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ManU-Profi hilft Kindern
Marcus Rashford organisiert Schulspeisung im Alleingang

Seit dem ersten Lockdown kämpft ManU-Stürmer Marcus Rashford für Kinder, die auf kostenloses Schulessen angewiesen sind - und zwar auch in den Ferien. Im Sommer fruchtete seine Kampagne, jetzt will die Regierung nicht weiter zahlen. Rashford startete deshalb auf Twitter einen Hilferuf - mit Erfolg.

Von Christine Heuer |
Marcus Rashford von ManU
Marcus Rashford von ManU (picture alliance / EMPICS Sport)
Die Pandemie hat viele Eltern arbeitslos gemacht. Armen Familien geht das Geld fürs Essen aus. Marcus Rashford hat sich zum Anwalt ihrer Kinder gemacht. Nachdrücklich und ohne Unterlass fordert er die Regierung auf, ihnen zu helfen. Der Fußballer weiß, wovon er spricht. Er war selbst ein Kind, das Hunger litt. Weil seine Mutter ihn und seine vier Geschwister allein großziehen musste.
"Meine Mutter tat ihr Bestes. Sie kaufte bei Poundworld ein, wo alles unter einem Pfund kostete. Da haben wir für eine Woche sieben Joghurts bekommen, Du konntest jeden Tag einen essen. Es ist doch verrückt, dass das immer noch so ist. Wir haben 2020. Und ich denke einfach, das sollte nicht passieren."
Tories stimmen gegen weiteres kostenloses Schulessen
Im Juni hat Marcus Rashford deshalb einen offenen Brief an die Regierung geschrieben. Seine Forderung: Essens-Gutscheine für arme Kinder, damit sie auch in den Sommerferien ein Mittagessen umsonst bekommen. Im Sommer fruchtete Rashfords Kampagne. Die Regierung lenkte ein. In den Ferien wurden Essensgutscheine für 120 Millionen Pfund verteilt. Aber nochmal will sie das nicht machen. Als Marcus Rashford zu Herbst-Beginn eine zweite Hilfsrunde forderte, reagierte Downing Street schmallippig. Die Regierung sei nicht für alles verantwortlich, jedenfalls nicht dafür, Schüler regelmäßig während der Ferien mit Essen zu versorgen, ließ man wissen. Und im Parlament stimmten die Tories gegen kostenloses Schulessen während der Herbst-, Winter- und Osterferien. Ein Sturm der Entrüstung brach los. Auch Marcus Rashford war entsetzt.
Im Juli hatte ihm die Uni Manchester wegen seines Engagements die Ehrendoktorwürde verliehen. Im Oktober ernannte ihn die Queen zum Member of the British Empire, das ist die fünfthöchste Ehrenbekundung im Vereinigten Königreich. Rashford ist zum Helden geworden, nicht nur auf dem Fußballplatz, die Regierung zum Buhmann der Nation.
"Wie die reden, das ist so gefühllos. Ich mache weiter, bis wir Verbesserungen sehen für die Menschen, die sie jetzt brauchen."
Und dann machte Marcus Rashford ernst. Auf Twitter rief der Fußballer vor ein paar Tagen alle auf, zu helfen. Ganz konkret. Und sofort. Was er damit lostrat, ist bislang einzigartig in der britischen Geschichte. Restaurants, Supermärkte, Hilfsorganisationen, viele Städte und Gemeinden: Sie alle posteten Hilfszusagen.
Lob von Jürgen Klopp
Vom Tante Emma-Laden um die Ecke bis zu den großen Fast Food-Ketten wollen sie Essensgutscheine an bedürftige Schüler verteilen. Marcus Rashford hat jedes Angebot, das bei ihm einging, retweetet, im Minutentakt, einen ganzen Tag lang. Es habe ihn umgehauen, schrieb er am Abend auf seinem Kanal. Die Selbstlosigkeit, die Freundlichkeit, der Zusammenhalt, das sei das England, das er kenne, schrieb der Fußballer. Und dass er heute nicht stolzer sein könne, britisch zu sein. Seitdem feiern alle Marcus Rashford noch mehr als zuvor. Sogar die Fußball-Konkurrenz stimmt ein. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp: "Was Marcus da losgetreten hat, ist unglaublich. Dass die Verantwortlichen nicht ordentlich regieren und ein Junge aus einfachen Verhältnissen für sie handeln muss, ist zwar beschämend. Aber es ist auch toll, dass er das tut. Ich hoffe, seine Mutter ist stolz auf ihn. Ich kenne ihn nicht mal persönlich. Aber ich bin’s jedenfalls."