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Maren Kroymann wird 70
"Ich war der Blinde Fleck beim Feuilleton"

Provokant, unbequem, feministisch: Maren Kroymann war die erste Frau, die Anfang der 90er eine eigene Satireshow im öffentlich-rechtlichen Fernsehen hatte. Mit Themen wie Diskriminierung von Frauen war sie lange vor #MeToo der Zeit voraus - und eckte damit an. Zum 70. blickt sie entspannt zurück.

Maren Kroymann im Corsogespräch mit Juliane Reil |
Kabarettistin Maren Kroymann vor einem Treppengeländer
Neue Lebensstufen: In Maren Kroymanns Karriere ging es langsam, aber stetig nach oben (imago stock&people)
Maren Kroymann war die erste Frau im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die ihre eigene Satire-Sendung hatte. Das war Anfang der 90er-Jahre. Mit ihrem erstem Bühnenprogramm "Auf du und du mit dem Stöckelschuh" begann sie bereits 1982 einen ganz eigenen Stil zu etablieren, der klug, bissig und feministisch war. Dabei spielte sie auch gern mit dem Politisch-Inkorrekten.
Comedy zum Geburtstag
Außerdem war sie in Kino und Fernsehen zu erleben. Für Angelina Maccarones "Verfolgt" wurde sie 2007 mit dem Preis der deutschen Filmkritik ausgezeichnet. Zwei Grimme-Preise gab es für die Neuauflage ihrer Satire-Sendung "Kroymann". Seit 2000 ist sie mit ihrer Band stetig auf Tournee und singt.
Heute feiert sie ihren 70. Geburtstag und hat das auch offensiv in einer selbstironischen Geburtstagsausgabe ihrer Comedy-Sketch-Serie "Kroymann" zum Thema gemacht.
Wir haben noch länger mit Maren Kroymann gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
"Das gehört zu mir als Person dazu, dass ich offensiv zu meinem Alter stehe", sagte Kroymann im Corsogespräch. Es werde von einem immer erwartet, dass man jung und knackig sei. "Das habe ich von Angang an vermieden, diesem Anspruch gerecht zu werden." Älterwerden gehöre zum Leben dazu. "Es hat auch gute Seiten - ich genieße das gerade sehr."
"Frauenthemen sind Menschenthemen"
Zu ihren Anfängen als Komikern sagte Kroymann: "Damals wurde gesagt, Frauen haben keinen Humor, und ich war der Blinde Flecke bei allen Feuilletons. Sie haben es nicht begriffen - das waren damals auch durchgehend nur Männer in den Führunsgetagen." Bei einem Menstruationswitz sei gesagt worden, das sei Frauenkabarett. Heute, 25 Jahre später, hätten wir eine #MeToo-Debatte, eine Equal-Pay-Debatte, eine Pro-Quote-Debatte. "Da sieht man: Frauenthemen sind Menschenthemen - und es ist politisch." #MeToo sei ein Erfolg, dennnoch gebe es die rein rechtliche Argumentation nach der Maßgabe: straffrechtlich nicht relevant. "Das sind schon perverse Situationen."
Machen, was man denkt
Wichtig sei ihr als Kabarettistin die geistige Unabhängigkeit. Sie wolle sich nicht vor einen Karren spannen lassen. "Ich mache, was ich selber denke."
"Ich finde, dass wir schon ganz schön viel erreicht haben in sehr kurzer Zeit", sagte Kroymann mit Blick auf die Rechte der Lesben und Schwulen; sie bezeichnet sich selbst als "Aktivistin" für die Belange der Community. Der Fortschritt länge an einzelnen Menschen, die das Thema vorangetrieben hätten. "Wir haben Fakten geschaffen mit Gesetzen. Manchmal denke ich, die Gesellschaft ist noch nicht so weit, wie die Gesetze sind." Dennoch seien sie aber ein Rückenwind, weil sie das Bewusstsein veränderten.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.