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Marathon, die fünfte:

Dienstag, 9. April - Wolfgang Potthast hat ihn schon hinter sich, den ersten Marathon seines Lebens. Vor zwei Wochen war es, im spanischen Barcelona:

Volker Mrasek |
    Dienstag, 9. April - Wolfgang Potthast hat ihn schon hinter sich, den ersten Marathon seines Lebens. Vor zwei Wochen war es, im spanischen Barcelona:

    Es tat natürlich weh. Gerade die letzte Dreiviertelstunde. Und man denkt eigentlich: Wenn ich jetzt etwas langsamer laufe, laufe ich rückwärts ...

    ... war aber gar nicht so! Im Gegenteil. Der 35jährige Kölner kam nach respektablen 3 Stunden und 40 Minuten ins Ziel ...

    ... was absolut o.k. ist. Da bin ich sehr mit zufrieden. Ich brauch’ auch noch Raum, um mich zu verbessern.

    Wie aber? Durch mehr Lauftraining? Oder auch durch gezieltes Technik-Training?

    Wie vielen anderen Marathon-Jüngern auch ging Potthast schon durch den Kopf, ob er nicht an seinem Laufstil feilen sollte. Warum also nicht ab ins Lauflabor, so wie es eines in Köln gibt, an der Deutschen Sporthochschule. Wo Potthast von Experten erfahren kann, ob er vielleicht auf falschem Fuße läuft. Und zwar von Gerd-Peter Brüggemann, Der ist Professor für Biomechanik ...

    Im Moment versuchen wir, das Laufband anzusteuern. Und das Laufband auf die richtige Geschwindigkeit zu bringen. Damit wir den Läufer hier auch in seiner normalen Marathon-Geschwindigkeit messen können.

    Normal für Wolfgang Potthast sind um die 3 Meter pro Sekunde. Wacker wickelt er sein Test-Pensum ab. Und weiß hinterher, dass er vielleicht ein Quäntchen zu kraftvoll läuft. Das könnte er, wenn er wollte, noch verbessern.

    Marathon-Neulingen wie ihm rät Brüggemann grundsätzlich zu einer Laufband-Diagnose, denn:

    Der Marathon kann am Laufstil scheitern .."

    Um das zu vermeiden, sollte man ein paar Grundsätze der Bewegungstechnik beherzigen und danach trainieren:

    "Der eine Punkt ist der Fußaufsatz. Wenn der Fußaufsatz mit sehr stark nach oben gezogener Fußspitze und einer völligen Kniestreckung erfolgt, ist er wenig effizient. Der zweite Punkt ist die Schwungbewegung des Schwungbeins, also des freien Beins. Ein extremes Anfersen oder ein extremer Kniehochhub bedarf natürlich großer mechanischer Energie, / um diese Bewegungen überhaupt zu realisieren.

    Also: Ja nicht extrem über die Ferse laufen! Und auch nicht die Oberschenkel in Sprinter-Manier bis in die Horizontale hochziehen! Das ist unökonomisch und verbraucht zu viel Energie! Marathon-Anwärter sollten sich angewöhnen, ihre Schrittlänge kurz zu halten. Dann setzt ihr Fuß automatisch flacher auf, und das Abrollen kostet nicht so viel Kraft ...

    ... und dann kommt natürlich die Rumpf- und Armbewegung dazu.

    Das Motto hier: Beide sollen die Beinarbeit unterstützen. Das bedeutet: Vermeide einen stark federnden Laufstil! Dann wippt die Hüfte auch nicht zu sehr auf und ab. Und in Sachen Arme: Rudere mit ihnen nicht wild herum! Lasse sie auch nicht gestreckt nach unten baumeln oder stark angewinkelt vor der Brust verkrampfen, sondern: Bewege die Arme auf Hüfthöhe im Rhythmus der Laufschritte:

    Mit/ kleinen Steinchen in der Hand erzielt man hier sehr, sehr große Effekte, dass einfach die Armbewegung locker ist. Durch sehr bewusstes Laufen. Durch sehr bewusstes koordinatives Training ist es möglich, hier Modifikationen vorzunehmen.

    Wie weit aber sollen solche Modifikationen gehen? Ist es vertretbar, wenn Marathon-Anwärtern empfohlen wird, sie sollten ihren Laufstil völlig ändern und vom Rückfuß-Läufer zum Vorfuß-Läufer werden? Das hieße, praktisch nur noch über den Ballen abzurollen, wie es Profis tun, statt mit der Ferse aufzusetzen, wie es fast alle Hobbyläufer von Natur aus halten?

    Biomechaniker Brüggemann hält solche Radikal-Konzepte nicht für zweckmäßig und empfiehlt lieber Laufstil-Korrekturen im kleinen. Auch Wolfgang Potthast hat so seine Zweifel, ...

    ... ob das sinnvoll ist, sich so umzustellen.

    Vorfuß, Mittelfuß, Rückfuß? Bei seiner Marathon-Premiere hat Potthast jedenfalls ganz andere Erfahrungen gemacht...

    Ich bin relativ früh schon auf’m Zahnfleisch gelaufen.

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