Fast ein Jahr nach dem ersten March for Science werden sich morgen tausende von Wissenschaftlern in rund 150 Städten in den USA treffen, um zu zeigen, wie besorgt sie sind, dass die Wissenschaftsfeindlichkeit der Trump Regierung dem ganzen Land gefährlich wird. Wei Ji Ma, ein Psychologe an der New York Universität und Redner beim March for Science in Manhattan, bringt die Bedenken unter vielen Wissenschaftlern in den USA auf einen Punkt.
"Die jetzige US Regierung ist leider besonders wissenschaftsfeindlich, was man auch daran erkennt, dass der Leiter des Umweltschutzministeriums die wenigen Regeln, die wir haben, abschafft, um der fossilen Brennstoffbranche zu gefallen. Dagegen müssen sich Wissenschaftler laut und deutlich zu Wort melden."
Waffen sind ebenfalls Thema
Die Veranstalter betonen, der March sei unpolitisch, doch ein zweites großes Thema sind die Waffen: Nach dem Massaker an einer Schule in Florida mit 17 Toten kam es in ganz Amerika zu Demonstrationen. In einer gemeinsamen Bittschrift an den US Kongress kritisierte fast 70 wissenschaftliche Organisationen den Mangel an finanziellen Mitteln für die Forschung zur Bekämpfung der Waffengewalt, darunter der March for Science und die Amerikanische Akademie der Krankenpfleger. Sie forderten die Abschaffung zweier Gesetze, die die Forschung über Ursachen und Prävention von Waffengewalt, der im Schnitt täglich 100 Menschen in Amerika zum Opfer fallen, massiv einschränken. Der Psychologe Wei Ji Ma:
"Es gibt viele Möglichkeiten, um mehr Mittel für die Forschung vom US Kongress zu bekommen und es ist eine Schande, dass Forschung über die Folgen der Waffengewalt auf Druck der US Waffenlobby verboten wurde."
Wi Ji Ma kritisiert, dass es in der Politik zu wenig Ansprechpartner gebe, die wissenschaftliche Forschungsergebnisse als besonders förderungswürdig anerkennen und vertreten. Nur ein einziger Politiker im US Kongress ist aktuell ein promovierter Wissenschaftler – bis jetzt. Denn alleine 60 Forscher kandidieren neuerdings für die Kongresswahlen im November, während 200 Wissenschaftler sich laut 314 Action, einer gemeinnützigen Organisation, die Wissenschaftler in die Politik holen will, zur Wahl in den US Bundesstaaten gestellt haben. Das ist sehr ungewöhnlich, sagt Elodie Ghedin, Epidemiologie Professorin an der New York Universität – und Rednerin beim March for Science in Manhattan.
"Wissenschaftler in den USA gehen gewöhnlich nicht in die Politik. Aber auf einmal hat sich das drastisch geändert. Es ist doch viel besser, wenn außer den vielen Geschäftsleuten und Rechtsanwälten auch Wissenschaftler am politischen Prozess teilnehmen."
Hinzu kommt: Sie könnten an der Debatte über die Finanzierung des nächsten US Haushaltsentwurfes teilnehmen – eine wichtige Angelegenheit, obwohl der US Kongress den Rotstift im Gesundheitssektor und dem Umweltschutz im Haushaltsplan für dieses Jahr nicht so drastisch angesetzt hat, wie Präsident Trump verlangt hat. Das bestätigt Carol Shoshkes Reiss, Biologieprofessorin an der New York Universität und Mitveranstalterin des March for Science in New York.
"Der US Kongress hat dem US Gesundheitsministerium mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, als der Präsident ihm geben wollte. Der Haushaltsplan des Umweltministeriums blieb unverändert, aber der des US Zentrums für Krankheitsbekämpfung wurde gekürzt."
Nächste Veranstaltung schon in Planung
Die letzten Vorbereitungen für die Demonstrationen beim March for Science morgen laufen auf Hochtouren, doch einige der Organisatoren planen bereits die nächste Veranstaltung: Ein dreitägiges Treffen in Chicago im Juli. Auf dem Programm stehen Tipps für Forscher, die mit der Bevölkerung in Dialog treten wollen, um zu erklären, warum das, was sie tun, wichtig ist.