Mariia Rodicheva war aus einen ganz bestimmten Grund am 24. Februar 2022 nach Berlin gekommen. "In Deutschland darf man mit 16 Bier kaufen. Ich wollte es nicht trinken, nur kaufen", sagte die Fechterin in Deutschlandfunk. Der 24. Februar war ihr 16. Geburtstag. Doch nach feiern war ihr nicht zumute. Denn der 24. Februar war auch der Tag, an dem Russland Rodichevas Heimat, die Ukraine, angegriffen hat. "Ich wollte keine Glückwünsche bekommen. In meinem Land gibt es Krieg. Es ist nicht mein Geburtstag. Es ist Krieg. Ich kann das nicht feiern. Ich verstehe, dass das nicht richtig ist, aber es ist mein Prinzip."
In die Ukraine ist Rodicheva nicht zurückgekehrt. Stattdessen lebt sie nun seit zwei Wochen in einem Sportinternat in Dormagen. Dort trainiert sie und dort geht sie zur Schule. "Es ist eine schöne Stadt, ich war total überrascht, dass in Deutschland in kleinen Städten alles neu und bequem ist. Ich mag es."
Das Leben im Sportinternat lenke sie auch von den schlimmen Nachrichten aus der Heimat ab. "Es gibt so coole Leute. Sie versuchen, mir zu helfen. Sie geben mir Kleidung, Schuhe, Sachen für die Schule. Ich war auch total überrascht, dass deutsche Leute und Kinder sehr nett zu mir sind. In den zwei Wochen habe ich nicht einmal geweint wegen des Kriegs, weil ich immer mit jemanden kommunizieren kann. Ich hab Schule, ich habe Training, ich bekomme gute Emotionen. Es ist sehr cool."
Nur wenige Nachrichten aus der Heimat
Aus der Ukraine bekommt sie nur ausgewählte Nachrichten. In den Gruppen in den sozialen Netzwerken melden sich ihre Freunde häufig mit eher sachlichen Nachrichten wie der Ankündigung eines Luftalarms. Und das hat einen Grund: "Weil sie wissen, dass die russische Regierung diese Informationen liest, weil unsere sozialen Netzwerke nicht sehr sicher sind. Deshalb versuchen wir, keine genauen Informationen zu geben."
Welche Rolle Sportidole im Krieg spielen
Vitali Klitschko in der Ukraine oder die russischen Eishockey-Mannschaften von Ska Neftyanik und Moscow Dynamo: Sport-Idole werden in Kriegen auch als Propagandamittel eingesetzt. Entweder für die Heroisierung oder in der Rolle des Antagonisten. Zu den aktuellen Bildern gibt es viele historische Parallelen.
Vitali Klitschko in der Ukraine oder die russischen Eishockey-Mannschaften von Ska Neftyanik und Moscow Dynamo: Sport-Idole werden in Kriegen auch als Propagandamittel eingesetzt. Entweder für die Heroisierung oder in der Rolle des Antagonisten. Zu den aktuellen Bildern gibt es viele historische Parallelen.
Der Krieg hat bei der 16-Jährigen für einen Perspektivwechsel gesorgt: "Es war immer mein Wunsch, in Deutschland zu leben. ich wollte immer hier studieren, arbeiten und trainieren. Aber jetzt verstehe ich, dass ich zurückkommen will. Ich will in meinem Haus in der Ukraine sein. Ich hatte alles, ich hatte mein Haus, ich hatte Training, ich hatte Freunde, Schule und mein größtes Problem war, einen Mathe-Test zu schreiben. Jetzt verstehe ich, dass es möglich ist, dass ich nicht zurückkommen werde."
"Für mich ist es, als sei es ein Traum"
Deshalb habe sie Hoffnung, dass der Krieg bald vorbei sein wird. "Für mich ist es, als sei es ein Traum. Dann werde ich aufstehen und alles ist okay. Ich bin in Kiew, ich muss jetzt zur Schule gehen und dann habe ich Training. Aber leider ist es eine andere Situation. Und ich hoffe, es wird nicht sehr lange dauern. Ich möchte zurückkommen und meine Heimat wieder aufbauen und in meinem Haus leben."
„Wenn jetzt die Leute nicht aufwachen, wüsste ich nicht, wann sonst“
In Deutschland gibt es in diesen Tagen viel Unterstützung für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Tausende Freiwillige helfen im ganzen Land, spenden oder fahren sogar selbst an die ukrainische Grenze. Auch im Sport hat sich jetzt ein Verein gegründet, der Menschen aus der Ukraine unterstützen will.
In Deutschland gibt es in diesen Tagen viel Unterstützung für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Tausende Freiwillige helfen im ganzen Land, spenden oder fahren sogar selbst an die ukrainische Grenze. Auch im Sport hat sich jetzt ein Verein gegründet, der Menschen aus der Ukraine unterstützen will.
Hoffnung mache ihr auch die breite Solidarität aus anderen Ländern. "Ich bin sehr happy, dass Leute aus anderen Ländern wie Polen, Deutschland oder Spanien so viel helfen. Ich verstehe, dass ich sehr viel Hilfe bekomme. Und ich bin sehr glücklich, dass ich gerade nicht in der Ukraine bin."