Freitag, 19. April 2024

Archiv

March For Our Lives
"Sie haben die Moral auf ihrer Seite"

Allein in Washington kamen beim "March For Our Lives" 800.000 Menschen zusammen, um schärfere Waffengesetze zu fordern. Die Wut dieser Menschen richtet sich gegen die Waffenlobby und die Politik. Das sei die Geburtsstunde einer neuen politischen Bewegung, sagt Washington-Korrespondent Thilo Kößler im Dlf.

Thilo Kößler im Korresondenten-Gespräch | 24.03.2018
    March for Our Lives - Washington|
    Hunderttausende Menschen sind allein in Washington beim "March for our Lives" auf die Straße gegangen (dpa / abaca / Olivier Douliery)
    Fast sechs Wochen nach dem Schulmassaker von Parkland im Bundesstaat Florida haben sich in den USA hunderttausende Menschen zu einem "March For Our Lives" (Marsch für unsere Leben) versammelt. Organisiert und angeführt wurde der Protest in der Hauptstadt Washington von Schülern der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, wo ein ehemaliger Mitschüler am Valentinstag 14 Jugendliche und drei Erwachsene erschossen hatte.
    "Die Schüler haben sich diese Veranstaltung nicht wegnehmen lassen", sagt Dlf-Washington-Korrspondent Thilo Kößler. Es seien ausschließlich Aktivisten gewesen, die diese Veranstaltung möglich gemacht hätten. Und sie fordern, dass sich endlich etwas ändert: Die Waffen müssen aus den Schulen verschwinden. "Das sei die Geburtsstunde einer neuen politischen Bewegung in den USA", sagt Thilo Kößler. Die so genannte "Never-again-Bewegung" sei angewachsen zur machtvollsten Graswurzel-Bewegung für eine Waffenreform, die das Land in den vergangenen zwei Jahrzehnten gesehen habe.
    Gegen die NRA, gegen die Korruption
    Die Botschaft der jungen Menschen richte sich nicht nur gegen laxe Waffengesetze und gegen den Einfluss der mächtigen Waffenlobby NRA (National Rifle Association), sondern auch gegen die grassierende Korruption im Land. "Sie richten ihren Appell gegen eine Politik, die sich in Ritualen ergeht. "Thoughts and Prayers" - diese Betroffenheitsrituale - reichten den Jugendlichen nicht mehr.
    Doch was genau macht die Stärke dieser Bewegung aus? "Sie haben die Moral auf ihrer Seite", sagt Dlf-Washington-Korrespondent. "Und sie haben Führungspersönlichkeiten wie Emma Gonzalez, David Hogg und Cameron Kasky. Das sind rhetorisch gewandte Personen, die sich auch über die Sozialen Netzwerke an eine große Öffentlichkeit wenden."
    Erstwähler-Reservoir bei den Zwischenwahlen
    Thilos Kößler ist sich sicher, dass sie das Zeug haben, diese Bewegung noch auszuweiten. "Wenn sie die afro-amerikanischen Jugendlichen und die Jugendlichen aus Lateinamerika erreichen, dann könnte daraus ein ziemlich breites Erstwähler-Reservoir werden, das bei den Zwischenwahlen im November durchaus das Potenzial hat, das Zünglein an der Waage zu sein."