Birgid Becker: Zum Start der Sendung aber die Solarfirma Q-Cells, Teil der großen Insolvenzwelle, die seit dem Frühjahr über die Solarbranche hereinbricht. Für Q-Cells gibt es seit heute nicht mehr nur einen, sondern gleich zwei Kaufinteressenten. Beide stellen wir vor – zunächst Hanwha. Peter Kujath über den facettenreichen Konzern aus Südkorea.
Peter Kujath über den einen Interessenten an Q-Cells, der sich am Wochenende meldete mit dem Angebot, drei Viertel der gut 1500 Arbeitsplätze zu erhalten und rund 250 Millionen Euro zu zahlen – zum Teil als Barkaufpreis (etwa 39 Millionen sollen das sein), der Rest, der größere Rest, soll aus der Übernahme von Schulden bestehen. Seit heute aber gibt es einen zweiten Interessenten. Wie hoch dessen Angebot ist, weiß man offiziell noch nicht – nur, dass das Unternehmen einen amerikanischen Investor an seiner Seite hat. Diesmal ist es kein Bieter aus dem asiatischen Raum. Nein: Isofoton kommt aus Spanien und Daniel Sulzmann stellt das Unternehmen vor. Zwei Interessenten also für Q-Cells.
Mitgehört hat Peter Frey, der Geschäftsführer des Branchenverbandes Solarvalley, der die Interessen der gebeutelten Solarfirmen in Ost- und Mitteldeutschland vertritt. Guten Tag, Herr Frey.
Peter Frey: Guten Abend.
Becker: Ist das nun besser für Q-Cells, zwei Interessenten zu haben statt einen?
Frey: Also zunächst mal ist es ein Zeichen, dass die Solarbranche als Zukunftsbranche auch Investoren außerhalb Chinas interessiert. Das werten wir sehr positiv. Und zweitens: Wenn Investoren auf Einkaufstour sind, dann kommen sie offensichtlich an Mitteldeutschland nicht vorbei. Das ist zunächst mal die Grundbefindlichkeit, denn offensichtlich verhandeln sie mit einem Technologieführer wie Q-Cells.
Becker: Dann geben Sie den Spaniern den Vorzug?
Frey: Das wäre im Detail zu prüfen. Zunächst mal, denke ich, wird ein lang anhaltendes Engagement ausschlaggebend sein müssen, Punkt eins, und Punkt zwei wäre natürlich die Sicherung der Arbeitsplätze am Produktionsstandort Deutschland. Es sollte uns gelingen, sowohl Produktion als auch Forschung als auch Zulieferung an Technologie, sprich Maschinenbau, hier am Standort zu halten. Ich werte beide Engagements eigentlich als Hinweis, dass nun der Markt wieder sich dem zuwendet, wo die Zukunftsperspektive liegt, nämlich Technologien für die Zukunft zu entwickeln, und damit sind Technologieführer gefragt und dazu zählt ohne Weiteres Q-Cells.
Becker: Nun steht ja der Interessent Hanwha in einer gewissen Tradition – in der Tradition nämlich, dass sich asiatische Firmen stark für die deutschen Solarfirmen interessieren. So ist ja die Q-Cells-Tochter Solibro an die chinesische Firma Hanergy gegangen und vorher ging SunWell schon nach China. Ist das die Zukunft für die Solarbranche, als Ableger von großen Konzernen aus Asien?
Frey: Also zumindest mal wird die Zukunft in Deutschland nur dann zu sichern sein, wenn genügend Kapital zur Verfügung steht, um weiter diesen Innovationskurs finanzieren zu können, und die Solarbranche ist technologisch noch längst nicht am Ende angelangt. Das heißt, zunächst mal ist es positiv, dass Geld in die Branche fließen kann, auch am Produktionsstandort Deutschland.
Das nächste ist dann die Frage, wie potent sind diese Investoren. Es ist vor allen Dingen zu prüfen, wie nachhaltig dieses Engagement ausfällt, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsplätze in Deutschland.
Becker: Kann man denn sicherstellen, dass aus einer Übernahme am Ende nicht doch einfach nur ein Know-how-Transfer wird?
Frey: Also man kann das zunächst mal mit den Verträgen vorab klären, unter welchen Bedingungen das Engagement dann auch wirklich akzeptiert wird. Dazu gibt es ja auch am Mittwoch dann die Gläubigerversammlung, dort sitzt das Land Sachsen-Anhalt als ein Gläubiger mit am Tisch, und ich nehme schon an, dass die Regierung dort sehr stark darauf achten wird, dass die Arbeitsplätze hier erhalten werden, zumindest in der ersten Runde.
Becker: Dann glauben Sie schon, dass die Arbeitsplatzzusagen wichtig sein werden? Für zwei Drittel will ja Hanwha garantieren, der spanische Interessent Isofoton, an dem ja auch ein koreanisches Unternehmen beteiligt ist, der will, so sagt er, die gesamte Belegschaft halten. Wie viel wird das wiegen?
Frey: Also ich denke mal, man muss das Gesamtpaket betrachten. Es geht einerseits darum, um die Sicherung, und andererseits um die Einbettungen in ein Gesamtstrategiekonzept des erwerbenden Unternehmens. Allein Arbeitsplatzgarantien heute abzugeben, die in Zukunft dann auch modifiziert werden können in jedem Fall, das scheint mir kein ausreichendes Kriterium zu sein. Es geht also erstens darum, sowohl Arbeitsplätze zu sichern, als auch, den technologischen Fortschritt mit diesen Arbeitsplätzen verknüpfen zu wollen, sprich Forschungsstandort neben der Produktion. Und dann als drittes geht es natürlich darum, ein ordentliches Angebot für die Gläubiger abzugeben.
Becker: Danke – Peter Frey war das, der Geschäftsführer des Branchenverbandes Solarvalley, der die ost- und mitteldeutschen Solarfirmen vertritt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Peter Kujath über den einen Interessenten an Q-Cells, der sich am Wochenende meldete mit dem Angebot, drei Viertel der gut 1500 Arbeitsplätze zu erhalten und rund 250 Millionen Euro zu zahlen – zum Teil als Barkaufpreis (etwa 39 Millionen sollen das sein), der Rest, der größere Rest, soll aus der Übernahme von Schulden bestehen. Seit heute aber gibt es einen zweiten Interessenten. Wie hoch dessen Angebot ist, weiß man offiziell noch nicht – nur, dass das Unternehmen einen amerikanischen Investor an seiner Seite hat. Diesmal ist es kein Bieter aus dem asiatischen Raum. Nein: Isofoton kommt aus Spanien und Daniel Sulzmann stellt das Unternehmen vor. Zwei Interessenten also für Q-Cells.
Mitgehört hat Peter Frey, der Geschäftsführer des Branchenverbandes Solarvalley, der die Interessen der gebeutelten Solarfirmen in Ost- und Mitteldeutschland vertritt. Guten Tag, Herr Frey.
Peter Frey: Guten Abend.
Becker: Ist das nun besser für Q-Cells, zwei Interessenten zu haben statt einen?
Frey: Also zunächst mal ist es ein Zeichen, dass die Solarbranche als Zukunftsbranche auch Investoren außerhalb Chinas interessiert. Das werten wir sehr positiv. Und zweitens: Wenn Investoren auf Einkaufstour sind, dann kommen sie offensichtlich an Mitteldeutschland nicht vorbei. Das ist zunächst mal die Grundbefindlichkeit, denn offensichtlich verhandeln sie mit einem Technologieführer wie Q-Cells.
Becker: Dann geben Sie den Spaniern den Vorzug?
Frey: Das wäre im Detail zu prüfen. Zunächst mal, denke ich, wird ein lang anhaltendes Engagement ausschlaggebend sein müssen, Punkt eins, und Punkt zwei wäre natürlich die Sicherung der Arbeitsplätze am Produktionsstandort Deutschland. Es sollte uns gelingen, sowohl Produktion als auch Forschung als auch Zulieferung an Technologie, sprich Maschinenbau, hier am Standort zu halten. Ich werte beide Engagements eigentlich als Hinweis, dass nun der Markt wieder sich dem zuwendet, wo die Zukunftsperspektive liegt, nämlich Technologien für die Zukunft zu entwickeln, und damit sind Technologieführer gefragt und dazu zählt ohne Weiteres Q-Cells.
Becker: Nun steht ja der Interessent Hanwha in einer gewissen Tradition – in der Tradition nämlich, dass sich asiatische Firmen stark für die deutschen Solarfirmen interessieren. So ist ja die Q-Cells-Tochter Solibro an die chinesische Firma Hanergy gegangen und vorher ging SunWell schon nach China. Ist das die Zukunft für die Solarbranche, als Ableger von großen Konzernen aus Asien?
Frey: Also zumindest mal wird die Zukunft in Deutschland nur dann zu sichern sein, wenn genügend Kapital zur Verfügung steht, um weiter diesen Innovationskurs finanzieren zu können, und die Solarbranche ist technologisch noch längst nicht am Ende angelangt. Das heißt, zunächst mal ist es positiv, dass Geld in die Branche fließen kann, auch am Produktionsstandort Deutschland.
Das nächste ist dann die Frage, wie potent sind diese Investoren. Es ist vor allen Dingen zu prüfen, wie nachhaltig dieses Engagement ausfällt, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsplätze in Deutschland.
Becker: Kann man denn sicherstellen, dass aus einer Übernahme am Ende nicht doch einfach nur ein Know-how-Transfer wird?
Frey: Also man kann das zunächst mal mit den Verträgen vorab klären, unter welchen Bedingungen das Engagement dann auch wirklich akzeptiert wird. Dazu gibt es ja auch am Mittwoch dann die Gläubigerversammlung, dort sitzt das Land Sachsen-Anhalt als ein Gläubiger mit am Tisch, und ich nehme schon an, dass die Regierung dort sehr stark darauf achten wird, dass die Arbeitsplätze hier erhalten werden, zumindest in der ersten Runde.
Becker: Dann glauben Sie schon, dass die Arbeitsplatzzusagen wichtig sein werden? Für zwei Drittel will ja Hanwha garantieren, der spanische Interessent Isofoton, an dem ja auch ein koreanisches Unternehmen beteiligt ist, der will, so sagt er, die gesamte Belegschaft halten. Wie viel wird das wiegen?
Frey: Also ich denke mal, man muss das Gesamtpaket betrachten. Es geht einerseits darum, um die Sicherung, und andererseits um die Einbettungen in ein Gesamtstrategiekonzept des erwerbenden Unternehmens. Allein Arbeitsplatzgarantien heute abzugeben, die in Zukunft dann auch modifiziert werden können in jedem Fall, das scheint mir kein ausreichendes Kriterium zu sein. Es geht also erstens darum, sowohl Arbeitsplätze zu sichern, als auch, den technologischen Fortschritt mit diesen Arbeitsplätzen verknüpfen zu wollen, sprich Forschungsstandort neben der Produktion. Und dann als drittes geht es natürlich darum, ein ordentliches Angebot für die Gläubiger abzugeben.
Becker: Danke – Peter Frey war das, der Geschäftsführer des Branchenverbandes Solarvalley, der die ost- und mitteldeutschen Solarfirmen vertritt.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.