schon in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in Spanien Basketball gespielt. Und noch heute gibt es über 400.000 lizensierte Spieler. Darum war die Enttäuschung auch groß, als die Spanier 2014 im Viertelfinale gegen Frankreich bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land rausflogen.
    Dritte große Mannschaftssportart in Spanien ist Handball: 2013 wurden die Spanier Weltmeister. Und die Mannschaft, die für das Emirat Katar im vergangenen Jahr antrat und Vizeweltmeister wurde, war ebenfalls mit Spielern aus Spanien besetzt oder mit Spielern aus der spanischen Liga, inklusive des Trainers, der tatsächlich Spanier ist. Scheinbar schaffen es die Spanier in den populären Mannschaftssportarten Individualität und Teamgeist zu vereinen und das macht sie am Ende wohl so erfolgreich.
    Island: Silber im Handball
    Kleines Land, großer Sport. Fußball, Handball, Basketball, alle Herrenteams haben sich zuletzt für ihre jeweilige Europameisterschaft qualifiziert. Auch die Frauenteams sind oft dabei. Die größte Überraschung waren zuletzt die Fußballer, die sich erstmals für ein großes Turnier qualifiziert haben. Die EM in diesem Jahr in Frankreich. Mit Abstand das erfolgreichste Team sind die Handballer. 34 Teilnahmen bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und Olympischen Spielen. Sie brachten den bisher größten sportlichen Erfolg nach Hause: die Silbermedaille 2008 in Peking.
    Isländische Handball-Expertise ist inzwischen auch außerhalb des Landes gefragt: Bundestrainer Dagur Sigurdsson ist Isländer, ebenso Alfred Gislason beim THW Kiel. Auch die dänische Herren- sowie die norwegische Frauennationalmannschaft setzen auf isländische Trainer.
    Von den 330.000 Einwohnern im Land sind 126.000 Mitglieder beim Sport- und Olympiabund Islands ISI. Die Quote der aktiven, organisierten Sportler in der Bevölkerung ist damit höher als in Deutschland. Angeboten werden auf der Insel 46 verschiedene Sportarten, 25 davon olympische.
    Frankreich: Von Rad bis Rugby
    Jogginghosen tragen in französischen Städten nur die Touristen. Sportverrückt sind die Franzosen gleichwohl, und der Fußball spielt nur eine von vielen Hauptrollen. Mit Inbrunst kämpfen sich jahraus, jahrein auch ältere Herren noch mit ihren Fahrrädern den fast 2000 Meter hohen Mont Ventoux hinauf, in ergonomisch geschnittenen Thermoanzügen mit Werbung wie bei den Profis. Die Tour de France, die 24 Stunden von Le Mans, die French Open - Frankreich kennt viele Großereignisse des Sports – und die Stadien sind nicht nur beim Fußball voll, sondern auch - zum Beispiel - beim Rugby. Rugby ist Schulsport, 14 Profi-Mannschaften spielen in der "Ligue Nationale de Rugby", vor den Fernsehern der Bars und Bistrots sitzen dann beileibe nicht nur aufgeregte Männer.
    An allen Rugby-Weltmeisterschaften hat Frankreich teilgenommen, wurde dreimal Vizeweltmeister - einziger Haken an der Sache: Briten waren es, die den Sport nach Frankreich brachten - 1872. Im Handball gehört Frankreich zur Weltspitze, schon zweimal waren die Handball-Männer gleichzeitig Olympiasieger, Europa- und Weltmeister : keine andere Mannschaft hat das erreicht. Frankreich ist ein Land der Skifahrer, und auch das Segeln ist ein Nationalsport, und Kultstatus genießt, wer die "Vendée Globe" gewonnen hat: eine Non-Stop-Regatta für Einhandsegler rund um die Welt. Noch die Alten sind sportlich: spielen, mit zugekniffenen Augen und begleitet von endlosen Diskussionen über vermeintlich fragwürdige Spielsituationen: Boule oder Pétanque.